Köln. Jedes Jahr zur Vorweihnachszeit klammert sich ein Ohrwurm an unseren Gehirnwindungen fest: George Michaels Stimme kriecht aus sämtlichen Lautsprechern – etwa auf dem Weihnachtsmarkt. Wenn die Gedanken dann immer wieder von „I gave you my heart“ von Wham! unterbrochen werden: Herzlichen Glückwunsch, der Ohrwurm ist da.

Bei Langeweile ist unser Gehirn besonders anfällig

„Wann sich eine Melodie in unserem Kopf festsetzt, das kann man leider überhaupt nicht vorhersagen“, erklärt Musikwissenschaftler Jan Hemming von der Uni Kassel, der zu dem Thema forscht. Fest steht aber: Die Dudelei bleibt dann besonders leicht hängen, wenn unser Gehirn gerade Leerlauf hat. In klassischen Alltagssituationen also – beim Staubsaugen, Autofahren oder Spazierengehen. Das Gehirn bekämpft sozusagen selbst die Langeweile und greift auf einfache Gedächtnisinhalte zurück. Ist man dagegen hoch konzentriert mit einer Sache beschäftigt, ist die Ohrwurm-Gefahr deutlich geringer.

„Ein wichtiger Faktor ist auch unsere emotionale Bindung zu einem Lied“, sagt der Wissenschaftler. „Ob negative oder positive Emotionen im Spiel sind, ist aber irrelevant.“ Sprich: Ein nervtötender Song kann genauso schnell im Ohr bleiben wie einer, den man toll findet.

Ist ein Ohrwurm erst mal da, lautet natürlich die wichtigste Frage: Wie wird man ihn wieder los? Kurz gesagt, gibt es da drei Möglichkeiten: Ignorieren – Bewegung – Konzentration.

Kaugummikauen kann helfen oder auch die Steuererklärung

Forscher der University of Reading in England haben herausgefunden, dass der Ohrwurm bei Nichtbeachtung nach circa 22 Minuten von allein verschwindet. Dieselben Forscher raten zum Kaugummikauen. Denn die Bewegung des Kiefers unterbricht das Mitsingen im Kopf. „Hilfreich sind auch Tätigkeiten, bei denen man konzentriert ist“, sagt Hemming, „etwa bei der Steuererklärung.“

Übrigens: Nicht jede Person ist gleich ohrwurmanfällig. Musikbegeisterte Menschen und Profis, die sich häufig mit Melodien beschäftigen, werden besonders oft heimgesucht. Und Frauen erwischt es generell öfter als Männer.

Ohrwurm garantiert

Die University of Saint Andrews hat eine Formel für den perfekten Ohrwurm gefunden: Wichtig sind gute Melodien und rhythmische Wiederholungen. Die Top-Fünf-Liste der britischen Uni:

  • We will rock you. Der Queen-Song wurde 1977 veröffentlicht.
  • Happy von Pharrell Williams ist mittlerweile auch schon zehn Jahre alt.
  • We are the Champions. Noch ein Queen-Song in den Top Fünf!
  • I’m gonna be (500 miles) von The Proclaimers aus dem Jahr 1987.
  • YMCA von The Village People (1978).
Nadine Bettray
aktiv-Redakteurin

Nadine Bettray schreibt bei aktiv vor allem über Wirtschafts- und Verbraucherthemen. Sie studierte Politikwissenschaft an der Fernuniversität Hagen. Anschließend zog es sie zum Arbeitgeberverband METALL NRW in Düsseldorf. Am Journalistenzentrum Haus Busch in Hagen absolvierte sie ein Volontariat. Wenn Nadine nicht am Schreibtisch sitzt, jubelt sie Rot-Weiss Essen zu oder rennt mit ihrem Hund durch den Wald. 

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