Stuttgart. Die dualen Hochschulen im Land leisten einen wesentlichen Beitrag zur Fachkräftesicherung. Das macht Professor Arnold van Zyl im Gespräch mit aktiv deutlich. Er ist seit 2016 Präsident der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW). Der gebürtige Südafrikaner promovierte in Ingenieurwissenschaften und war unter anderem Rektor der Technischen Universität Chemnitz.

Professor van Zyl, ist Ihre Institution eigentlich der Hidden Champion der Hochschullandschaft?

Ganz und gar nicht. Mit 34.000 Studierenden und über 9.000 Partnerunternehmen haben wir hier in dem stark differenzierten Hochschulsystem des Landes eine ganz klare Rolle. Wir tragen mit etwa 10.000 qualifizierten Fachkräften pro Jahr zur zukünftigen Wettbewerbsfähigkeit unserer Unternehmen bei.

Das öffentliche Prestige ernten aber die Universitäten?

Wenn Sie auf die Aufmerksamkeit für Nobelpreisträger anspielen, haben Sie recht. Aber in unserem Hochschulsystem bedienen unterschiedliche Hochschularten ganz unterschiedliche gesellschaftliche Erfordernisse. Es geht uns nicht darum, in derselben Liga wie die Universitäten zu spielen, wenn es um die Grundlagen- und Spitzenforschung geht. Mit unserem einzigartigen Studienmodell und der besonderen Berufsbefähigung unserer Absolventinnen und Absolventen spielen wir nämlich in einer anderen Disziplin. Wir betreiben eine ganz andere Sportart. Im Übrigen attestieren uns Studien, dass die besten Abiturienten des Landes zu uns kommen. Zudem haben wir unter allen Hochschulen mit Abstand die geringste Abbrecherquote. Und bei uns lohnt es sich, zu investieren!

Warum?

Zu jedem Euro der öffentlichen Hand kommen bis zu 5 Euro von den Unternehmen. Sie bezahlen vom ersten Tag an die Studierenden, wirken am Curriculum mit und stellen Lehrkräfte mit Unternehmenserfahrung. Unsere Studierenden brauchen kein Bafög. Wir entlassen unsere Absolventen nach dem Studium auch nicht in die Arbeitslosigkeit: Acht von zehn Absolventen beginnen unmittelbar nach ihrem Abschluss zu arbeiten, die übrigen nehmen ein weiterführendes Studium auf. Damit sorgen wir nicht zuletzt für einen Netto-Zuwachs an Fachkräften hier in der Region, denn es hat sich auch in Hamburg oder Berlin herumgesprochen, dass die DHBW hervorragende berufliche Perspektiven in den schönsten Regionen Baden-Württembergs eröffnet.

Sie bringen also junge Menschen nach Ravensburg oder Mosbach?

Ja, und wir vermeiden so, dass wir Bildungsexporteure werden. Darüber hinaus befähigen wir junge Menschen auch in den sogenannten Soft Skills, indem wir beispielsweise interkulturelle Kompetenzen vermitteln. Gerade in einem so exportstarken Land wie Baden-Württemberg sind solche Fähigkeiten wie die Vorbereitung auf Auslandsaufenthalte höchst relevant.

Wie bereiten Sie Ihre Studierenden auf den technologischen Wandel vor – Stichwort Digitalisierung?

Allein zwischen 2018 und 2020 schaffen wir 26 neue Kurse im Bereich Digitalisierung– von Digital Business Management über Wirtschaftsinformatik bis hin zu Cyber Security. Unsere Angebote im Bereich der Digitalisierung richten sich übrigens nicht nur an unsere Bachelor-Studenten, sondern auch an Männer und Frauen, die schon seit 10 oder 20 Jahren in ihren Unternehmen tätig sind. Sie können berufsbegleitend einen Masterstudiengang absolvieren oder sich im Rahmen eines Zertifikatsprogramms weiterbilden. So übernehmen wir gemeinsam mit dem Bildungswerk der Baden-Württembergischen Wirtschaft die Rolle des kontinuierlichen Bildungs- und Wissenspartners für die Unternehmen.