Nürnberg. Die E-Mobilität bietet vielen bayerischen Unternehmen große Potenziale. Das gilt auch für die Diehl Gruppe in Nürnberg, ein Mischkonzern mit weltweit rund 16.000 Beschäftigten. Das Unternehmen will die Chancen im neuen Markt nutzen.

Dreh- und Angelpunkt in der elektrischen Mobilität der Zukunft wird die Batterie sein. Dort setzt Diehl an. Dabei geht es nicht um die Produktion von Batteriezellen oder ganzer Batteriesysteme. Diehl hat zuletzt viel Arbeit in die Entwicklung eines integrierten Zellkontaktier- und Batteriemanagementsystems gesetzt, mit dem man Batterien effektiv überwachen und steuern kann. Mit ihm will man nun Kunden in der Automobilbranche wie auch im Industrieumfeld überzeugen und für sich gewinnen.

Thermo-Management ist für die Batterie entscheidend

Steuerung und Management von Batterien sind für die Diehl-Entwickler wichtige Fähigkeiten, um die Fortschritte in zentralen Bereichen zu ermöglichen. Dazu gehören erstens die Reduzierung von Bauraum, Gewicht und Kosten, zweitens die Erhöhung von Reichweite und Leistung und drittens mehr Sicherheit während der Nutzung.

Entscheidend ist dabei das Thermo-Management der Batterie. Das heißt vor allem eine effektive Kühlung, die über integrierte Kühlkanäle gewährleistet wird. Diese setzen dabei nicht wie oft üblich am Gehäuse einer Batteriezelle an, sondern direkt an den Verbindern, also den Schnittstellen zu den Zellen. Dies sei viel effizienter, da man direkt dort, wo die Wärme entsteht, viel frühzeitiger reagieren könne.

Ein zweites Beispiel für eine innovative Herangehensweise ist der sogenannte Entgasungskanal. Wenn ein Zellenmodul einer Batterie überhitzt, kann es bis zu 1.000 Grad heiß werden. Dabei kann ein solches Modul schnell im wahrsten Sinne des Wortes verrauchen. Lassen sich jedoch die entstehenden Gase rechtzeitig und gezielt ableiten, sinkt die Gefahr, dass auch benachbarte Module in der Batterie zerstört werden. Das erhöht die Sicherheit im Fahrzeug und senkt die Betriebskosten. Wird eine Batterie nämlich rechtzeitig abgeschaltet, muss lediglich das betroffene Modul ersetzt werden. Teurer wird es, wenn die Batterie nach einer unkontrollierten Kettenreaktion komplett zerstört ist.

Um in diesem Marktsegment zu punkten, bringt man bei Diehl die Kompetenz zweier Töchter zusammen. Eine wichtige Rolle spielt das Strategische Geschäftsfeld Diehl Advanced Mobility (DAM), das zum Teilkonzern Diehl Metall gehört. DAM ist seit vielen Jahren bereits Entwicklungs- und Serienfertigungspartner der Auto-Industrie und fertigt Produkte für Hybrid- und Elektrofahrzeuge. Im Fokus stehen dabei sogenannte Zellkontaktiersysteme, die zur Elektrifizierung des Antriebsstrangs und insbesondere für die Kontaktierung von Batteriezellen benötigt werden.

Elektronisches Know-how hilft bei der Entwicklung

Kompetenz im Bereich Elektronik und die benötigte Software steuert die Tochter Diehl Controls bei. Sie hat Erfahrung mit Batteriemanagementsystemen und Leistungselektronik, die etwa für die Steuerung von Motoren verantwortlich ist. Auch das wichtige Know-how bei elektrischer und funktionaler Sicherheit ist vorhanden, etwa durch die Ausrüstung von sogenannter „weißer Ware“, also zum Beispiel Elektroherden oder Waschmaschinen, mit elektronischen Steuerungseinheiten.

Michael Stark
aktiv-Redakteur

Michael Stark schreibt aus der Münchner aktiv-Redaktion vor allem über Betriebe und Themen der bayerischen Metall- und Elektro-Industrie. Darüber hinaus beschäftigt sich der Volkswirt immer wieder mit wirtschafts- und sozialpolitischen Fragen. Das journalistische Handwerk lernte der gebürtige Hesse als Volontär bei der Mediengruppe Münchner Merkur/tz. An Wochenenden trifft man den Wahl-Landshuter regelmäßig im Eisstadion.

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