Obertshausen. Ohne Familien ist kein Staat zu machen. Diese Aussage war der Konrad-Adenauer-Stiftung in Berlin ein eigenes Buch wert, in dem auch Simone Weinmann-Mang und Wolf Matthias Mang zu Wort kommen. Die beiden führen die Geschäfte bei Arno Arnold in Obertshausen gemeinsam. Zudem ist Mang Aufsichtsratsvorsitzender beim Familienunternehmen und Technologiekonzern Oechsler im fränkischen Ansbach und im Ehrenamt Vorsitzender des Arbeitgeberverbands Hessenmetall. aktiv veröffentlicht hier Auszüge des Interviews.

Was bedeutet „Familie“ für die Unternehmerfamilie Mang?

Meine Frau und ich haben beide eine Firma geerbt, die jeweils 1864 gegründet wurde. In einer solchen Unternehmerfamilie ist der Begriff „Familie“ sehr eng mit dem Beruf der Eltern und der Firma verbunden. Das hat man in jungen Jahren schon gespürt – als wenn da noch ein Kind wäre, das nur nicht mit am Essenstisch sitzt. Mit zunehmendem Alter wird man sich dann immer mehr bewusst, dass das etwas ist, wofür es sich anzustrengen lohnt.

Wie tief sind Ihre regionalen Wurzeln?

Sehr tief! Deswegen haben wir bei Arno Arnold früh versucht, die Produktion so prozessorientiert zu gestalten, dass wir weiterhin in Deutschland produzieren können. Das ist eine gewaltige Herausforderung, bei der man die Mitarbeiter früh mitnehmen und klarmachen muss: Wir müssen hier Außergewöhnliches leisten, damit wir an diesem Standort Arbeitsplätze erhalten können – wir haben dann später ja eine ganze Menge zusätzlicher Arbeitsplätze geschaffen. Regionalität oder auch Heimat ist bei uns sehr positiv besetzt. Bei Oechsler stehen wir vor der Herausforderung, unseren Kunden auf den Weltmärkten zu folgen, nicht um Kosten zu drücken, sondern unsere Kunden weltweit an ihren Standorten beliefern zu können. Heute ist das aus vielen Gründen mit einer Produktion nur in Deutschland nicht mehr machbar.

Welche Rolle spielt für Sie Religion?

Unsere Religion prägt uns sehr. Auch unsere Führungsprinzipien bauen darauf auf, insbesondere was die Wertschätzung unserer Mitarbeiter, unserer Kunden und Lieferanten angeht. Bei uns war es schon immer so, dass man jedem Mitarbeiter mit einem größtmöglichen Maß an Respekt begegnet. Auch Verantwortung für andere zu übernehmen, ist in der christlichen Tradition verwurzelt. Wir hätten mit der Firma nach Osteuropa gehen können und wären von heute auf morgen um 30 Prozent produktiver. So einfach haben wir es uns aber nicht gemacht, weil wir uns verantwortlich fühlen für die Menschen, die hier leben und die hier arbeiten. Diese zwei Aspekte von Religion, Wertschätzung und Verantwortung, sind mir hier besonders wichtig.

Wird der Familie insgesamt genügend Wert beigemessen?

Nein, das glaube ich nicht. Was wir heute manchmal als Familie sehen, entspricht nicht dem ursprünglichen Verständnis von Familienunternehmen und Familie: eine Verpflichtung gegenüber der vorhergehenden und der nachfolgenden Generation. Bei uns im katholischen Kindergarten engagieren wir uns für bessere Öffnungszeiten und mehr Möglichkeiten für berufstätige Familien. Wir möchten jungen Menschen Mut machen, dass sie Kinder kriegen und dennoch beruflich Karriere machen können. Das menschliche Glück sollte bei der Karriere aber nicht vergessen werden.

Warum engagieren Sie sich stark ehrenamtlich?

Wir reisen viel, auch mit der ganzen Familie. Dabei sehen wir viele Länder, in denen sich die Menschen nicht einbringen dürfen, in denen sie ausgegrenzt sind und wo die Politik über die Köpfe der Menschen hinweg entscheidet. Es ist fantastisch, dass wir in Deutschland die Möglichkeit haben, uns in die Gesellschaft einzubringen und Verantwortung zu übernehmen. Das macht mir nicht nur Spaß, sondern ich will auch der Gesellschaft in dem Land etwas zurückgeben, von dem ich, von dem wir stark profitieren. Deswegen halte ich unser Engagement für selbstverständlich.

Hier bei aktiv kommen drei weitere Familienunternehmer  zu Wort. Sie sagen, warum auch die Mitarbeiter zur Familie gehören.

Maja Becker-Mohr
Autorin

Maja Becker-Mohr ist für aktiv in den Unternehmen der hessischen Metall-, Elektro- und IT-Industrie sowie der papier- und kunststoffverarbeitenden Industrie unterwegs. Die Diplom-Meteorologin entdeckte ihr Herz für Wirtschaftsthemen als Redakteurin bei den VDI-Nachrichten in Düsseldorf, was sich bei ihr als Kommunikationschefin beim Arbeitgeberverband Hessenchemie noch vertiefte. In der Freizeit streift sie am liebsten durch Wald, Feld und Flur.

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