Remscheid. Justin Götz kommt aus einer Handwerker-Dynastie. Sein Vater ist Malermeister, macht auch Innenausbau und Energieberatung und hatte den Betrieb vom Großvater übernommen. Wie auch dieser von der Generation davor. Götz hat schon früh ausgeholfen und weiß, wie Handwerker ticken. Und doch entschied er sich für einen anderen Berufsweg und wurde Produktmanager bei Famag in Remscheid. Aber auch da hilft ihm die Familientradition weiter.

Der 50-köpfige Betrieb stellt Profi-Werkzeug für die Holzbearbeitung her. Kunden sind vor allem Schreiner, Tischler, Installateure und Trockenbauer. Götz ist viel unterwegs, um den Anwendern vor Ort oder auf Branchenmessen die neuen Bohrer und Sägen vorzuführen. „Unsere Kunden lassen sich nicht viel erzählen. Sie wollen selber ausprobieren.“

Die Holzplatten im Testraum von Famag sind gelöchert wie Schweizer Käse

Leichter, ergonomischer, sparsamer: Famag optimiert ständig seine Produkte. Oder lässt sich etwas ganz Neues einfallen. Wie den Sicherheitsauswerfer für die Lochsäge, den die Remscheider in diesem Jahr auf den Markt gebracht haben. „Wenn man ein Loch in eine dünne Holzplatte sägt, etwa um eine Steckdose einzubauen, verbleibt der Kern in der Säge und muss umständlich herausgepult werden“, sagt Götz und zeigt dem aktiv-Team, was das neue Werkzeug (Markenname Pumpshank) kann. „Mit dem Sicherheitsauswerfer am Bohrer schiebt man den Kern nach vorne raus und fertig.“ Die Holzplatten im Testraum sind gelöchert wie Schweizer Käse.

Als Bindeglied zwischen Fertigung und Verkauf ist der 26-Jährige an der Entwicklung neuer Produkte beteiligt, springt ein, wenn der Export technische Unterstützung braucht, macht Bilder für den Katalog und die Webseite. „Meine Medienkompetenz hat sich über die Jahre ganz schön erweitert“, sagt der gelernte Groß- und Außenhandelskaufmann. Fotografieren ist schon immer sein Hobby gewesen, mit der Bildbearbeitung kennt er sich aus. In der Firma hat er nun ein kleines Fotolabor. Demnächst will er sich auch an Videos wagen.

Nach Feierabend wartet das Studium

„Wer besonderes Wissen hat, ist gefragt“, sagt Firmenchef Thomas Pomp: „Bei uns entsteht immer Neues, weil wir viele Mitarbeiter mit verschiedenen Fähigkeiten haben und die gut miteinander arbeiten.“ Selbst an Klassikern wie dem Bormax basteln die Remscheider weiter, dem Inbegriff für einen sogenannten Forstnerbohrer, der sehr große Löcher im Holz macht.

Derweil werkelt Götz – der als Triathlet auch im Sport Tempo macht – an seinem beruflichen Aufstieg, studiert nach Feierabend Wirtschaftsingenieurwesen. Für das duale Studium habe er die volle Unterstützung des Arbeitgebers, der die Studiengebühren bezahlt und ihn „nicht auf die Arbeitszeit festnagelt“.

Der junge Aufsteiger ist direkt dem Geschäftsführer unterstellt

Als Produktmanager ist Götz jetzt schon direkt dem Geschäftsführer unterstellt. Er könnte später als Ingenieur sogar Roboter vermarkten. Daraus hat Famag ein zweites Standbein gemacht. Weil in der eigenen Produktion die Metallarme seit Jahren effizient arbeiten, hilft der Betrieb anderen Mittelständlern bei der Automatisierung, rüstet neue und gebrauchte Roboter um oder schult die Mitarbeiter der Kunden. Ein Roboter müsse auf Personal und Fertigung des jeweiligen Betriebs abgestimmt werden, so Firmenchef Pomp. „Wir kennen alle Probleme aus eigener Erfahrung: Deshalb sind wir glaubwürdig.“

Nachgefragt

Wie kamen Sie zu Ihrem Beruf?

Ich nahm die Stelle als Produktmanager bei Famag an, weil sie spannende Herausforderungen mitbrachte.

Was reizt Sie am meisten?

Neben dem kaufmännischen brauche ich auch technisches Know-how, was mein Tätigkeitsfeld sehr ausweitet. Mein Arbeitsplatz können das Verkaufsbüro, das Lager, die Produktion und auch der Fachhandel vor Ort sein.

Worauf kommt es an?

Auf Zuverlässigkeit, Flexibilität sowie Belastbarkeit. Einer spontanen Geschäftsreise, oftmals auch am Wochenende, darf man sich nicht verschließen.

Matilda Jordanova-Duda
Autorin

Matilda Jordanova-Duda schreibt für aktiv Betriebsreportagen und Mitarbeiterporträts. Ihre Lieblingsthemen sind Innovationen und die Energiewende. Sie hat Journalismus studiert und arbeitet als freie Autorin für mehrere Print- und Online-Medien, war auch schon beim Radio. Privat findet man sie beim Lesen, Stricken oder Heilkräuter-Sammeln.

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