Weniger ist manchmal mehr, sagt der Volksmund. Und der Spruch stimmt ja auch – zumindest für die meisten Beschäftigten: Nur vier Tage in der Woche zu arbeiten, hieße für sie, einen freien Tag mehr in der Woche privat nutzen zu können. So weit, so verlockend.

Aber das „Weniger“ an Arbeit verursacht eben auch ein „Mehr“ an Kosten, wenn trotzdem der Monatslohn unverändert bleiben soll, wie die Gewerkschaften es fordern. Das könnten sich in der Metall- und Elektro-Industrie vielleicht wenige einzelne Unternehmen leisten, deren Auftragsbücher und Materiallager voll und deren Werkhallen gut gefüllt mit Fachkräften sind.

Doch die sind die Ausnahme: Die Masse der Firmen kann aus Personalnot ihre Aufträge nur nach und nach abarbeiten und dann oft auch noch zu nicht kostendeckenden Preisen. Diese Betriebe brauchen Entlastungen und keine zusätzliche Erhöhung der Arbeitskosten.

Die Debatten über Arbeitszeitverkürzungen stammen aus Jahrzehnten, in denen hohe Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung herrschten. Inzwischen hat sich die Lage umgekehrt: Es besteht ein eklatanter Mangel an Personal, der sich aufgrund der demografischen Entwicklung weiter verschärfen wird.

Deshalb müssen auch die Rezepte in die entgegengesetzte Richtung weisen: hin zu einem höheren Arbeitszeitvolumen, damit wieder verstärkt in Deutschland investiert und die schleichende De-Industrialisierung aufgehalten wird.

Wir Arbeitgeber haben ein anderes Modell vorgeschlagen, nämlich die tarifliche Arbeitszeit im Rahmen der in der EU geltenden Grenzen flexibler auf die einzelnen Wochentage zu verteilen. Beschäftigte könnten dann – je nach betrieblichen und persönlichen Belangen – zum Beispiel dienstags deutlich länger, donnerstags deutlich kürzer oder freitags gar nicht arbeiten.

Auch so wäre eine individuelle Vier-Tage-Woche möglich. Die Ampel-Regierung bräuchte bloß das Arbeitszeit-Gesetz entsprechend zu ändern. Gerne dürfen Sie raten, wer das bisher blockiert.

Hier hören Sie den aktuellen Podcast der Arbeitgeberverbände der norddeutschen Metall- und Elektroindustrie NORDMETALL und AGV NORD: meinarbeitgeberverband.de