München/Bonn. Trocken, heiß, viel Wind. „Typisches Feuerwetter“, nennt das Alexander Held. Der Waldbrand-Experte beschäftigt sich am European Forest Institute in Bonn (EFI) mit der Entstehung von Vegetationsbränden und wie man sie bekämpft. Durch den Klimawandel wird das in Deutschland immer wichtiger. Während einige Regionen durch Hochwasser verwüstet werden, dörren an anderen Stellen im Sommer ganze Landstriche aus. „Das trockene Gestrüpp brennt dann wie Zunder“, so Held. Feuer kann also, genauso wie Wasser, schnell gefährlich werden – gerade in dicht besiedelten Ländern wie Deutschland, wo viele Verkehrswege, Siedlungen und Versorgungsleitungen für Strom und Gas in Waldesnähe liegen.

Vorsorge vor Bränden ist daher wichtig, genauso wie gut ausgebildete und ausgerüstete Einsatzkräfte bei der Feuerwehr. Und auch neue Technik hilft beim Schutz von Mensch und Natur, wenn es um Brände geht.

Drohnen patrouillieren über gefährdetem Gebiet

Mit Satelliten etwa lassen sich gefährdete Gebiete sehr gut überwachen. Das Münchner Start-up Ororatech hat ein solches Frühwarnsystem entwickelt. Behörden, Versicherer und die Forstwirtschaft weltweit nutzen es bereits. Bislang wertet das Unternehmen für seinen Dienst Aufnahmen bestehender Satelliten aus. Um künftig noch schneller Alarm schlagen zu können, schickt es im Herbst eigene Mini-Satelliten mit Infrarotkameras ins All.

In manchen Gegenden setzt die Feuerwehr Drohnen ein. Anders als fest installierte Kameras auf Brandwach-Türmen, wie sie Bundesländer wie Brandenburg haben, sind die Drohnen mobil, patrouillieren über gefährdeten Gebieten. Von Guardian Technologies aus dem Allgäu etwa kommt ein solches ferngesteuertes Fluggerät, es arbeitet ebenfalls mit Wärmebildern, kombiniert mit künstlicher Intelligenz.

„In den letzten Jahren wurde viel entwickelt“, fasst Held die Technik-Lösungen zusammen. Allerdings: Ohne Einsatz am Boden geht es nicht. Aus seiner Sicht unerlässlich sind zum Beispiel sogenannte Brandriegel, Schutzstreifen im Wald. „Damit zwingen wir das Feuer in die Knie“, so der Experte. Entlang großer Wege wird Vegetation entfernt. Weil am Boden nichts Brennbares mehr liegt, finden sich ausbreitende Flammen keine Nahrung mehr. Die Methode hat noch einen Vorteil: Breite Wege erleichtern die Anfahrt für die Feuerwehr.

Kleine Flieger, die auf dem Stoppelacker landen

Denn gelöscht werden muss letztendlich immer am Boden und nicht aus der Luft. „Hubschrauber, die Löschwasser abwerfen, dienen nur dazu, das Feuer herunterzukühlen“, erklärt Held. Die Feuerwehr besitzt auch keine eigenen Maschinen, sie müssen für jeden Einsatz angefordert werden bei Polizei und Bundeswehr. Besser wären da kleine, wendige Motorflieger, so Held. Das habe sich in anderen Ländern bewährt. Zum Auftanken können sie auf dem Stoppelacker landen, an Tagen mit hoher Brandgefahr sind sie bereits in der Luft, mit Wasser für einen ersten Löschangriff an Bord.

1.360 Waldbrände gab es 2020 in Deutschland, 368 Hektar gingen verloren, weniger als zuvor, da man Brände früher erkennt und löscht

Löschen allerdings ist immer nur der zweite Schritt. Durch die zunehmende Trockenheit braucht es langfristig einen Umbau hin zu mehr Mischwald mit klimaresistenten Bäumen, um die Brandgefahr zu senken. Möglich sind Arten vom Mittelmeer oder aus Osteuropa, wo es seit jeher trockener ist. Der Umbau ist bereits im Gang, unterstützt mit hohen Fördergeldern. Bislang besteht der deutsche Wald jedoch zu einem Drittel aus Fichten. Sie liefern gutes Bauholz, wie Irene Seling, Geschäftsführerin der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Waldbesitzerverbände (AGDW), sagt. Jedoch leiden diese Bäume besonders unter Dürre, sind dadurch anfällig für Schäden durch Käferfraß und Windbruch.

Brandgefahr: Beim Parken am Baggersee!

Der Wald ist so wichtig wie nie. Er filtert Luft und Wasser, bindet große Mengen CO2, dient nicht zuletzt als Erholungsort – gerade in diesen Corona-Zeiten! Jeder kann etwas tun, damit das so bleibt. „An Tagen mit hoher Waldbrandgefahr heißt es aufpassen“, appelliert Experte Held. Beim Grillen, Feuermachen, aber auch beim Parken am Baggersee. Durch die abstrahlende Hitze eines Motors kann sich das dürre Gras darunter leicht entzünden.

Der deutsche Wald

  • 31 Prozent der Landesfläche Deutschlands sind mit Wald bewachsen
  • 2.771 Hektar Wald gingen 2019 im Bundesgebiet durch Brände verloren
  • 1,5 Milliarden Euro steckt der Staat in die Aufforstung mit klimaresistenten Mischwäldern
  • 62 Millionen Tonnen CO2 nimmt der deutsche Wald jährlich auf
Friederike Storz
aktiv-Redakteurin

Friederike Storz berichtet für aktiv aus München über Unternehmen der bayerischen Metall- und Elektro-Industrie. Die ausgebildete Redakteurin hat nach dem Volontariat Wirtschaftsgeografie studiert und kam vom „Berliner Tagesspiegel“ und „Handelsblatt“ zu aktiv. Sie begeistert sich für Natur und Technik, Nachhaltigkeit sowie gesellschaftspolitische Themen. Privat liebt sie Veggie-Küche und Outdoor-Abenteuer in Bergstiefeln, Kletterschuhen oder auf Tourenski.

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