Berlin/Leipzig. Oft ist ein Arztbesuch lästig und langwierig. Kommunikation per E-Mail, elektronischer Austausch von Daten oder gar ein Gespräch per Video? Bisher Fehlanzeige in vielen Praxen. Das soll sich schon bald ändern!

„Wir wollen tele- und internetmedizinische Anwendungen stärker nutzen“, sagt Gesundheitsminister Jens Spahn. Gemeint sind damit etwa Apps, über die chronisch Kranke Daten an ihren Arzt senden können. Oder Online-Sprechstunden, in denen Landärzte ihre weit entfernten Patienten kontaktieren: Das könnte helfen, überfüllte Wartezimmer zu leeren, ist aber derzeit nur in Ausnahmefällen erlaubt.

Besonders darüber haben die Mediziner gerade auf dem Deutschen Ärztetag in Leipzig diskutiert. Denn für eine flächendeckende Einführung der Telemedizin muss das Fernbehandlungsverbot in der Berufsordnung kippen – sogar für sogenannte Erstbehandlungen.

Die Versichertenkarte ist der Schlüssel

Für viele Patienten wäre eine solche Online-Sprechstunde ein erstes sichtbares Zeichen für „E-Health“ – also „elektronische Gesundheit“, die Digitalisierung des Gesundheitswesens. Und ein zentrales Werkzeug für die Telemedizin tragen die über 72 Millionen gesetzlich Krankenversicherten längst bei sich: ihre Versichertenkarte – gekennzeichnet mit dem Kürzel „G 2“ am oberen Rand.

Auf deren Chip sollen auf freiwilliger Basis bis 2021 Schritt für Schritt alle wichtigen Gesundheitsdaten gespeichert werden, geschützt durch ein Passwort: Befunde, Arztbriefe und Medikationspläne, Röntgen-Bilder oder MRT-Aufnahmen. Die Karte wird zu einer lückenlosen elektronischen Patientenakte ausgebaut, so der Plan der Bundesregierung. „Wenn Ärzte, Krankenhäuser und Apotheker alle Befunde und Verordnungen einsehen können, entfällt überflüssige Diagnostik“, erklärt Ines Verspohl vom Sozialverband VdK Deutschland die Vorteile.

Es würden weniger Medikamente verordnet, die Therapiesicherheit würde sich erhöhen, Doppeluntersuchungen könnten entfallen. Laut einer Studie der Beratungsfirma PWC aus dem Vorjahr ließen sich in unserem Gesundheitswesen „Effizienzreserven“ von jährlich insgesamt rund 39 Milliarden Euro heben.

Erster Schritt: Daten für die Notfall-Ambulanz

Los geht es ab Januar 2019. Dann soll es möglich sein, einen Notfalldatensatz auf der Karte zu speichern. Daten über chronische Erkrankungen und Allergien etwa, auf die Notärzte und Krankenhausambulanzen im Ernstfall zugreifen.

Bis dahin müssen die rund 200.000 Praxen und Kliniken mit entsprechender Technik ausgestattet sein. Und die Datensicherheit? Verspohl: „Sie ist so hoch wie beim Online-Banking oder beim Bezahlen per Karte.“