Köln. Eine verblüffende Nachricht vorweg: „Die Stunde Arbeit in China ist inzwischen teurer als in Rumänien und schon fast so teuer wie in Polen.“ Das erklärt Christoph Schröder vom Institut der deutschen Wirtschaft in Köln (IW). Er hat gerade für 30 Industriestaaten auf Basis von amtlichen Daten aus- und umgerechnet, was Unternehmen der Metall- und Elektro-Industrie (M+E) jeweils für eine Stunde Arbeit ausgeben müssen.

Bei den Arbeitskosten geht es nicht nur um den Stundenlohn

Am Hochlohn-Standort Deutschland sind das rund 45 Euro pro Stunde – viermal so viel (!) wie im nahen Polen. Nun sind diese 45 Euro natürlich nicht der durchschnittliche Stundenlohn unserer Metaller: In Schröders Vergleichsrechnung fließen außer dem Entgelt die Bezahlung arbeitsfreier Zeiten wie Urlaub und Krankheit ein, die Beiträge des Betriebs zur Sozialversicherung sowie zum Beispiel auch das Weihnachtsgeld und Ausgaben für die betriebliche Altersvorsorge.

Hohe Arbeitskosten sind ein Nachteil im internationalen Wettbewerb

„2019 war Deutschland unverändert der zweitteuerste M+E-Standort in der gesamten EU, hinter Dänemark“, sagt der IW-Experte, „sogar noch teurer ist Arbeit in Norwegen.“ Auch in der Schweiz sind die Arbeitskosten traditionell höher als hierzulande (für die genaue Berechnung von Branchenwerten fehlt laut Schröder die Datenbasis). Lässt man diese drei recht kleinen Länder aber mal beiseite und blickt nur auf Industriestaaten mit mindestens zehn Millionen Einwohnern, sieht man: Deutschland landet auf dem teuersten Platz.

Hat die Corona-Krise dieses Problem womöglich noch vergrößert? Schröder wagt da keine Prognose – hält aber fest: „Im zweiten Quartal 2020 waren die Arbeitskosten des gesamten Verarbeitenden Gewerbes 3 Prozent höher als im zweiten Quartal 2019.“

Und dann möchte der IW-Ökonom noch eine Warnung loswerden: „Die in letzter Zeit etwa von Gewerkschaftern ins Gespräch gebrachte Vier-Tage-Woche – die würde Deutschlands Kostennachteil im internationalen Wettbewerb noch erheblich vergrößern.“