München. Die E-Mobilität scheint nicht mehr aufzuhalten zu sein. Ihre Verbreitung gewinnt immer mehr an Fahrt. Und das gilt nicht mehr nur für kleine Autos, sondern auch für große Laster. So gehört seit Kurzem auch ein vollelektrischer Abrollkipper zum Fuhrpark des Abfallwirtschaftsbetriebs München (AWM).

Der 27 Tonnen schwere Volvo FE Electric ist laut Hersteller der erste vollelektrische Laster Bayerns, der in der Abfallentsorgung eingesetzt wird. Den zugehörigen Kipper lieferte die Münchner Firma Meiller.

Ein zusätzlicher Elektromotor treibt die Hydraulik-Pumpe an

„E-Mobilität ist auch bei Nutzfahrzeugen mittlerweile in Mode, und es wird viel ausprobiert“, sagt Thomas Dill, Entwicklungsleiter bei Meiller. „Bei vielen Modellen handelt es sich zwar noch um Demonstrations- oder Prestigeprojekte“, erklärt er. „Aber wir beobachten definitiv einen Trend hin zum Elektroantrieb.“

Das neue E-Fahrzeug mit Meiller-Technik wird im Stadtgebiet für die Containerlogistik eingesetzt. Der Elektro-Abrollkipper bringt Sammelcontainer von und zu den Wertstoffhöfen. Durch den flexiblen Aufbau können je nach Bedarf verschiedene Container geladen werden.

Bewegt wird der Kipper weiterhin mithilfe einer hydraulischen Pumpe. Aber diese wird nicht mehr mit der Kraft eines Lkw-Dieselmotors angetrieben, sondern mit einem eigenen zusätzlichen Elektromotor. Der bezieht seinen Strom aus der Hauptbatterie – vier Lithium-Ionen-Akkus mit einer Speicherkapazität von je 50 Kilowattstunden. Durch den vollelektrischen Antrieb ist nicht nur das Fahrzeug, sondern auch der Kipper deutlich leiser.

Bei Meiller hatte man schon vor diesem Projekt Kompetenzen in Sachen Elektrotechnik aufgebaut. So wurde etwa vor zwei Jahren eigens ein Versuchsstand eingerichtet. Denn die Einsatzgebiete von Elektroantrieben im Nutzfahrzeugsegment dürften in Zukunft weiter wachsen, schätzt Entwicklungschef Dill.

Für E-Laster sind viele weitere Einsatzgebiete denkbar

„Das gilt vor allem für kleinere und mittlere Lkws“, erklärt er. „Innerstädtischer Verteilverkehr, Garten- und Landschaftsbau, Friedhöfe – ich kann mir da vieles vorstellen.“ Man stehe erst ganz am Anfang einer Entwicklung. Vieles ließe sich noch gar nicht richtig abschätzen.

Genau weiß man nur, was heute schon geht. Die Reichweite des neuen elektrischen Abrollkippers etwa beträgt immerhin 120 Kilometer – trotz seines hohen Gewichts. Und wenn doch mal eine schnelle Ladung nötig sein sollte, sind die Batterien innerhalb einer Stunde wieder voll. Größere Batterien reichen laut Volvo für 300 Kilometer.

Michael Stark
aktiv-Redakteur

Michael Stark schreibt aus der Münchner aktiv-Redaktion vor allem über Betriebe und Themen der bayerischen Metall- und Elektro-Industrie. Darüber hinaus beschäftigt sich der Volkswirt immer wieder mit wirtschafts- und sozialpolitischen Fragen. Das journalistische Handwerk lernte der gebürtige Hesse als Volontär bei der Mediengruppe Münchner Merkur/tz. An Wochenenden trifft man den Wahl-Landshuter regelmäßig im Eisstadion.

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