Wuppertal. Ziehen, biegen, verdrehen: Die Kabel, die Dietmar Herzog entwickelt, werden hart rangenommen. „Alle unsere Produkte sind im bewegten Einsatz: Da ist nichts fest verlegt“, sagt der Konstrukteur: „Man sieht sie etwa unter den Skiliften und Kränen hängen und jede Bewegung mitmachen.“

Herzog arbeitet bei Muckenhaupt & Nusselt (M&N), einem Wuppertaler Spezialisten für hochwertige Kabel und Sonderleitungen. Sie übertragen Strom sowie Daten in Aufzügen, Bau- und Agrarmaschinen, Sensortechnik, Schweiß- oder Tauchrobotern und eben Skiliften und Kränen.

„Als Imker beschäftigt man sich viel mehr mit dem, was gerade blüht.“

Dietmar Herzog, Konstrukteur bei Muckenhaupt & Nusselt in Wuppertal

„Es steckt viel Know-how in dem Aufbau der Leitung: Von den zahlreichen dünnen Kupferdrähten drinnen darf auch nach Millionen Biegezyklen kein einziger brechen“, so der Elektro-Ingenieur. Unterschiedliche Metallumhüllungen zum Beispiel aus Alu-Folie, Kupferdrahtumlegung oder -geflechte schirmen die Leitungen gegen elektromagnetische Felder ab. Das verhindert, dass elektrische Signale verfälscht werden. Zudem sind die Kabel oftmals UV-Licht, großen Temperaturschwankungen, Salzwasser, Feuchtigkeit und anderem mehr ausgesetzt.

Experten lassen Kabel beschleunigt altern, etwa in Diesel

Für all diese Spezialanwendungen prüfen die Mitarbeiter im Labor neue und bewährte Werkstoffe in Klimaschränken, tauchen Leitungen wochenlang in Salzwasser, simulieren Dauerbewegung, lassen sie im Hydrauliköl, Diesel oder anderen Prüfmedien altern. „Allein für einen einzigen Kunden haben wir 23 verschiedene Prüfmedien getestet“, sagt Christian Muckenhaupt, der das Familienunternehmen in der vierten Generation führt. Die Auftragslage sei sehr gut: „Wir können fast alle Produkte liefern“, so Muckenhaupt. Die Firma (100 Mitarbeiter, 15 Millionen Euro Jahresumsatz) hatte schon zu Beginn der Pandemie vorausschauend die Materiallager gefüllt und Energiekontingente gesichert.

Erst nach enger Abstimmung mit dem Kunden kann die Serienfertigung starten

Jede Anfrage landet erst einmal in der Konstruktion. Herzog und seine vier Kollegen kalkulieren die passenden Werkstoffe und Arbeitsgänge, erstellen Arbeitspapiere und Produktinformationen und bereiten mit der Fertigung Muster vor. Erst wenn der Auftraggeber diese im Einsatz geprüft und für gut befunden hat, kann es mit der Serie losgehen.

Der Ingenieur für Elektrotechnik war zwischenzeitlich in der Auto-Industrie tätig, wo er ebenso mit Kabeln zu tun hatte. Vor einem Jahr kehrte er an seinen alten Arbeitsplatz zurück. Herzog hat ein Faible nicht nur für Kabel. Sondern auch für summende Krabbler. Er hält Bienen seit seiner Kindheit – und hat mit dieser Passion auch schon seinen Firmenchef angesteckt. „Als ich jung war“, sagt Christian Muckenhaupt, „hat mein Vater immer Honig von Dietmar Herzog nach Hause gebracht.“ Auch der Chef interessierte sich für die Bienenzucht, hatte aber nie Zeit dafür. Anfang 2022 hatte Herzog ein paar Bienenvölker übrig: So durften sich zwei von ihnen auf dem Firmengelände ansiedeln. Und Muckenhaupt geht Herzog nun als „Imker-Lehrling“ zur Hand.

Bienenvölker als Blickfang auf dem Betriebsgelände

Inzwischen sind es schon vier Völker. Immer wieder schauen Mitarbeiter, Lieferanten und Kunden den Insekten zu. „Man erlebt das Jahr ganz anders“, schwärmen die beiden Imker. „Etwa 10.000 Bienen je Volk überdauern den Winter und warten auf den ersten sonnigen, warmen Tag. Als Imker beschäftigt man sich viel mehr mit dem, was gerade blüht“, sagt Herzog. „Man ist auch überrascht, wie viele Leute im Bekanntenkreis einen Bezug zu Bienen haben“, ergänzt Muckenhaupt. Und Honig mit dem Firmenlogo ist als Geschenk einfach unschlagbar: „Den mögen wirklich alle.“

Nachgefragt

Wie kamen Sie zu Ihrem Beruf?
Ich hatte mich für Mathe und Technik interessiert, Elektrotechnik studiert und meine Diplomarbeit über Kabel und Leitungen geschrieben.

Was reizt Sie am meisten?
Zusammenhänge verstehen: Wie verhalten sich welche Materialien, was kann ich konstruktiv wie beeinflussen?

Worauf kommt es an?
Auf den persönlichen Kontakt zu den Anwendern in der Entwicklungsphase und die Rückmeldung, ob wir eine gute Lösung für ihren Fall erarbeiten konnten.

Matilda Jordanova-Duda
Autorin

Matilda Jordanova-Duda schreibt für aktiv Betriebsreportagen und Mitarbeiterporträts. Ihre Lieblingsthemen sind Innovationen und die Energiewende. Sie hat Journalismus studiert und arbeitet als freie Autorin für mehrere Print- und Online-Medien, war auch schon beim Radio. Privat findet man sie beim Lesen, Stricken oder Heilkräuter-Sammeln.

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