Berlin. Rohkost! Lange schien das bloß was für Leute, die ihre Socken selber stricken. Gesund, aber langweilig. Auf der anderen Seite: Fast Food. Lecker, aber gar nicht gut für den Körper. Die Zeit ist vorbei. Denn mit „grünen Smoothies“ erobert ein neuer Lifestyle-Trend gerade die Küchen. Plötzlich geht beides – lecker und supergesund.

Grüne was? „Grüne Smoothies sind Powerdrinks aus Blattgemüse und Früchten“, erklärt Iris Carla Großcurth vom Internetportal gruenesmoothies.de. Heißt: Man nehme einerseits Grünzeug wie Blattspinat, Kohlblätter oder Salat, andererseits Obst wie Banane, Apfel oder Melone. Alles in den Mixer, etwas Wasser dazu, fertig ist eine wahre Vitalstoffbombe. Großcurth: „Die Zutaten kann man variieren, erlaubt ist, was schmeckt.“

Im Vergleich zu den lange bekannten Obst-Smoothies aus dem Kühlregal haben ihre grünen Verwandten einen Vorteil: weniger Zucker, weniger Kalorien.

Deutsche essen nur mickerige 124 Gramm Gemüse am Tag

Den Ausbruch aus der Öko-Ecke haben die breiigen Gemüsesäfte schon längst geschafft. In urbanen Zentren findet sich flüssiges Grünzeug auf immer mehr Getränkekarten. Beim Online-Buchhändler Amazon rankt ein ganzes Bündel von Smoothie-Rezeptbüchern auf Spitzenplätzen. Und im Internet gehen Hochleistungsmixer weg wie warme Semmeln, für bis zu 600 Euro das Stück. Die kriegen mit ihren Zwei-PS-Motoren und 32.000 Umdrehungen auch Wildkräuter wie Löwenzahn und Brennnesseln fein püriert. Letzter Jahresumsatz des Shops von gruenesmoothies.de: 2,5 Millionen Euro, ein hübsches Plus von 100 Prozent gegenüber 2012.

Warum ist das Zeug so angesagt? Die österreichische Ernährungswissenschaftlerin und Food-Trendforscherin Hanni Rützler kennt die Antwort. „Weil der grüne Smoothie ein Lifestyle-Produkt ist, das perfekt in unsere mobile, gesundheitsorientierte Zeit passt.“ Die Drinks seien zu Hause schnell zubereitet, man könne sie zudem problemlos zur Arbeit mitnehmen.

400 Gramm Gemüse sollte jeder Erwachsene pro Tag verzehren, empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung. Tatsächlich mümmeln wir bislang im Schnitt aber nur mickerige 124 Gramm. Zu wenig, findet Professor Bernhard Watzl vom Max-Rubner-Institut, dem Bundesforschungsinstitut für Ernährung und Lebensmittel in Karlsruhe. Sein Fazit: „Wenn grüne Smoothies dazu führen, dass die Menschen mehr Gemüse essen, dann ist das gut.“

Hintergrund

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Anfänger-Regeln

  • Grüne Smoothies müssen schmecken! Starten Sie mit mehr Obst, steigern Sie den Grünanteil dann stetig. Tipp: Blattspinat und Salat sind eher geschmacksneutral.
  • Am Anfang tut’s auch ein normaler Stand- oder Stabmixer. Mit Obst oder Salat kommt der klar. Wildkräuter dagegen könnten etwas faserig bleiben.
  • Im Kühlschrank halten sich die Powerdrinks bis zu zwei Tage. Vor dem Verzehr noch mal durchschütteln. Aber: je frischer der Smoothie, desto besser!