Sie sind wie ein Kurzurlaub – dauern entweder nur wenige Stunden oder erstrecken sich über maximal drei Tage. Wichtig dabei: Man bewegt sich nur zu Fuß, per Rad oder mit Bus und Bahn fort.
Die Idee stammt vom Abenteurer Alastair Humphrey, der nach Jahren anstrengender Touren um die Welt keine Lust mehr hatte, in die Ferne zu schweifen. Das erste Mikroabenteuer des Engländers: eine Winterwanderung entlang der Ringautobahn um London. Hier kommen noch mehr Ideen:
Klein anfangen: Wirf eine Münze und gehe los
Die Idee ist sogar für die Mittagspause geeignet. Mit der Münze in der Hand kurze Zeit unterwegs sein. An jeder Kreuzung wird sie geworfen: Kopf oder Zahl? Links oder rechts?
Die Münze bestimmt, in welche Richtung es geht. Das funktioniert für wenige Minuten, lässt sich aber beliebig ausweiten. Etwa wenn man am Wochenende die Wohnung verlässt und schon an der nächsten Ecke die Münze wirft.
Die eigene Haustür als Zentrum: Im Kreis rund um das Zuhause wandern
Auch das ist beliebig ausbaubar. Dafür braucht man eine Landkarte (und mal nicht sein Smartphone) ein Glas und einen Stift. Dann zeichnet man um den Wohnort Kreise mit verschiedenen Radien. Das ist der Weg, den man dann grob nachwandern kann.
Wer den Kreis nicht schafft, fängt beim nächsten Mal dort wieder an, wo er unterbrochen wurde, oder er zieht einen neuen Kreis um sein Heim und beginnt von Neuem. Das abenteuerliche daran, man wandert mit der Karte und man muss sich seinen Weg durch Stadt und Land suchen, um grob immer auf der gedachten Kreislinie zu bleiben.
Die Heimatstadt erkunden: Den höchsten und den tiefsten Punkt finden
Beiden Ortsmarken kann man sich Stück für Stück nähern. Vom eigenen Standpunkt zunächst den nächst gelegenen höchsten Punkt erspähen. Wenn man dort angelangt ist, wieder den nächst gelegenen höchsten Punkt ausmachen.
Das kann man beliebig fortsetzen: Erst auf der eigenen Straße, dann im Stadtviertel, dann in der Stadt und dann womöglich in der Region. Die Vorgehensweise ist auch interessant für Kinder, sie lernen dadurch auf abenteuerliche Weise ihre Umgebung kennen.
Ab in die Natur: Wandern oder Radfahren mit Karte und Kompass
In Zeiten der allgegenwärtigen Navigationsgeräte auch ein kleines Abenteuer: Mal mit der Karte in der Hand loswandern und sich orientieren. Wie nordet man noch mal eine Karte ein? Und wo liegen überhaupt Süden oder Osten? Wer sich traut, wird es nach dieser Wanderung bestimmt wieder wissen.
Thematische Wanderung: Seen, Burgen, Wälder besuchen
Je nachdem, wo man wohnt, lassen sich prägnante Ortsmarken erwandern oder erradeln: ein See, eine Burg, eine Höhle, ein Steinbruch oder Ähnliches. Das kann dann auch schon mal ein längeres Mikroabenteuer über ein oder zwei Tage sein. Dafür bietet sich auch eine Übernachtung im Freien an.
Unterm Sternenhimmel: Übernachtung im Freien
Sie gehört zu den Klassikern der Mikroabenteuer. Anfänger können sie im eigenen Garten oder auf dem Balkon proben.
Und übernachten im Freien heißt laut Definition von Mikroabenteuern tatsächlich unter dem Sternenhimmel – also eigentlich ohne Zelt. Das hat einen nüchternen Grund: Zelten in der freien Natur ist hierzulande verboten, dennoch gibt es Alternativen.
Der Klassiker: Die Nachtwanderung im Wald – ein Highlight für Kinder
Ein bisschen Grusel darf sein. Besonders auf Kinder macht eine Nachtwanderung in den nächstgelegenen Wald Eindruck. Die Welt sieht bei Nacht ganz anders aus, und trotz Dunkelheit lässt sich vieles entdecken, was man vielleicht über Tag gar nicht so wahrgenommen hat. Wichtiges Ausrüstungsdetail: die Taschenlampe.
Etwas für heiße Sommertage: Schwimmen in See oder Fluss
Eine willkommene Abkühlung an heißen Sommertagen ist ein Bad im Fluss. Das fühlt sich ganz anders an als der Besuch in einem Freibad. So spontan wie dieses Mikroabenteuer auch sein kann, bitte nur in freigegebenen Seen baden, und Kinder sollten auf keinen Fall ohne Eltern das kühle Nass in der Natur ausprobieren.
Für die ganze Familie: Eine Tour mit dem Paddelboot
Nicht laufen, nicht radeln, dafür entspannt dahingleiten. Das geht mit einem Paddelboot. Hier ist dann doch etwas Planung gefordert. Etwa einen Verleiher finden und die Route festmachen. Kinder sollten auf jeden Fall mit einer Schwimmweste gesichert sein und für den Familienfrieden lohnt es sich, Wechselsachen mitzunehmen. Wer ein solches Mikroabenteuer wagt, wird garantiert belohnt: Denn sich auf einem träge dahinfließenden Fluss fortzubewegen, ermöglicht einen ganz anderen Blick auf die Natur und seine direkte Umgebung.
Das geht auch im eigenen Garten: Einen Unterstand bauen
Ebenfalls interessant für Kinder: Sich einen Unterstand bauen – aus Ästen und einer Plane. Das geht zunächst auch im eigenen Garten oder in der direkten Umgebung der Wohnung. Und ist eine gute Übung für die nächste Tour, wenn man während eines Mikroabenteuers mal draußen übernachten will. Äste lassen sich in der Umgebung finden, eine Plane ist auch schnell organisiert. Weiterer wichtiger Ausrüstungsgegenstand: ein Messer zum Schnitzen. Das gibt es auch in einer Kinder-Variante.
Früh raus: Den Sonnenaufgang miterleben
Einfach mal den frühen Morgen nutzen, um zu Fuß oder per Rad den Sonnenaufgang zu erleben. Das Licht ist anders, die Luft riecht anders – man fühlt sich anders. Und das Beste daran: Man hat den ganzen Tag noch vor sich. Eine solche spontane Auszeit muss nicht lange dauern und ist sogar noch vor Beginn des Arbeitstages möglich.
Für Fortgeschrittene: Das 5-to-9 Abenteuer
Wie wäre es mit einem Abenteuer nach Feierabend. Wer sich selbst aus seinem Alltag herausholen will und bereit ist, für eine Zeit seine Komfort-Zone zu verlassen, kann etwa nach fünf Uhr nach der Arbeit mit dem Rad zu seinen Lieblingssee aufbrechen und dort übernachten. Morgens nach dem Bad im See geht es zurück zur Arbeit.
Nicht möglich, passt nicht in den Arbeitsalltag? Mikroabenteurer Alastair Humphrey sagt dazu: „Stell deine Denkweise auf den Kopf. Statt zu sagen: Ich kann keine Abenteuer wegen meines Jobs machen, stell dir die Frage: Welche Möglichkeiten habe ich, wenn ich um 17 Uhr gehe und um neun Uhr am nächsten Morgen wieder in der Arbeit sein muss?“