Wer hinterlässt schon gern Namen, Adresse, E-Mail und Telefonnummer auf einem Papier oder gar in einer Liste, die im Biergarten für alle sichtbar ausliegt? Ihre Daten werden Gäste und Kunden immer noch preisgeben müssen, wenn Gastro- und Kulturbetriebe wieder öffnen dürfen. Eine Zettelwirtschaft wie im letzten Sommer muss aber nicht mehr sein – es geht auch diskreter: nämlich digital.

So funktioniert die digitale Kontaktdatenerfassung

Das Restaurant oder der Betrieb bringen ausgedruckte QR-Codes im Raum oder auf den Tischen an. Scannt ein Gast den Code mit dem Handy, öffnet sich das Kontaktdatenformular. Er gibt seine Daten ein und checkt ein. Die Internetseite oder App erfasst Datum und Uhrzeit automatisch, ebenso beim Auschecken. Vergisst der Gast auszuchecken, übernimmt das die Anwendung nach einer festgelegten Zeit automatisch.

Vorraussetzung: Das Handy muss QR-Codes lesen können

Dafür braucht der Restaurant- oder Museumsbesucher lediglich ein Handy, das QR-Codes lesen kann. Dann kann er seine Kontaktdaten im eigenen Handy in ein Online-Formular eingeben – kontaktlos ohne Stift und Zettel oder gar Listen, die offen ausliegen. QR-Codes scannen, das können aktuelle Smartphones sogar mit der Kamera. Ob es mit dem eigenen Handy geht, kann man beispielsweise auf der Internetseite recover.de ausprobieren. Falls es mit der Kamera nicht funktioniert, kann man sich aus dem Google Play Store oder in Apples App Store einen QR-Scanner aufs Handy laden.

In den meisten Fällen muss der Kunde keine App installieren

Bereits seit Mitte Mai 2020 ist eine Vielzahl an Anwendungen verfügbar. Welche Anwendung zur Datenerfassung zum Einsatz kommt, muss nicht der Kunde entscheiden – das macht der Gastbetrieb. Der Kunde muss auch keine App auf seinem Handy installieren, es sei denn, der Gastbetrieb verwendet das Luca-System. In diesem Fall braucht der Kunde die Luca-App auf seinem Endgerät (mehr dazu lesen Sie am Ende des Artikels). Und auch die Corona-Warn-App muss auf das Handy geladen werden. Bei anderen Lösungen ist das nicht nötig, da genügt der QR-Scanner.

Was bringt die digitale Datenerfassung?

Dem Kunden bringt der Handy-Check-in gegenüber dem Ausfüllen von Papierformularen keinerlei Mehraufwand – eher weniger. Wenn er wieder in dieselbe Location kommt oder in einen Betrieb, der dasselbe System nutzt, muss er seine Daten nicht erneut eingeben, sondern kann direkt einchecken. Manche Anwendungen ermöglichen auch die Einbindung einer digitalen Speisekarte, die der Gast auf dem Handy abrufen kann.

Auch Betriebe und Gesundheitsämter würden entlastet

Gastronomen, Veranstalter und auch die Gesundheitsämter müssen sich nicht mehr mit unleserlich bekritzelten Papierstapeln herumschlagen. Das macht die Rückverfolgung von Kontakten einfacher und effektiver. Alina Hesse, Referentin Health & Pharma beim Digitalverband Bitkom, meint dazu: „In der Praxis haben sich Listen auf Papier als unpraktikabel und die dort angegebenen Daten häufig als unzuverlässig erwiesen. Die digitale Kontaktnachverfolgung per App wäre daher neben Impfungen und Schnelltests ein wichtiger Baustein, damit wir den Lockdown dauerhaft überwinden können.“

Und wie ist es mit dem Datenschutz?

Nach Aussagen der Anbieter arbeiten die Anwendungen datenschutzkonform. Die Daten werden verschlüsselt aufbewahrt, sodass die Anbieter selbst keinen Zugriff darauf haben. Darin sieht Bitkom-Expertin Hesse ein klares Sicherheitsplus gegenüber der Zettel-Methode: „Verglichen mit der Datenerfassung auf Papier bietet eine Kontakt-Nachverfolgungs-App die Möglichkeit, Daten verschlüsselt so zu speichern, dass sichergestellt ist, dass nur Berechtigte diese auch lesen und nutzen können.“ Nach einem bestimmten Zeitraum zwischen drei und sechs Wochen (meistens ist es ein Monat) werden die Daten automatisch gelöscht. Auch das ist gegenüber einem handbeschriebenen Blatt, das physisch geschreddert oder anderweitig zerstört werden muss, erheblich einfacher.

Diese Systeme gibt es auf dem Markt

Eine kleine Auswahl von Anwendungen und Anbietern auf dem App-Markt stellt aktiv hier kurz vor:

Corona-Warn-App ...

... wurde weiterentwickelt und hat nun auch eine Check-in-Funktion. Dafür muss, wie bei den anderen Anwendungen auch, ein QR-Code gescannt werden. Künftige Versionen sollen auch die Ergebnisse von Schnelltests und ein digitales Impfzertifikat anzeigen können. Die Corona-Warn-App muss auf dem Handy installiert sein. Die neue Version 2.0 steht im Google Play Store und im App Store bereit.

bundesregierung.de

Luca ...

... muss auf dem Handy des Gasts installiert sein, damit er die App für die Dateneingabe nutzen kann. Man findet sie im Google Play Store oder im App Store. Für Gäste ohne App auf dem Handy gibt es eine Web-Version. Im Infektionsfall kann der Gast seine in der Luca-App erfasste Historie für das zuständige Gesundheitsamt freigeben. Die zweifach verschlüsselten Gästelisten der Betriebe kann nur das Gesundheitsamt – nach Freigabe durch den Betrieb – wieder entschlüsseln. Nach spätestens 30 Tagen werden die Check-ins gelöscht.

luca-app.de

Darf ich rein ...

... wurde von der Darfichrein GmbH, einem Tochterunternehmen der Anstalt für Kommunale Datenverarbeitung in Bayern, in Kooperation mit Dehoga Bayern entwickelt. Die Anwendung funktioniert aber in allen Bundesländern. Um Gruppen einzuchecken, genügt es, wenn eine Person den QR-Code scannt, sich im Formular einträgt und dann weitere Personen hinzufügt. Wer mit seinem Handy den QR-Code nicht scannen kann, dem steht auch einen Direktlink zur Verfügung. Darfichrein wurde schon an über 3.700 Standorten für mehr als 2,6 Millionen Check-ins genutzt.

dir-company.de/darfichrein-checkin

Recover ...

... speichert die erfassten Gästedaten verschlüsselt auf dem Recover-Server der Kölner Digitalagentur Railslove. Diese hat lediglich auf die Metadaten (Ort und Zeit) Zugriff, nicht aber auf die Gästedaten. Liegt dem Gesundheitsamt ein Corona-Fall vor und fragt es bei dem betreffenden Betrieb an, gibt dieser Recover Bescheid. Die Agentur schaltet dann die Gästeliste im fraglichen Zeitraum für das Gesundheitsamt frei. Für IT-Kundige, die die Sicherheit unter die Lupe nehmen wollen, hat Recover den Quelltext im Internet veröffentlicht.

recoverapp.de

Hygiene-Ranger ...

... bietet in Deutschland, Österreich und der Schweiz unter anderem einen Kids-Check-in für Eltern oder Trainer in Vereinen sowie einen Gruppen-Check-in für Mannschaften, Schulklassen oder Familien. Die Daten werden fristgerecht gelöscht – je nach Land spätestens nach sechs Wochen. Im Fall einer Corona-Infektion wird die Kontaktdaten-Dokumentation relevanter Besucher von Hygiene-Ranger via passwortgeschützter Download-Datei ausschließlich an das Gesundheitsamt übermittelt. Wo Hygiene-Ranger im Einsatz ist, zeigt eine interaktive Karte auf der Internetseite, wenn man unter „Erkunden“ eine Betriebskategorie auswählt.

hygiene-ranger.de

Smartmeeting ...

... eignet sich auch für Unternehmen, etwa in Besprechungsräumen. Beim Check-in wird eine Bestätigung an die angegebene Handynummer oder E-Mail-Adresse versandt und dadurch sichergestellt, dass diese korrekt ist. Die Daten werden in der Open Telekom Cloud gespeichert und automatisch nach einem Monat gelöscht. Kommt das Gesundheitsamt auf den Betrieb zu, muss dieser sich nur per E-Mail an den Support von Smartmeeting wenden. Der setzt sich dann mit dem Gesundheitsamt in Verbindung. Mit dieser Anwendung haben bereits über 500.000 Personen bei mehr als 200 Organisationen eingecheckt.

smartmeeting.online

Corona-Anmeldung ...

... stammt von drei Nürnberger IT-Spezialisten. Der kostenlose Service wird in Deutschland, Österreich und der Schweiz eingesetzt. Auch hier können Gastronomen digitale Menükarten integrieren. Die Gästedaten liegen in einer geschützten Datenbank und werden vier Wochen lang aufbewahrt.

corona-anmeldung.de

Ursula Wirtz
aktiv-Redakteurin

Als Mitglied der Stuttgarter aktiv-Redaktion berichtet Ursula Wirtz aus den Metall- und Elektrounternehmen in Baden-Württemberg sowie über Konjunktur- und Ratgeberthemen. Sie studierte Romanistik und Wirtschaftswissenschaften. Später stieg sie bei einem Fachzeitschriftenverlag für Haustechnik und Metall am Bau in den Journalismus ein. Neben dem Wirtschaftswachstum beobachtet sie am liebsten das Pflanzenwachstum in ihrem Garten.

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