Stuttgart. Die Betriebe der Metall- und Elektro-Industrie haben dem Fachkräftenachwuchs viel zu bieten: Hier verdienen Azubis im ersten Lehrjahr schon mehr als 1.000 Euro monatlich. Die Jobs haben Zukunft, trotz Krise und technologischem Wandel: In den kommenden Jahren – wenn immer mehr ältere Beschäftigte in Rente gehen – werden verstärkt Fachkräfte benötigt, vor allem im technischen Bereich.

Wer jetzt die Weichen stellen möchte für eine gute berufliche Zukunft, sollte sich in der Branche umschauen – am besten gleich, anstatt zu warten, bis 2022 wieder Ausbildungsmessen stattfinden können. Die Chancen seien gut, es gebe deutlich mehr Ausbildungsstellen als Bewerberinnen und Bewerber, sagt Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut. Es sind also genügend Lehrstellen frei. Infos zu einzelnen Berufen und freien Lehrstellen gibt es in der App „ME Berufe“. Lesen Sie auf aktiv-online.de, welche Infos es in der M+E-Berufe-App für Schüler und angehende Azubis gibt. Was für die Ausbildung spricht, haben uns vier Azubis erklärt.

„Ich darf sehr sebstständig arbeiten, man vertraut mir"

Janine Hofmann (22), Auszubildende zur Industriekauffrau mit Zusatzqualifikation Englisch bei der Liebherr-Werk Biberach GmbH, bekannt für Turmdrehkrane.

Warum haben Sie sich für diesen Beruf entschieden?

Wirtschaft und Englisch haben mir schon in der Schule viel Spaß gemacht. Die Ausbildung vereint die betrieblichen und sprachlichen Bereiche perfekt. Zudem bin ich in Biberach aufgewachsen. Die Firmengruppe Liebherr mit ihrer internationalen Ausrichtung war mir bestens bekannt. Mein Opa arbeitete hier schon.

Was macht am meisten Spaß?

Von Arbeitssicherheit über Einkauf bis zum Vertrieb – bereits im ersten Jahr habe ich viele Abteilungen kennengelernt. Die Aufgaben sind reizvoll, weil ich sehr selbstständig arbeiten darf und man mir vertraut. Das gibt mir das Gefühl, bereits als Auszubildende eine wichtige Rolle zu haben.

Was fasziniert Sie an der Industrie?

Sie ist für mich wie ein Zahnradgetriebe. Verschiedene Abteilungen von der Administration bis zur Produktion greifen für den Erfolg ineinander. Am Ende kommt etwas Großes heraus, was bei uns mit den Kranen ja nicht nur im übertragenen Sinn zutrifft.

Was ist Ihr Traum für die Zukunft?

Ich möchte einen sehr guten Abschluss erzielen und hoffe, übernommen zu werden. Ich kann mir vorstellen, den Ausbilderschein zu machen, um selbst Azubis an die Hand nehmen zu können.

Was raten Sie jungen Leuten, die sich beruflich orientieren?

Informiert habe ich mich persönlich bei Liebherr. So habe ich Infos aus erster Hand erhalten und ein Gefühl dafür bekommen, ob der Beruf zu mir passt. Selbst in der Pandemie gab und gibt es Angebote für die Berufsorientierung.

„Es ist spannend, wie aus kleinen Bauteilen eine große Anlage wird"

Katharina Schnell (22), Auszubildende zur Produktionstechnologin bei der Homag-Gruppe in Schopfloch, die Holzbearbeitungsanlagen in alle Welt liefert.

Warum haben Sie sich für diesen Beruf entschieden?

Ich war nach der Realschule erst auf einem kaufmännischen Berufskolleg. Das hat mir gefallen, ich wollte aber auch etwas mit Technik zu tun haben. Als Produktionstechnologe hat man beides. Draufgekommen bin ich beim Tag der offenen Tür von Homag.

Was macht am meisten Spaß?

Die Ausbildung ist sehr vielfältig, man hat mit den verschiedensten Abteilungen zu tun – mal fertigt man eine technische Zeichnung an, mal arbeitet man im Industrial Engineering mit oder im Qualitätswesen.

Was fasziniert Sie an der Industrie?

Es ist total spannend, wie aus kleinen Bauteilen eine große Anlage wird. Da sind viele verschiedene Leute daran beteiligt, und jeder Einzelne spielt eine wichtige Rolle.

Was ist Ihr Traum für die Zukunft?

Ich bin bald fertig und werde im Vertrieb übernommen. Mein Ziel ist, mich noch weiterzubilden, zunächst zur Prozess-Expertin, dann zur Prozess-Managerin. Mich reizt es, Verantwortung zu übernehmen und neue Herausforderungen anzupacken. Auch ein sicherer Arbeitsplatz ist mir wichtig. Da brauche ich mir bei Homag keine Sorgen zu machen.

Was raten Sie jungen Leuten, die sich beruflich orientieren?

Nicht den Mut verlieren! Ich habe auch nicht gleich gewusst, was ich machen will. Mir hat es geholfen, viele Berufsmessen zu besuchen und erst einmal für alles offen zu sein. Mein Tipp ist auch, dass man auch ohne Studium viele Aufstiegsmöglichkeiten hat.

„Im technischen Bereich gibt es viele Optionen"

Fanny Wolf (17), Auszubildende zur Industriemechanikerin bei IMS Gear in Donaueschingen, einem international aufgestellten Spezialisten für Zahnrad- und Getriebetechnik.

Warum haben Sie sich für diesen Beruf entschieden?

Weil mich Technik interessiert, wollte ich auf jeden Fall eine Ausbildung in einem technischen Beruf machen. Nach einem Praktikum war mir klar: Industriemechanikerin ist mein Ding.

Was macht am meisten Spaß?

Der Umgang mit den Maschinen und das eigenständige Arbeiten. Außerdem gefällt mir sehr gut, dass wir während der Ausbildung verschiedene Unternehmensbereiche durchlaufen. So bekommt man sehr gute Einblicke in die Abläufe im Betrieb.

Was fasziniert Sie an der Industrie?

Das Zusammenspiel von Menge und Qualität. Wir produzieren riesige Stückzahlen, und das mit Präzision. Das beeindruckt mich.

Was ist Ihr Traum für die berufliche Zukunft?

Erst mal die Ausbildung abschließen und dann, nach zwei, drei Jahren, eine Weiterbildung, zum Beispiel zur Industriemeisterin. Im technischen Bereich will ich auf jeden Fall bleiben, es gibt da viele Optionen.

Was raten Sie jungen Leuten, die sich gerade beruflich orientieren?

Ein Praktikum, oder besser mehrere, ist auf jeden Fall hilfreich. Seine Entscheidung sollte man nach Neigung treffen: Was liegt mir? Was interessiert mich? Was macht mir Spaß? Und sich nicht zu sehr von anderen reinquatschen lassen. Zieht einfach euer Ding durch!

„Nach dem Abi wollte ich etwas Praktisches machen"

Chris Pinna (21), Auszubildender zum Zerspannungsmechaniker bei Chiron in Tuttlingen, einem führenden Hersteller von CNC-Werkzeugmaschinen.

Warum haben Sie sich für diesen Beruf entschieden?

Weil ich nach meinem Abi keine Lust hatte, wieder nur Theorie zu lernen, wollte ich etwas Praktisches machen. Zerspaner bei Chiron ist sehr praxisbezogen. Und da ich mich schon immer für Technik interessiert habe, ist das der passende Beruf für mich.

Was macht am meisten Spaß?

Komplexe Teile selbst zu programmieren. Dabei ist die Herausforderung, immer den besten und schnellsten Weg zur Fertigung zu finden. Oft sind da kreative Lösungen gefragt.

Was fasziniert Sie an der Industrie?

In der Industrie findet sich immer die neueste Technologie wieder. Wir als Maschinenbau-Unternehmen entwickeln uns auch ständig weiter. Man lernt also viel Neues und hat so einen sehr abwechslungsreichen Alltag.

Was ist Ihr Traum für die berufliche Zukunft?

Ich möchte mich beruflich weiterbilden, sodass ich noch bessere Aufstiegsmöglichkeiten habe. Mein Ziel ist, eventuell eine Abteilung zu leiten.

Was raten Sie jungen Leuten, die sich gerade beruflich orientieren?

Eine Ausbildung ist immer eine gute Grundlage für die spätere Karriere. Wenn ihr euch noch nicht sicher seid, was ihr machen wollt, dann schaut euch nach einer Ausbildung um, die euren Interessen entspricht. Wenn ihr etwas Interessantes gefunden habt, fragt dort nach einem Praktikum. So könnt ihr euch selbst ein Bild von dem Beruf machen.

Ursula Wirtz
aktiv-Redakteurin

Als Mitglied der Stuttgarter aktiv-Redaktion berichtet Ursula Wirtz aus den Metall- und Elektrounternehmen in Baden-Württemberg sowie über Konjunktur- und Ratgeberthemen. Sie studierte Romanistik und Wirtschaftswissenschaften. Später stieg sie bei einem Fachzeitschriftenverlag für Haustechnik und Metall am Bau in den Journalismus ein. Neben dem Wirtschaftswachstum beobachtet sie am liebsten das Pflanzenwachstum in ihrem Garten.

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Barbara Auer
aktiv-Redakteurin

Barbara Auer berichtet aus der aktiv-Redaktion Stuttgart vor allem über die Metall- und Elektro-Industrie Baden-Württembergs – auch gerne mal mit der Videokamera. Nach dem Studium der Sozialwissenschaft mit Schwerpunkt Volkswirtschaftslehre volontierte sie beim „Münchner Merkur“. Wenn Barbara nicht für aktiv im Einsatz ist, streift sie am liebsten durch Wiesen und Wälder – und fotografiert und filmt dabei, von der Blume bis zur Landschaft.

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