Duisburg. Das Innovation-Lab – ein 500 Quadratmeter großes Experimentierstudio im Duisburger Innenhafen, das zu Jahresbeginn seine Arbeit aufnahm. „Die Technologie entwickelt sich rasant. Da besteht die Gefahr, dass die Polizei unversehens in Rückstand gerät mit ihren bisherigen, oft langwierigen Entwicklungsabläufen“, erklärt Spots „Herrchen“, Polizeioberrat Dominic Reese. „Damit genau das nicht passiert, wollen wir Impulse für neue Ideen und Anwendungen geben.“

Die Polizei will technologische Entwicklungen beschleunigen

Dafür hat die Landespolizei NRW eine Startinvestition von 4,3 Millionen Euro geschultert. Regie führt das Landesamt für zentrale polizeiliche Dienste (LZPD), im Tagesgeschäft wird eng mit Hochschulen, Tech-Firmen sowie mit in- und ausländischen Polizeibehörden zusammengearbeitet.

Mit Robo-Hund Spot hat der behördliche Thinktank ins Schwarze getroffen. Dessen erster Praxiseinsatz kam schneller als erwartet, bei einem Großbrand in einem Essener Wohnhaus im letzten Februar: Mit einer 360-Grad-Kamera und einem Laserscanner auf dem Rücken ausgerüstet, arbeitete sich der ferngesteuerte Vierbeiner durch die Trümmer – „Menschen hätten aus Sicherheitsgründen erst Stunden später reingekonnt“, berichtet Dominic Reese.

Spot übermittelte dreidimensionale Live-Ansichten der Räumlichkeiten. So war schnell klar, dass keine Menschen mehr im Haus waren und wo Trümmer herumlagen. Auch Treppen steigen kann die digitale Spürnase oder um die Ecke schauen.

Roboter-Hund soll auch Bomben entschärfen

Bald bekommt Spot auch noch Gesellschaft: ein zweites Exemplar, mit einem Greifarm. Damit kann der „Neue“ Türen öffnen und vielleicht sogar Bomben entschärfen. „Das finden wir noch raus“, sagt Reese.

Ein anderes technisches Multitalent ist der „HiPoS-Cube“. Er sieht aus wie eine Designer-Anrichte, beinhaltet aber ein komplettes Rechenzentrum. Den Datenfluss hält der Techno-Würfel per Satellit aufrecht oder über ein Mesh-Funknetzwerk, das etwa mit Drohnen erzeugt wird. „Damit bleiben künftig ganze Polizeiwachen einsatzfähig, wenn plötzlich die Strom- und Mobilfunknetze ausfallen“, erklärt Reese.

Leistungsstarke Rechner stecken auch in den berührungsempfindlichen Videowänden: 140 Bildschirme, zusammengekoppelt zu bis zu zehn Meter langen, riesigen Tablet-Computern. Mit ihnen lassen sich Datenbanken der Polizei ansteuern, Videotelefonate und Präsentationen durchführen, Landkarten aufrufen – ganz nach Bedarf.

Innovative Apps und der Streifenwagen der Zukunft

Zu den neuesten Entwicklungsprojekten, die das fünfköpfige Lab-Team unterstüzt, gehören auch eine App zur Aufnahme von Verkehrsunfällen und der Streifenwagen der Zukunft: Mithilfe von RFID-Funketiketten weiß er immer, ob seine Bordausrüstung komplett ist, er kann autonom fahrende Autos stoppen, Warnzeichen auf den Straßenasphalt projezieren und sich selbst im Einsatz die Ampeln auf grüne Welle schalten.

Was aber, wenn eine Entwicklung nicht wie erhofft funktioniert? „Das kann passieren“, sagt der 24-jährige Elektroingenieur Sebastian Naujoks. „Aber wir hier dürfen experimentieren und auch mal auf der falschen Fährte sein.“

Wo Rettungsroboter anpacken

  • Ein Robotergeschwader setzte das Deutsche Rettungsrobotik-Zentrum während der Überflutungen im Sommer 2021 ein: Erkundungsdrohnen, Boden- und sogar Unterwasserroboter.
  • Auf der Zugspitze steht seit Kurzem ein Löschroboter von Magirus und Alpha Robotics bereit. 2.500 Liter Wasser schleudert er pro Minute ins Feuer. Ein anderes Exemplar bewährte sich im Sommer beim Großbrand im Berliner Grunewald.
  • Radioaktivität aufspüren, etwa in einem havarierten Kernkraftwerk – das brachte ein Team der Technischen Universität Darmstadt einem Roboter-Duo bei, das auch kooperieren kann.
  • Türen öffnen, durch verrauchte Räume fahren, Giftgaskanister schließen: All das kann Kettenroboter „Schrödi“ von der Technischen Hochschule Nürnberg.
Stephan Hochrebe
aktiv-Redakteur

Nach seiner Redakteursausbildung absolvierte Stephan Hochrebe das BWL-Studium an der Universität zu Köln. Zu aktiv kam er nach Stationen bei der Funke-Mediengruppe im Ruhrgebiet und Rundfunkstationen im Rheinland. Seine Themenschwerpunkte sind Industrie und Standort – und gern auch alles andere, was unser Land am Laufen hält. Davon, wie es aussieht, überzeugt er sich gern vor Ort – nicht zuletzt bei seiner Leidenschaft: dem Wandern.

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