Es war ein unvergesslicher Moment für Janik Siller und Timo Dentler: Bei der Betriebsversammlung Ende 2019 wurden die Software-Entwickler überraschend nach vorne gebeten. Herzklopfen! Und dann: Vor rund 800 Kollegen überreicht ihnen Geschäftsführer Dr. Lothar Seybold den Rafi-Innovationspokal. Unbändiger Stolz! Verdient hatten sie sich die Auszeichnung mit einer Idee für ein neues Produkt – dazu später mehr.

Um diesen Innovationsprozess wird Rafi von großen Unternehmen beneidet

Bei Rafi wird das Innovationsmanagement systematisch gepflegt. Der Mittelständler stattet medizinische Geräte, Nutzfahrzeuge oder Roboter mit Schaltern, Tasten und Bedienoberflächen aus, Software und Elektronik inklusive. Und zählt zu den innovativsten Unternehmen in Deutschland. „Wir haben einen Innovationsprozess, um den uns selbst große Unternehmen beneiden“, betont Eric Bulach, der diesen Prozess betreut. Am Standort Ravensburg werden die rund 1.200 Mitarbeiter ermuntert, innovative Vorschläge einzureichen.

Alle Mitarbeiter können Innovationen vorschlagen

Jeder kann seine Ideen in eine spezielle Datenbank eintragen. Ein Team aus Ideen-Managern sortiert die Einträge. Regelmäßig können die Mitarbeiter ihre Vorschläge einem Gremium aus Ingenieuren, Produktmanagern und Vertrieblern präsentieren, das eine Vorauswahl für die Geschäftsleitung trifft. Wer als „Top-Innovator“ des Jahres den Pokal bekommt, entscheidet CEO Seybold. Das Preisgeld in Höhe von 2.000 Euro wird immer für einen guten Zweck gespendet, der Pokal-Gewinner bestimmt, wofür.

Schon viele Innovationen wurden so entwickelt

„Das Konzept kommt super an“, freut sich Bulach. „Wir erhalten etwa 50 Vorschläge pro Jahr. Daraus ist zum Beispiel unsere patentierte Twin-Touch-Technologie entstanden.“ Die stellt sicher, dass Bedienoberflächen nicht auf Staub oder Schmutz reagieren und so unbeabsichtigt Funktionen in Gang setzen – für medizinische Geräte oder Maschinen ein klares Sicherheitsplus. Der Entwicklung ging eine andere Idee aus Mitarbeiterkreisen voraus: nämlich, die Sensorik für Touchpanels im Haus zu fertigen, anstatt sie in Asien einzukaufen.

Das Projekt von Janik Siller und Timo Dentler läuft übrigens, ist aber noch geheim. Nur so viel: Es hat mit künstlicher Intelligenz zu tun und soll die Zuverlässigkeit von Bedienelementen dramatisch erhöhen.

Ursula Wirtz
aktiv-Redakteurin

Als Mitglied der Stuttgarter aktiv-Redaktion berichtet Ursula Wirtz aus den Metall- und Elektrounternehmen in Baden-Württemberg sowie über Konjunktur- und Ratgeberthemen. Sie studierte Romanistik und Wirtschaftswissenschaften. Später stieg sie bei einem Fachzeitschriftenverlag für Haustechnik und Metall am Bau in den Journalismus ein. Neben dem Wirtschaftswachstum beobachtet sie am liebsten das Pflanzenwachstum in ihrem Garten.

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