Millionen Schüler sitzen im Homeschooling. Auch viele Nachhilfeschulen laufen derzeit im Online-Modus. „Dafür haben die Anbieter in den letzten Monaten praktikable Konzepte entwickelt“, weiß Cornelia Sussieck, Vorsitzende des Bundesverbands Nachhilfe- und Nachmittagsschulen in Neckarbischofsheim. Damit der Unterricht per Video funktioniert, rät sie Eltern: „Fragen Sie detailliert nach, wie der Unterricht ablaufen soll und schauen Sie sich die digitalen Angebote der Nachhilfeschulen genau an.“

Was gehört zur digitalen Grundausstattung für zu Hause?

Wie im Schulunterricht braucht jeder Nachhilfeschüler eine digitale Grundausstattung. „Dazu gehören zuallererst ein PC oder Notebook, das Gerät sollte dem Kind idealerweise allein zur Verfügung stehen“, so Sussieck. Ergänzend sollten auf jeden Fall eine Webcam und ein Headset vorhanden sein. Auch ein schneller Internetanschluss sei wichtig, um dem Online-Nachhilfeunterricht störungsfrei zu folgen. Dies ist insbesondere dann wichtig, wenn noch andere Personen wie etwa Eltern die Internetleitung fürs Homeoffice nutzen.

Mit welchen digitalen Tools arbeitet die Nachhilfeschule?

Eltern müssen sich erkundigen, mit welcher App die Anbieter ihre Online-Konferenzen und den Online-Unterricht abhalten, und dann die entsprechenden Apps auf den PC ihrer Kinder laden. Dafür bieten sich Zoom, Google Meet oder Teams an. „Skype hingegen hat zu wenige Funktionen, um damit eine Nachhilfestunde organisieren zu können“, so Sussieck. Dafür sollte es auf jeden Fall einen Leitfaden der gewählten Nachhilfeschule geben, der darüber informiert, wie man sich bei den entsprechenden Konferenz-Apps anmeldet und an Video-Chats teilnehmen kann.

Wie wird online in Gruppen gearbeitet?

Für den Online-Unterricht ebenfalls wichtig sind Tools, mit denen Lerninhalte für die Schüler visuell dargestellt werden können. „Solche Whiteboards sollten auf jeden Fall im Angebot der Nachhilfeschule enthalten sein“, erklärt Sussieck. Dafür bieten sich Apps wie Miro oder Groupboard an. Sie funktionieren ähnlich wie digitale Tafeln, auf denen der Nachhilfelehrer während der Videokonferenz Erklärungen einspielen und zeigen kann.

Bei Miro etwa können zugeschaltete Schüler auch in Gruppen Aufgaben zusammen erledigen oder Übungsaufgaben gemeinsam bearbeiten. Und Groupboard bietet sich besonders für das Fach Mathematik an, weil damit mathematische Formeln erstellt werden können. Solche digitalen Helfer ergänzen den Online-Unterricht gut und ermöglichen es der Lehrkraft, auf Fragen einzelner Schüler besser einzugehen.

Wie können Lehrkräfte und Schüler Lerninhalte austauschen und archivieren?

„Mal die bearbeitete Aufgabe in die Kamera halten, um sie zu kontrollieren, das darf nur in Ausnahmefällen vorkommen“, betont Sussieck. Denn das stört den Ablauf des Unterrichts und ist auf Dauer für Schüler wie Nachhilfelehrer anstrengend. Deshalb sind Archivierungsmöglichkeiten wichtig, mit denen bearbeitete Aufgaben zwischen Lehrkraft und Schüler ausgetauscht werden können: „Dafür sollten technische Möglichkeiten vorhanden sein, und die Lehrkraft sollte sich mit dem Umgang solcher Programme auskennen“, verlangt die Expertin. Deshalb ist es neben der technischen Ausstattung wichtig, bei der Wahl einer Nachhilfeschule nachzufragen, ob die engagierten Lehrkräfte in der Nutzung solcher Programme wirklich geschult sind.

Denn oft benötigen die Kinder für den Umgang mit solchen Programmen eine Einweisung, die im Online-Unterricht nicht zu lange dauern sollte – schließlich bezahlen die Eltern für die fachliche Nachhilfe und nicht für die technische Vorbereitung. „Gute Nachhilfe-Angebote bieten deshalb vor der ersten Online-Nachhilfestunde eine Einführung an, in denen den Kindern der Umgang mit den Programmen nahegebracht wird.“ Für eine solche Einführung bietet sich auch eine kostenlose Probestunde an.

Wie sieht konkret eine Online-Nachhilfestunde aus?

Wichtig für eine gute Online-Nachhilfestunde sind Vorbereitung und Pünktlichkeit. „Die Kinder sollten mindestens fünf Minuten vorher im digitalen Warteraum sein“, so Sussieck. Bei vielen Konferenz-Apps wird dann der Administrator, also die Lehrkraft, pünktlich die Schüler zur Konferenz hinzuschalten. Die Wartezeit kann der Nachhilfeschüler nutzen, um seine persönliche Check-Liste durchzugehen. Dazu gehört, die Kamera einzuschalten, das Headset zu prüfen, sich Stifte, Papier und Themen zurechtzulegen. Und – ganz wichtig – Spielzeug und alles, was ablenkt, zur Seite zu räumen.

„Wer in der Konferenz ist, stellt sich zunächst kurz vor und achtet darauf, den Chat nur für unterrichtsrelevante Themen zu nutzen“, erklärt Expertin Sussieck. Eine wichtige Frage sind auch die Pausen. Die sollten nach maximal 30 Minuten eingebaut sein und etwa 5 Minuten dauern. Was man während dieser Pausen tut, ist oft altersabhängig. „Bewährt hat es sich, die Kinder zu kurzen Bewegungsübungen anzuleiten. So bleiben sie in der Nähe und sind auch wieder pünktlich präsent, wenn der Unterricht weitergeht.“

Wie sollten sich Eltern während des Online-Unterrichts verhalten?

„Im Prinzip wird genauso gelernt wie im Präsenzunterricht. Nur muss alles strikter und konsequenter geregelt sein.“ Da seien dann auch die Eltern in der Pflicht. Kinder bräuchten einen ruhigen, gut abgegrenzten Raum für sich selbst, um konzentriert arbeiten zu können. „Während des Unterrichts sollten Eltern diesen Raum nicht betreten“, rät Sussieck. Das sei bei Video-Konferenzen umso wichtiger, weil man sich noch stärker konzentrieren müsse. Tipp von der Expertin: Ein Hinweisschild an der Tür „Achtung Video-Konferenz. Bitte nicht stören“.

Hier können sie häufig genutzte Kommunikations-Apps herunterladen:

Google Meet für IOS

Google Meet für Android

Zoom für IOS

Zoom für Android

Teams für Android und IOS

Anja van Marwick-Ebner
aktiv-Redakteurin

Anja van Marwick-Ebner ist die aktiv-Expertin für die deutsche Textil- und Bekleidungsindustrie. Sie berichtet vor allem aus deren Betrieben sowie über Wirtschafts- und Verbraucherthemen. Nach der Ausbildung zur Steuerfachgehilfin studierte sie VWL und volontierte unter anderem bei der „Deutschen Handwerks Zeitung“. Den Weg von ihrem Wohnort Leverkusen zur aktiv-Redaktion in Köln reitet sie am liebsten auf ihrem Steckenpferd: einem E-Bike.

Alle Beiträge der Autorin