Stuttgart. Wer hat sie nicht schon mal irgendwo zufällig beim Wandern oder Spazierengehen entdeckt: die Jakobsmuschel, meist gelb auf blauem Grund. Seit rund 1.000 Jahren weist sie den Weg nach Santiago de Compostela im äußersten Westen Spaniens. Aus allen Ecken und Enden Europas pilgerten die Menschen im Mittelalter dorthin, die meisten zu Fuß, die Begüterten zu Pferd. Sie waren sicher, dass sich die Strapazen lohnten – wurden ihnen doch ihre Sünden vergeben, wenn sie durchhielten bis zum Grab des heiligen Jakobus am Ende der damals bekannten Welt. Kein Wunder, dass der Jakobsweg schon früher eine Art Volkssport war.

Drei Hauptrouten starten von Rothenburg ob der Tauber

Das weitverzweigte Wegenetz durchzieht auch den deutschen Südwesten. Drei Hauptrouten starten von Rothenburg ob der Tauber. Eine quert Baden-Württemberg im Norden über Sinsheim bis Speyer, eine andere führt über Schwäbisch Hall, Tübingen, Horb und Freiburg nach Frankreich. Die dritte bringt die Pilger über Ulm, Biberach, Ravensburg und Konstanz in die Schweiz. Von Rothenburg bis Santiago sind es rund 2.500 Kilometer. Wer es ein paar Nummern kleiner haben will, kann sich auf Teilstrecken beschränken, für einen Kurzurlaub oder auch nur einen Tagesausflug.

Auch für Ungeübte gut machbar: Der Weg von Tübingen nach Rottenburg

Zum Beispiel in Hohenlohe von Schrozberg nach Langenburg mit seiner Burg hoch über dem Jagsttal. Oder im Neckartal: Die elf Kilometer von Tübingen bis Rottenburg – inklusive Abstecher zur Wurmlinger Kapelle – sind auch für weniger geübte Wanderer gut zu bewältigen, zurück kommt man bequem mit dem Zug. Ein sehr reizvoller Abschnitt ist auch der Beuroner Jakobsweg, eine Nebenroute über die Schwäbische Alb ins Donautal. Er beginnt in Hechingen, mit Blick auf die Burg Hohenzollern, macht Station im Kloster Beuron und endet in Messkirch. Hier lohnt sich ein Besuch des Campus Galli, einer Großbaustelle, wo mit mittelalterlicher Technik ein Kloster entsteht.

Auf dem Linzgauer Jakobsweg geht es über den Bodensee

Der Linzgauer Jakobsweg führt schließlich zur Schweizer Grenze. Auf dem letzten Stück geht es zuerst per Schiff von Überlingen über den Bodensee nach Wallhausen. Anschließend sind es noch 16 Kilometer bis zum Konstanzer Münster. Unterwegs bietet sich eine herrliche Sicht auf Obersee und Säntisgebiet. Infos zu einzelnen Etappen gibt es unter wir-wandern-gerne.de, geführte Pilgertouren hier: kirche-tourismus-bw.de.

Ursula Wirtz
aktiv-Redakteurin

Als Mitglied der Stuttgarter aktiv-Redaktion berichtet Ursula Wirtz aus den Metall- und Elektrounternehmen in Baden-Württemberg sowie über Konjunktur- und Ratgeberthemen. Sie studierte Romanistik und Wirtschaftswissenschaften. Später stieg sie bei einem Fachzeitschriftenverlag für Haustechnik und Metall am Bau in den Journalismus ein. Neben dem Wirtschaftswachstum beobachtet sie am liebsten das Pflanzenwachstum in ihrem Garten.

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