Neue Smartphones sind teuer. „Dabei“, so Philip Heldt aus dem Referat Ressourcenschutz bei der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen, „sind die neuesten Modelle gar nicht unbedingt besser als alte.“ Zwar mache vielleicht die Kamera schönere Bilder und das Display sei brillanter. „Aber man kann auch mit älteren Handys ohne Probleme telefonieren, sie haben WLAN und GPS, man kann mit ihnen chatten und Fotos machen.“ Wer also nicht aus beruflichen Gründen ein neues Modell benötigt, sollte einmal über den Kauf eines gebrauchten Handys nachdenken. Denn um nur mit den Kindern oder Enkelkindern zu telefonieren oder zu whatsappen, reicht im Regelfall ein älteres Gerät. Und auch jüngere Kinder müssen nicht unbedingt mit dem neusten Modell eines iPhones oder Samsung-Smartphones ausgestattet sein.

Spezialisierte Händler findet man im Internet

„Besonders interessant sind die gebrauchten Angebote von spezialisierten Händlern“, so der Verbraucherschützer. Denn sie verkaufen Geräte, die häufig als „refurbished“ beschrieben werden. „Üblicherweise sind dann der Akku und Verschleißteile getauscht, Kratzer wenn möglich entfernt und die neueste Software aufgespielt.“ Weil „refurbished“ aber kein geschützter Begriff ist, sollte man sicherheitshalber nachfragen, was der Verkäufer genau darunter versteht. Wer sich für diese generalüberholten Handys interessiert, der sucht im Internet nach der Wortkombination „Smartphone“ und „refurbished“. So stößt man auf Onlineanbieter wie Rebuy, Asgoodasnew oder Buyzoxs.

Je nach Marke und Modell lassen sich dort beim Kauf von gebrauchten Sony-, Huawei-, Samsung- oder anderen Smartphones einige Hundert Euro sparen. „Der Preisverfall ist im ersten Jahr am höchsten“, so Heldt. Darum sollte man sich genau ansehen, wie alt das Gerät schon ist: Ein Smartphone, das drei oder vier Jahre benutzt wurde, wird wahrscheinlich mehr Gebrauchsspuren haben als eines, das der Besitzer nur wenige Monate ständig bei sich hatte.

Der Preisunterschied wird jedoch nicht deutlich höher sein, nur weil es älter ist. „Außerdem kann es sich lohnen, ein Premiummodell zu kaufen“, erklärt Verbraucherschützer Heldt. „Denn für sie werden im Regelfall noch besonders lang Software-Updates der Anbieter geliefert.“ Premiummodelle erkennt man oft am Zusatz „Pro“, „Plus“ oder „Ultra“. So sind beispielsweise das iPhone 12 Pro oder das Samsung Galaxy S21 Ultra Premiummodelle.

Garantie gibt es auch bei gebrauchten Smartphones

Besonders spannend an den generalüberholten Smartphones: „Händler müssen ein Jahr Gewährleistung auf Refurbished-Geräte geben“, sagt Iwona Husemann, die bei der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen für Verbraucherrecht zuständig ist. Diese Gewährleistungsfrist muss übrigens nicht im Angebot stehen, sie kann auch in den allgemeinen Geschäftsbedingungen des Händlers vermerkt sein.

Viele Plattformen gehen sogar weiter und bieten eine Garantie auf das Gerät, die über 30 Monate gelten kann. Käufer sollten sich allerdings durchlesen, was genau diese Garantie beinhaltet.

Kauft man von Privatpersonen, sollte man genau hinschauen

Noch günstiger sind meistens die Smartphones, die privat über Ebay und ähnliche Plattformen verkauft werden. „Dort ist aber auch das Risiko größer“, so Heldt. Schließlich wisse man beispielsweise nicht, wie gut der Akku noch sei. Er rät darum dazu, am ehesten aus dem Freundes- oder Familienkreis gebrauchte Geräte zu übernehmen. So sieht man direkt, wie gut der Zustand des gebrauchten Smartphones noch ist. Und: „Man weiß, wer der Vorbesitzer war, und kann einschätzen, wie pfleglich er mit seinem Handy umgegangen ist.“

Wichtig zu wissen: „Privatverkäufer können die Gewährleistung ausschließen, ein Widerrufsrecht gibt es bei ihnen sowieso nicht“, ergänzt Husemann. Schlimmstenfalls heißt das: Man hat einen noch relativ hohen Preis bezahlt, aber wenige Wochen später ist das Smartphone kaputt. Dann kann man das Gerät aber nicht zurückgeben oder sein Geld zurückverlangen.

Auf Zubehör und Zahlungsweise achten

Unabhängig davon, ob man vom Händler oder privat sein neues Smartphone kauft, sollte man auf das Zubehör achten. Bei Neugeräten ist häufig noch ein Kabel, vielleicht auch der Stecker dabei. Bei gebrauchten muss das nicht zwingend der Fall sein. Außerdem ist es wichtig, nicht per Vorkasse zu zahlen: „Wenn das Handy nicht ankommt oder nicht in Ordnung ist, ist sonst das Geld erst mal weg. Man spart sich Stress, wenn man möglichst mit Lastschrift oder auf Rechnung bezahlt“, so Verbraucherschützerin Husemann. Ist das nicht möglich, seien auch Kreditkartenzahlung und Paypal akzeptabel. Allerdings kennt Husemann mehrere Fälle, bei denen trotz Käuferschutz und Widerrufsmöglichkeiten die Käufer gute Nerven brauchten, um bei Ärger mit den Produkten ihr Geld zurückzubekommen.

Die richtige Versandart wählen

Wer ein Gebraucht-Smartphone online kauft, sollte nicht beim Versand sparen. Beim Kauf vom Händler ist zwar dieser dafür verantwortlich, dass das Produkt den Kunden erreicht. „Kommt es nicht an, muss der Händler zwar kein neues Gerät schicken, aber das Geld erstatten“, sagt Husemann. Schließlich hat der Händler das bestellte Modell möglicherweise gebraucht nicht ein zweites Mal auf Lager.

„Anders beim Kauf von privat: Da übergibt der Verkäufer das Paket an das Transportunternehmen – und dann ist der Käufer dafür verantwortlich“. Kommt also das neue Handy nicht an oder splittert das Display unterwegs, hat der Käufer keinen Anspruch auf Ersatz. Darum sollte man sich für den versicherten Versand entscheiden. „Die Transportunternehmen haben verschiedene Modelle im Angebot. Wer ein Gerät kauft, das noch mehrere Hundert Euro kostet, sollte darauf achten, dass bei der gewählten Versandart auch eine entsprechend hohe Summe versichert ist“, sagt Husemann.

Gebrauchte Handys schonen die Umwelt

Mit den gebrauchten Handys spart man übrigens nicht nur, man tut auch etwas Gutes für die Umwelt. Denn ein neues Handy verbraucht Ressourcen: „Kobalt, Seltene Erden, Lithium, Aluminium und noch viele andere Metalle werden für ein Smartphone oft unter schrecklichen Arbeitsverhältnissen abgebaut“, sagt Philip Heldt. Wer ein gebrauchtes Handy kauft, schützt die Umwelt und verbraucht weniger CO2.