Zucker war ein kostbares Produkt in der guten alten Zeit. So kostbar, dass man ihn in edlen Dosen aufbewahrte, die mit einem Schloss gesichert waren. Ähnliches galt für Pralinés und andere Süßwaren – sie waren für normale Bürger kaum bezahlbar, zumal ihre Herstellung mit aufwendiger Handarbeit verbunden war.

Das hat sich geändert, heute bietet jeder Supermarkt eine unüberschaubare Vielfalt an süßen Leckereien. Zu verdanken ist das nicht nur der besseren Verfügbarkeit von Zucker, sondern auch der Umstellung auf industrielle Fertigung.

Mehr als 90 Jahre Erfahrung

Wo früher weißbekittelte Chocolatiers und unzählige Helfer arbeiteten, stehen heute Anlagen, die kostengünstig und in immer gleicher Qualität produzieren. Fließbandfertigung ist längst Standard, was auch hochspezialisierten Zulieferern und Maschinenbauern zu verdanken ist – Unternehmen wie die Firma Märtens Transportbänder, die zu den Marktführern in ihrem Bereich gehört.

Der Mittelständler hat mehr als 90 Jahre Erfahrung in seinem Metier. 1929 in Eilenburg unweit von Leipzig gegründet, zog Inhaber Hans-Wilhelm Märtens 1948 mit seiner Firma nach Flensburg um und baute sie dort zügig aus.

In Europa maximal 20 Wettbewerber

Geschäftsführer Bernhard Funke: „Wir haben im europäischen Raum höchstens 20 Wettbewerber, die auf unserem Niveau arbeiten. In Deutschland sind es sogar nur zwei. Aber es gibt weltweit nur ein Unternehmen, das sowohl Transportbänder aus Kunststoff als auch aus Metall herstellt – und das sind wir.“

Märtens Transportbänder hat seinen Umsatz in den vergangenen Jahren stetig gesteigert.

Begünstigt wurde die positive Entwicklung durch eine pfiffige Marketingidee: Die Produkte, die auf Anlagen mit Transportbändern von Märtens entstanden, wurden auf ihrer Unterseite mit dem Schriftzug des jeweiligen Süßwarenherstellers versehen. Das kam gut an.

Der Umsatz legt regelmäßig zu

Ein Blick auf die Umsatzentwicklung der vergangenen Jahre zeigt, dass Märtens immer noch zulegt. Mittlerweile hat das Unternehmen, das seit einiger Zeit zur Hamburger Metall-Chemie Holding GmbH gehört und aktuell rund 90 Mitarbeiter beschäftigt, Kunden in mehr als 60 Ländern, und die Außendienstler sind unermüdlich im Einsatz, um neue Märkte zu erschließen.

„Unser Ansatz ist einfach, aber ziemlich erfolgreich“, sagt Geschäftsführer Funke. „Wir gehen Herausforderungen nicht aus dem Weg, sondern betrachten sie als Chance, die man beherzt nutzen sollte. Wir verkaufen keine Produkte, sondern Lösungen. Und Lösungen gibt es für fast jedes Problem, man muss sie nur finden.“

Hohe Fertigungstiefe

Dass den Entwicklern von Märtens das immer wieder gelingt, belegen nicht nur die gerahmten Kopien von Patentschriften an der Wand im Treppenhaus, sondern auch die Maschinen im Fertigungsbereich – sie wurden nach Auskunft von Produktionsleiter Benjamin Kallsen allesamt selbst entwickelt und gebaut.

Kallsen: „Unsere Produkte sind so speziell, dass es dafür keinen Standard gibt. Wir haben eine hohe Fertigungstiefe und machen fast alles selbst, denn Qualität spielt bei uns eine große Rolle. Unsere Kunden erwarten zu Recht eine hohe Zuverlässigkeit, denn die Anlagen, in denen die Bänder verbaut sind, laufen oft rund um die Uhr. Da kann man sich keine Ausfälle leisten.“

Silikonformbänder für Süßwaren aller Art

Märtens produziert aber nicht nur reine Transportbänder, sondern auch Silikonformenbänder, mit denen sich beispielsweise Süßwaren in Herz- oder Kugelform herstellen lassen. Die Anfertigung dieser Elemente ist klassische Handarbeit, wie Mitarbeiter Carsten Hansen demonstriert, der gerade eine Kunststoffmischung anrührt. „Die Mischung besteht aus zwei Komponten“, sagt er. „Sie ist schon nach kurzer Zeit so weit ausgehärtet, dass man die Elemente ohne Probleme aus der Form holen kann.“

Das Material ist weich, aber sehr widerstandsfähig und langlebig. Die Formen sind resistent gegen viele Fette und Chemikalien, lassen sich ohne Chemikalien reinigen und halten locker Temperaturen von bis zu 160 Grad Celsius aus.

Eigene Erklärvideos für die Kunden

Noch höhere Temperaturen sind mit metallischen Förderbändern möglich, die Märtens in diversen Varianten produziert. Zu den Bestsellern gehört das Stabgeflechtband, das sich durch kleine Umlenkradien und einen exakten Bandlauf auszeichnet. So können selbst Produkte von geringer Größe sicher transportiert und problemlos an Folgeanlagen übergeben werden.

Und weil die Märtens-Tüftler immer wieder neue Produkte entwickeln, hat die Firma nun auch ein eigenes Studio eingerichtet, in dem Erklärvideos für die Kunden produziert werden. Geschäftsführer Funke: „Die Herstellung der Videos ist relativ zeitaufwendig, aber wir sehen das als Service für den Kunden. Denn der Nutzen einer Innovation erschließt sich ja nicht immer auf den ersten Blick.“

Bei den Kunden kommt das Angebot prima an, die Videos werden auf Youtube regelmäßig abgerufen. Spitzenreiter ist ein Clip zum Thema „ELT Stabgeflechtbänder Endlosverbindung“. Es hat bereits weit über 7.000 Aufrufe.

Clemens von Frentz
Leiter aktiv-Redaktion Nord

Der gebürtige Westfale ist seit über 35 Jahren im Medienbereich tätig. Er studierte Geschichte und Holzwirtschaft und volontierte nach dem Diplom bei der „Hamburger Morgenpost“. Danach arbeitete er unter anderem bei n-tv und „manager magazin online“. Vor dem Wechsel zu aktiv leitete er die Redaktion des Fachmagazins „Druck & Medien“. Wenn er nicht für das Magazin „aktiv im Norden“ in den fünf norddeutschen Bundesländern unterwegs ist, trainiert er für seinen dritten New-York-Marathon.

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