Hannover. „Die Liebe der Niedersachsen zum Auto ist ungebrochen“, sagt Dr. Volker Schmidt. Der Hauptgeschäftsführer des Arbeitgeberverbands NiedersachsenMetall zitiert eine Allensbach-Umfrage im Auftrag der Drei Quellen Mediengruppe, einer Tochtergesellschaft von NiedersachsenMetall. Rund die Hälfte der Befragten nutzt das Auto täglich, das Fahrrad nutzt jeder fünfte Niedersachse täglich. Kein Wunder, dass 91 Prozent das Auto für unverzichtbar oder für schwer verzichtbar halten.

Vom Elektro-Auto sind die Bürger dagegen nicht überzeugt. Für mehr als die Hälfte kommt ein Elektro-Auto aktuell nicht infrage. In ferner Zukunft können sich 30 Prozent der Niedersachsen eine Anschaffung vorstellen. Der Grund für die starke Zurückhaltung ist die nach wie vor zu geringe Versorgung mit Ladesäulen. Hinzu kommt, dass der kalte Februar die Skepsis über die geringen Reichweiten gesteigert hat. Schmidt: „Der Winter hat Spuren hinterlassen, und die sind der Elektromobilität auf die Füße gefallen.“

Das kann dauern: Die langen Ladezeiten von E-Autos stimmen 48 Prozent der Niedersachsen skeptisch.

Es sind vor allem die jüngeren Niedersachsen, die sich vorstellen können, ein E-Auto zu kaufen. „Doch für sie, die unter 30-Jährigen, kommt ein neues Fahrzeug nicht infrage. Das Marktpotenzial ist überschaubar.“ Für den Chef von NiedersachsenMetall ist vor allem die steuerliche Subventionierung der entscheidende Grund für ein E-Auto. „Aber viele private Käufer warten bei der Elektromobilität ab.“

Das kann dauern: Die langen Ladezeiten von E-Autos stimmen 48 Prozent der Niedersachsen skeptisch.

Die Höhe der Anschaffungskosten wird nach wie vor als maßgeblicher Kritikpunkt gesehen. 55 Prozent der Niedersachsen bezweifeln zudem die Umweltfreundlichkeit von E-Autos. Äußerten Ende 2020 noch 49 Prozent der Niedersachsen diese Bedenken, sind es Anfang 2021 bereits 57 Prozent.

Das kann dauern: Die langen Ladezeiten von E-Autos stimmen 48 Prozent der Niedersachsen skeptisch.

Nur 22 Prozent der Niedersachsen unterstützen die Politik der Bundesregierung, E-Mobilität durch staatliche Kaufanreize zu fördern. 47 Prozent dagegen meinen, es solle lediglich Vorgaben für Umweltfreundlichkeit geben.

46 Prozent befürchten, dass es mit der Wirtschaft bergab geht

Kein anderes Bundesland hängt so sehr vom Auto ab wie Niedersachsen. „In der Industrie sind bei uns 62 Prozent der Beschäftigten irgendwie mit der Branche verbandelt“, so Schmidt. Deshalb wollten die Meinungsforscher wissen, wie die Niedersachsen die wirtschaftliche Entwicklung einschätzen. 46 Prozent befürchten, dass es mit der Wirtschaft bergab geht. „Es sind die 30- bis 59-Jährigen, die ausgesprochen skeptisch sind“, erklärt Schmidt. „Das sind diejenigen, die 80 Prozent der steuerpflichtigen Einnahmen leisten. Für die Konsumbelebung ist das die wichtigste Zielgruppe.“

„Es sind schwere Zeiten für Optimisten.“ Und auch der Blick auf die Unternehmen ist eher skeptisch. 51 Prozent zeigen wenig Vertrauen, dass die Wirtschaft zeitnah durch die Krise kommt. Schmidt: „Die Niedersachsen stellen sich darauf ein, dass die Krise länger dauert.“

Werner Fricke
Autor

Werner Fricke kennt die niedersächsische Metall- und Elektro-Industrie aus dem Effeff. Denn nach seiner Tätigkeit als Journalist in Hannover wechselte er als Leiter der Geschäftsstelle zum Arbeitgeberverband NiedersachsenMetall. So schreibt er für aktiv über norddeutsche Betriebe und deren Mitarbeiter. Als Fan von Hannover 96 erlebt er in seiner Freizeit Höhen und Tiefen.

Alle Beiträge des Autors