Berlin. Alles ganz entspannt, den täglichen Stress abschütteln, die Dinge einfach mal laufen lassen: So stellt sich wohl jeder seinen Urlaub vor. Mit der Erholung ist es allerdings ganz schnell vorbei, wenn beim gemütlichen Bummeln Taschendiebe zuschlagen, Langfinger das Auto auseinandergenommen oder sogar das Hotelzimmer leer geräumt haben.

Auch wenn die Atmosphäre noch so locker ist: Auch und gerade im Urlaub vermeiden gesunder Menschenverstand und eine Prise Misstrauen viele Probleme. Die Polizei empfiehlt ein paar einfache Maßnahmen, die den Kriminellen die Arbeit schwer machen – für unbeschwerten Urlaubsspaß.

Vor der Reise:

Was muss alles mit – und versichert sein?

Was nicht mitreist, kann auch nicht geklaut werden. Deshalb rät die Polizei, Wertvolles, das man unterwegs nicht braucht – wie exklusiven Schmuck – gar nicht erst mitzunehmen.

Spezielle Gepäckversicherungen dagegen sind nach Recherchen von Stiftung Warentest oft sehr teuer und haben häufig extrem strenge Bedingungen. Viele Verbraucherschützer raten deshalb von dieser Police ab.

Außerdem sind bestimmte Dinge während der Reise sowieso anderweitig abgesichert, sodass zumindest ein Teil des Schadens übernommen wird: Während der Fahrt beziehungsweise des Flugs ist das Gepäck über das jeweilige Transportunternehmen versichert, am Urlaubsort und im Auto dann unter bestimmten Bedingungen über die Hausratversicherung – und das Auto selbst gegebenenfalls über die Kaskoversicherung.

Dokumente kopieren

Die Polizei und auch das Auswärtige Amt empfehlen, vor dem Urlaub alle wichtigen Unterlagen zu kopieren, also etwa den Pass, Führerschein, Tickets, Impfausweis. Damit ist es im Ernstfall einfacher, sich beispielsweise gegenüber den Auslandsvertretungen auszuweisen. Die Kopien gehören natürlich nicht ins Portemonnaie, sondern irgendwo versteckt ins Reisegepäck.

Clevere machen sich außerdem Kopien von allen Kredit- und EC-Karten oder notieren sich die entsprechenden Nummern, da man diese Daten für eine Kartensperrung benötigt. Sinnvoll ist zudem eine Liste mit Notfall-Telefonnummern, etwa der Hotline der Versicherung, zur Sperrung der Kreditkarten, der SIM-Karte und so weiter, damit man im Ernstfall nicht lange suchen muss. Hier sollte man auch die IMEI-Nummer des Handys notieren, eine individuelle Gerätekennung, die man für die Sperrung braucht. Man bekommt sie über die Tastenkombination *#06# heraus.

Weniger schlau ist es, Dokumente abzufotografieren und im Smartphone zu speichern. Schließlich werden Handys gerne geklaut. Wenn man die Fotos der Dokumente in einer Cloud (also nicht direkt auf dem Handy) speichert, sind sie im Ernstfall zwar nicht verloren. Allerdings handelt es sich dabei oft um sensible Informationen. Wer sich für eine solche Variante entscheidet, sollte sich deshalb auf jeden Fall über die Regeln des Datenschutzes bei dem betreffenden Anbieter informieren. Dazu gehört etwa, wie die Daten gespeichert werden und wo auf der Welt der betreffende Server steht. Denn vom Ort der Speicherung hängt auch ab, welche Datenschutzrichtlinien gelten.

Lesen Sie auf aktiv-online.de auch, wie sich wichtige Dokumente sicher aufbewahren lassen 

Handy einrichten

Moderne Smartphones haben diverse Sicherheitsfeatures, beispielsweise die Ortung des Geräts, Fernsperrung oder Fernlöschung. Wer diese Funktionen nutzen will, sollte sie spätestens vor der Abreise einrichten, denn sie laufen nicht von alleine, sondern müssen erst einmal aktiviert werden. Clevere sichern ihre Daten zudem auf einem externen Datenträger oder in einer Cloud.  

Während der Reise:

Wertsachen am Körper tragen

Auch im Alltag in Deutschland ist es eigentlich völlig klar, dass man Handys, Geldbörsen und ähnliche Wertgegenstände nicht offen herumliegen lässt. Wenig empfehlenswert ist es auch, solche Dinge griffbereit für Diebe zu verstauen, beispielsweise in der hinteren Hosentasche, einer offenen Handtasche oder der Außentasche des Rucksacks. Das gilt natürlich auch im Urlaub und ganz besonders im Gedrängel von Basaren, Märkten oder Touristenattraktionen.

Die Polizei empfiehlt, Wertsachen möglichst nah am Körper zu tragen, beispielsweise in einer Gürteltasche oder in verschließbaren Innentaschen der Kleidung. Für Strand und Pool gibt es spezielle Wertsachenbehälter, die man mit ins Wasser nehmen kann. Besser ist es aber, wenn immer jemand bei den Sachen bleibt, denn: unbeaufsichtigte Badeliegen sind eine Einladung an jeden Dieb.

So wenig Bargeld wie möglich

Polizei und Auswärtiges Amt raten, im Urlaub immer nur wenig Bargeld spazieren zu führen. Größere Summen gehören in den Zimmersafe. Klar, dass man in der Öffentlichkeit auch nicht mit dicken Geldbündeln hantiert, beispielsweise um nach dem Geldwechsel die Scheine zu zählen. Das alles gilt natürlich nicht nur im Urlaub, sondern auch zu Hause.

Gepäck im Blick behalten

Völlig logisch, dass man auf sein Gepäck aufpassen muss. Gerade auf wimmeligen Bahnhöfen, Flughäfen und so weiter sollte man besonders vorsichtig sein, denn hier wird man beispielsweise durch den Kauf von Tickets oder den Blick auf Anzeigentafeln besonders leicht abgelenkt.

Was gar nicht geht: Kinder mit der Beaufsichtigung des Gepäcks beauftragen. Das gefährdet nämlich nicht nur das Gepäck, sondern vor allem auch die Sicherheit der Kleinen, warnt die Polizei.

Was auch passieren kann: Die Koffer kommen nicht am Zielflughafen an. Zehn Tipps gegen den  Gepäckverlust auf Reisen  lesen Sie hier auf AKTIVonline.

Auto leer räumen

Autos knacken Profis in wenigen Minuten. Speziell an Raststätten rät die Polizei zu besonderer Vorsicht. Wertsachen sollte man also auch bei kurzen Stopps immer mitnehmen. Beim Ein- und Ausräumen des Gepäcks sollte man aufpassen, dass Fremde nicht ungefragt „mithelfen“.

Und natürlich sollte man das Fahrzeug nicht in leeren, dunklen Gassen parken, sondern an belebten, gut beleuchteten Orten. Um Dieben zu signalisieren, dass im eigenen Auto nichts zu holen ist, empfiehlt die Polizei nach wie vor die bekannte Methode, das Handschuhfach leer zu räumen und offen zu lassen.

Unterkunft sichern

Die Polizei rät: Wertvolles besser nicht offen im Hotelzimmer beziehungsweise der Schiffskabine herumliegen lassen. Schließlich weiß man ja nie so genau, wer alles Zutritt zu den Räumen hat, etwa die Putzfrau oder der Zimmerservice. Wozu hat das Zimmer schließlich einen Safe?

Alternativ kann man Wertsachen auch bei der Direktion abgeben. Und natürlich sollte man das Zimmer immer abschließen, wenn dies nicht sowieso schon automatisch passiert. Schlüssel nicht offen herumliegen lassen, etwa auf dem Tisch der Strandbar! 

Wenn doch etwas passiert ist:

Karten sperren

Geklaute Kredit- und Girokarten (EC-Karten) müssen umgehend gesperrt werden. Dazu gibt es den zentralen Sperr-Notruf unter der Telefonnummer +49 116 116. Im App-Store gibt’s dazu auch die kostenlose Sperr-App 116 116. Allerdings nützt sie nur wenig, wenn auch das Handy verschwunden ist. Hilfreich ist auch der kostenlose SOS-Infopass mit allen relevanten Telefonnummern. Wer mag, kann sich auch den kostenlosen SOS-Infopass mit allen relevanten Telefonnummern herunterladen (PDF):
kartensicherheit.de

Handy sperren

Ist das Handy weg, kommen die Ortung, Sperrung und Datenlöschung aus der Ferne zum Einsatz. Außerdem sollte man die SIM-Karte umgehend beim Telefonanbieter sperren lassen, um teure Folgekosten auf der nächsten Rechnung zu vermeiden.

Vorsicht: Ist die SIM-Karte gesperrt, funktionieren Fernlöschung und Co. nicht mehr, warnen die Verbraucherzentralen. Wer an das Gute im Menschen glaubt, kann natürlich zuerst die eigene Nummer anrufen – vielleicht hat man das Gerät ja nur verloren, und es meldet sich ein ehrlicher Finder.

Wie man mit Apps und Tools sein  Smartphone gegen Diebstahl schützen  kann, lesen Sie hier auf AKTIVonline.

Anzeige erstatten

Auch wenn es lästig ist, Zeit und Nerven kostet, und der Dieb höchstwahrscheinlich sowieso nicht gefasst wird: Eine Anzeige bei der Polizei muss sein, heißt es unisono bei der Polizei, dem Auswärtigen Amt und dem Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft. Ansonsten gibt es Probleme bei der Beschaffung von neuen Pässen, mit dem Versicherungsschutz, dem Telefonanbieter und der Bank, wenn beispielsweise gestohlene Kreditkarten missbraucht werden.

Versicherung informieren

Sobald etwas weg ist, sollte man umgehend die entsprechenden Versicherungen informieren. In der Regel haben die Unternehmen dazu spezielle Hotlines. Dort kann man das weitere Vorgehen dann besprechen.

Wurde in einen abgeschlossenen Raum in einem festen Gebäude eingebrochen (zum Beispiel ins Hotelzimmer), ist das häufig zumindest teilweise über die Hausratversicherung abgedeckt. Haben Diebe das Auto leer geräumt, zahlt die Hausrat jedoch nur, wenn es in einer verschlossenen Garage stand.

Wurde das Fahrzeug dagegen draußen aufgebrochen, greift unter Umständen der Kaskoschutz. Nach Angaben des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft sind Diebe oft scharf auf wertvolles Autozubehör, beispielsweise Airbags oder das Navi – und solche Teile sind über die Kasko abgedeckt.

Ist Gepäck während der Fahrt verschwunden, wendet man sich an das jeweilige Transportunternehmen (Airline, Busunternehmen, Bahn, Reederei). Wurde Wertvolles aus dem Safe der Hoteldirektion geklaut, ist das Hotel Ansprechpartner.

Wer eine spezielle Reisegepäckversicherung abgeschlossen hat, muss den Schaden natürlich auch dort melden. Allerdings sind die Versicherungsbedingungen so streng, dass nach Erfahrungen von Verbraucherschützern öfter nicht gezahlt wird.

Neue Papiere beantragen

Ist der Pass weg, braucht man oft ein Ersatzdokument, denn sonst kommt man häufig gar nicht mehr zurück nach Hause. Ansprechpartner ist hier die nächstgelegene Auslandsvertretung, also Botschaft, Generalkonsulat oder Konsulat.

Silke Becker
Autorin

Silke Becker studierte Soziologie, BWL, Pädagogik und Philosophie. Seit ihrem Abschluss arbeitet sie als Redakteurin und freie Journalistin. Außerdem hat sie mehrere Bücher veröffentlicht. Am liebsten beschäftigt sie sich mit den Themen Geld, Recht, Immobilien, Rente und Pflege.

Alle Beiträge der Autorin