Poppendorf. Wenn das kein Zeichen ist: Kaum kehrte Thomas Schmitz, Chef des Yara-Düngemittelwerks in Poppendorf unweit von Rostock, nach Jahren aus dem arabischen Katar zurück in sein geliebtes Mecklenburg, sah er zum ersten Mal in seinem Leben einen Eisvogel. Bei sich zu Hause auf der Terrasse, wenige hundert Meter vom Werk entfernt.

„Das zeigt ganz deutlich, wie schonend wir hier mit unserer Umwelt umgehen“, sagt der Geschäftsführer zu aktiv. Eisvögel brauchen klare, saubere Gewässer mit vielen kleinen Fischen. Nach zwölf Jahren in der Ferne hat Schmitz erneut die Aufgabe übernommen, die er schon in den Jahren 1999 bis 2006 inne hatte. „Eine Herausforderung“, weiß der 58-Jährige. Denn hier ist viel passiert.

Yara stellt auf dem 200 Hektar großen Werksgelände rund um die Uhr Nitratdüngemittel her, den wichtigsten Mineraldünger für die Landwirtschaft. Ausgangsstoff dafür ist flüssiges Ammoniak. Das kommt per Schiff aus Brunsbüttel oder Skandinavien, beladen mit ausenden Tonnen, gut 70 Schiffsladungen im Jahr. Vom werkseigenen Hafen wird das Flüssiggas per 13 Kilometer langer Rohrleitung nach Poppendorf gepumpt. In einem komplexen Verfahren, und am Ende unter Beimischung Zuschlagstoffen wie etwa Kalkstein, wird daraus der gefragte Pflanzennährstoff.

Von Poppendorf über Brüssel nach Katar und zurück

„Ich bin gerade dabei, das Werk wieder neu kennenzulernen, um meine Arbeit ordentlich machen zu können“, erzählt der neue, alte Chef. Denn seine Nachfolger haben den Standort gewaltig gepuscht, heute spiele das Werk in der „Champions-League“.

Als Schmitz 1999 das erste Mal anheuerte, produzierte Poppendorf 2.000 Tonnen Dünger pro Tag mit jeder der zwei Anlagen. Als er 2006 zunächst in die Yara-Konzernzentrale nach Brüssel ging, waren es 2.100 Tonnen, heute sind es 2.400. Die Belegschaft ist um 20 Prozent gewachsen, heute arbeiten hier 244 Mitarbeiter und 22 Azubis.

Und: Allein in den letzten sechs Jahren flossen 138 Millionen Euro in die Modernisierung. „Da kann man nicht einfach wie früher weitermachen“, so Schmitz, zumal nun die Kapazitätserhöhung in beiden Anlagen auf je 2.500 Tonnen angestrebt werden. Das verlangt großen Einsatz von allen, auch vom Chef..Das ist für Schmitz nichts Neues: 2012 kniete er sich am Standort Dülmen in den Verkauf, 2014 in den Job als Produktionsleiter im Werk in Katar, einem Emirat an der Ostküste der arabischen Halbinsel am Persischen Golf.

Yara hat die Landwirtschaft der Zukunft sowie die Werbung für den Nachwuchs im Blick

Während die Jugend in Katar von Mathe, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (MINT) begeistert ist, sei das an der Ostseeküste eher die Ausnahme, berichtet Schmitz. Das mache es schwierig, die hohe Ausbildungsquote zu halten: „Wir müssen den jungen Leuten klar machen, dass sichere, interessante und gut bezahlte Arbeitsplätze auf sie warten!“ Deshalb unterstützt das Werk MINT-Unterricht in den Schulen und Jugendfeuerwehren im Umkreis.

„Mehr Dünger auf dem Acker hilft weder uns noch den Bauern“

Zudem steht die „Landwirtschaft der Zukunft“ im Fokus. „Mehr Dünger auf den Acker hilft weder uns noch den Bauern“, so Schmitz. Man arbeite an der Digitalisierung der Landwirtschaft, an Konzepten für intelligente Düngung sowie Beratung. Dann kann der Eisvogel künftig in Poppendorf und anderswo seine Fische fangen.

3 Fragen …

Wie kamen Sie zu Ihrem Beruf?

Leitungsaufgaben sind für mich immer eine Herausforderung. Mit diesem Anspruch bin ich bei Yara eingestiegen.

Was reizt Sie am meisten?

Die Verbesserung! Ein Team kann dabei so viel mehr erreichen als jeder Einzelne.

Worauf kommt es an?

Als Chef muss man ruhig, sachlich und gerecht sein und darf nicht mehr von den Mitarbeitern fordern, als man selbst zu leisten bereit ist.

Nährstoffe: So viel wird davon weltweit eingesetzt

  • 105 Millionen Tonnen Stickstoff
  • 44,5 Millionen Tonnen Phosphat
  • 35,4 Millionen Tonnen Kali

(Stand 2017, Quelle Industrieverband Agrar)