Bensheim. Wer in-Tec in Bensheim besucht, sieht vor allem eins: Orange. Die leuchtende Farbe kennzeichnet Hochvoltkabel, die für die E-Mobilität gebraucht und hier schon seit Jahren konfektioniert werden. Denn das Familienunternehmen gilt als führend, wenn es darum geht, sichere Hochvolt-Verkabelung zur Elektrifizierung von Antrieben zu fertigen. aktiv sprach mit dem Gründer und Geschäftsführer Stefan Krug über seine täglichen Herausforderungen.

Wie haben Sie es geschafft, dass E-Fahrzeughersteller an in-Tec nur schwer vorbeikommen?

Als die E-Mobilität Thema wurde, waren wir als Systemlieferant von Anfang an mit im Boot und unterstützten die Ingenieure unserer Kunden bei deren Entwicklungsarbeit. Bei einem Hersteller von fahrerlosen Transportsystemen haben wir beispielsweise die komplette Elektrifizierung begleitet. Unsere Auftraggeber profitieren von fachkundiger Beratung und Komplettkonzeption der Hochvolt-Verkabelung. Die Fertigung von Prototypen in einer geringen Menge bis 50 Stück zählt ebenso zu unserem Tagesgeschäft wie die Serienfertigung in großen Stückzahlen. Wir setzen daher auf den Low-Volume-High-Mix. In Kooperation mit dem Kunden entwickeln wir individuelle Lösungen, sollten noch keine Muster zur Verfügung stehen.

Und das macht in-Tec für alle E-Fahrzeuge?

Nein. Bei Pkws sind wir nur noch beim Prototypenbau oder Pilotprojekten dabei – ganz aktuell mit Brennstoffzellen. Deshalb verarbeiten wir hier schon Stecksysteme, bevor diese im Markt etabliert sind. Mich reizt besonders die Entwicklung im Off-Highway-Bereich. Außerhalb des Straßenverkehrs, im Bau, auf Flughäfen oder in der Landwirtschaft sind Maschinen im Einsatz, die Höchstleistungen erbringen müssen. Die mit zu elektrifizieren, ist sehr spannend. Auch der maritime Bereich ist ein Zukunftsmarkt, der sich gerade sehr schnell entwickelt. Ich bin mir sicher, dass es schon bald auf den Meeren und Seen eine Vielzahl von e-betriebenen Schiffen und Booten geben wird. Auch für die erste skandinavische E-Fähre haben wir schon HV-Verkabelungen geliefert. Die Menschen sind einfach überall die dicken Dieselwolken leid.

Wie fing bei in-Tec alles an?

Ich liebäugelte schon immer mit der Selbstständigkeit. Als in den 1990ern mein damaliger Arbeitgeber Siemens eine Outsourcing-Kampagne startete, sah ich das sofort als Chance. Siemens in Bensheim – heute der Dentaltechnikspezialist Dentsply Sirona – sicherte uns für fünf Jahre Aufträge zu. Das machte die Entscheidung leichter. Gemeinsam mit einem Kollegen fingen wir 1994 im Nebenerwerb in einer Garage an, Kabel zu konfektionieren. Im Prinzip all die Schläuche und Kabel, die es rund um einen Zahnarztstuhl gibt. Das Material lieferte Siemens. 1996 konzentrierten wir uns ganz auf unser Unternehmen, übernahmen auch Beschaffung und Logistik und wuchsen schneller als gedacht durch Baugruppenmontagen, Kabelkonfektionierung und die Fertigung hochwertiger Bauteile für Unternehmen der unterschiedlichsten Branchen.

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Wie sieht es heute aus?

Wir haben nun über 100 Mitarbeiter und fünf Azubis. Neben meiner Frau sind auch meine beiden Söhne inzwischen dabei. Dentsply Sirona ist immer noch ein guter Kunde. Allein 2021 haben wir 125.000 Instrumentenschläuche für verschiedene Dentalhersteller hergestellt. Und wir spüren den Erfolg rund um die Hochvoltkabel.

Was heißt das genau?

Im Jahr 2019 hatte der HV-Bereich bei uns noch einen Umsatzanteil von 4 Prozent, 2021 waren es bereits 28 Prozent bei 150 Kunden. Tendenz steigend. Und wir konnten dank dieser Entwicklung 30 neue Arbeitsplätze schaffen. 2021 haben wir unser Tochterunternehmen, das in-Tec Project & Competence Center, gegründet. Es entwickelt tragfähige und effiziente Lösungen für die Zukunft und ist Ansprechpartner für Industrieunternehmen, die E-Mobilität- und die Medizintechnik-Branche. Man kennt uns als Produktionsunternehmen, aber nur wenige wissen, wie viel Entwicklungs-Know-how wir habe.

Wenn Sie einen Wunsch frei hätten?

Dann würde ich mir vor allem Gesundheit für meine Familie und die ganze Belegschaft wünschen – und weiterhin innovative Partner und Kunden, mit denen wir die Zukunft ein Stück besser machen können. Getreu unserem Motto „Orange is the New Green“.

Zur Person

„Orange ist das neue Grün“, ist Stefan Krug überzeugt. Im Bild zeigt der Geschäftsführer von In-Tec in Bensheim eine Ladedose für ein E-Fahrzeug, das in der Bauindustrie.
Stefan Krug in-Tec-Geschäftsführer Bild: aktiv/Gerd Scheffler
  • Geboren 1966 im südhesssischen Jugenheim, verheiratet.
  • Ausbildung zum Bauschlosser und zum Schiffsmechaniker.
  • 1989 Siemens, heute Dentsply Sirona in Bensheim. Weiterbildung zum Industriemeister, Teamleiter Panoramaröntgengeräte.
  • 1994 Aufbau der Kabelkonfektionierung im Nebenerwerb.
  • 1996 Gründung von in-Tec in Bensheim.
Maja Becker-Mohr
Autorin

Maja Becker-Mohr ist für aktiv in den Unternehmen der hessischen Metall-, Elektro- und IT-Industrie sowie der papier- und kunststoffverarbeitenden Industrie unterwegs. Die Diplom-Meteorologin entdeckte ihr Herz für Wirtschaftsthemen als Redakteurin bei den VDI-Nachrichten in Düsseldorf, was sich bei ihr als Kommunikationschefin beim Arbeitgeberverband Hessenchemie noch vertiefte. In der Freizeit streift sie am liebsten durch Wald, Feld und Flur.

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