Essen. „Jetzt bringen sogar Handwerker das Thema Wasserstoff aufs Tapet!“, freut sich Sven Kalbitzer. Er tummelt sich in den Facebook-Gruppen von Heizungsbauern und Installateuren. Kalbitzer ist Marketingleiter von Sanha, einem der größten europäischen Hersteller von Rohrleitungssystemen für Trinkwasser, Heizung und Kühlung. Deutschland will jetzt so schnell wie möglich von Öl und Gas aus Russland wegkommen, vor allem beim Heizen. Eine Alternative ist da mit erneuerbarer Energie hergestellter Wasserstoff.

Systeme für Wasser, Erdgas, Druckluft und vieles mehr

Das Essener Familienunternehmen hat als erster Hersteller weltweit ein zertifiziertes Rohrleitungssystem aus Kupfer auf den Markt gebracht, das reinen Wasserstoff durchleiten kann. Zurzeit lässt Sanha solche Produkte aus Edelstahl testen.

Die Firma stattet Wohnungen, Krankenhäuser, Hotels, Schulen, Bäckereien und Brauereien mit den Kombinationen aus Rohrleitungen und passenden Verbindungsstücken (Fittings) aus. „Wir sind überall da, wo im Gebäude Wasser, Erdgas, Druckluft, Kühlmittel oder medizinische Gase von A nach B transportiert werden“, sagt Kalbitzer. Das Unternehmen mit 650 Mitarbeitern weltweit und über 100 Millionen Euro Jahresumsatz hat Werke in Deutschland, Belgien und Polen.

Sanha produziert die Rohrleitungssysteme aus allen gängigen Materialien und in zahlreichen Durchmessern und Geometrien. Die Essener gehören in der Branche zu den Vorreitern: Schon vor neun Jahren hatten sie bleifreie Fittings aus Siliziumbronze für Trinkwasserleitungen entwickelt.

Mit der Digitalisierung gegen Materialverschwendung

„Wir stellen unsere Systeme möglichst aus nachhaltigen Materialien her, die eine lange Lebensdauer haben und anschließend recycelt werden können“, so der Marketingleiter. Für die Kupfer-Fittings wird zum Beispiel zur Hälfte wiederaufbereiteter Kupferschrott genommen.

Auch die Digitalisierung hilft, gegen Materialverschwendung. „Wir stellen unseren Kunden seit vielen Jahren alle Daten über unsere Produkte wie Abmessungen, Toleranzen und Montageanleitungen digital und in 3-D bereit. Da weiß man etwa, wie viel Platz im Schacht noch ist, weil ja auch die Elektrik hineinmuss.“

Nachhaltigkeit auch in den Fabriken: Die Werke in Polen, Schmiedefeld bei Dresden und im belgischen Ternat nutzen Sonnenenergie. Mit der Produktionsabwärme werden die Gebäude geheizt. Und am Stammsitz Essen, wo Verwaltung und Logistik für Westeuropa angesiedelt sind, wurden alle Lampen durch LEDs ausgetauscht und der gesamte Fuhrpark reduziert. Eine Photovoltaik-Anlage und Ladestationen sind in Planung, um private und Firmenfahrzeuge sowie die Gabelstapler im Lager mit Sonnenstrom betanken zu können.

Matilda Jordanova-Duda
Autorin

Matilda Jordanova-Duda schreibt für aktiv Betriebsreportagen und Mitarbeiterporträts. Ihre Lieblingsthemen sind Innovationen und die Energiewende. Sie hat Journalismus studiert und arbeitet als freie Autorin für mehrere Print- und Online-Medien, war auch schon beim Radio. Privat findet man sie beim Lesen, Stricken oder Heilkräuter-Sammeln.

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