Neuss. Den Deutschen geht es wirtschaftlich gut. Trotzdem sind immer mehr überschuldet, über 6,9 Millionen Betroffene zählt der „SchuldnerAtlas 2018“. Die Gründe nennt Michael Bretz, Leiter der Creditreform Wirtschaftsforschung, die den Atlas erstellt.

Zum fünften Mal in Folge ist die Zahl der Überschuldeten gestiegen. Wie kommt das?

Bemerkenswert ist, dass die sogenannte weiche Überschuldung zunimmt. Die liegt vor, wenn jemand mindestens drei Gläubigern Geld schuldet und diese jeweils schon drei Zahlungsaufforderungen erfolglos geschickt haben. Die „harte“ Überschuldung, die vor Gericht geht, etwa bei Privatinsolvenzen, nimmt dagegen ab.

Was bedeutet das konkret?

Weiche Überschuldung hängt stark mit Konsum zusammen. Aufgrund der guten Konjunktur leisten sich die Verbraucher mehr. Sie fühlen sich sicher und gehen höhere Risiken ein, weil sie glauben, Kredite schnell tilgen zu können. Dabei verlieren einige den Überblick über die Raten, die sie pro Monat zahlen müssen.

Wer ist besonders von Überschuldung betroffen?

Es sind mehr Männer als Frauen betroffen. Jedoch sinkt die Quote der Männer, bei Frauen steigt sie. Und Bildung spielt eine Rolle: Bei Verbrauchern ohne Schulabschluss sind 12,3 Prozent betroffen, bei Menschen mit Fachhochschulreife nur 8,3 Prozent.

Was kann man dagegen tun?

Die Finanzbildung muss gestärkt werden, besonders an Hauptschulen, aber auch allgemein. Studien zeigen, dass nur etwa 30 Prozent der Ewachsenen in Deutschland fit darin sind, Zinsen auszurechnen.