Ab wann sollten sich Kinder und Jugendliche mit dem eigenen Beruf beschäftigen?

Berufsorientierung findet am besten so früh wie möglich statt! Die siebte Klasse ist für Jugendliche ein guter Zeitpunkt, sich mit dem Thema in der Schule zum ersten Mal ernsthaft auseinanderzusetzen.

Wie verschaffen sich die jungen Leute ein gutes Bild über die verschiedenen Berufe?

Dafür sind persönliche Kontakte zentral. Am besten fragt man Menschen, die im Berufsleben stehen – gerne auch andere Jugendliche oder junge Erwachsene. Ältere, auch die eigenen Eltern, sind nicht immer auf dem aktuellen Stand, was Berufsbilder und Karrierechancen betrifft. Ein Beispiel dafür sind Handwerksberufe. Viele unterschätzen immer noch, wie digital und technisch anspruchsvoll diese Berufe inzwischen oft sind.

Wie wichtig sind Praktika und Berufsmessen?

Das sind sehr gute Gelegenheiten, um Informationen und Eindrücke zu bekommen. Entscheidend ist dabei, sich ein konkretes Ziel vorzunehmen. Will ich etwa einen Berufswunsch bestärken? Oder will ich eine Option endgültig ausschließen? Beides ist wichtig bei der Berufsorientierung.

Wie groß ist die Rolle der Eltern?

Eltern sind sehr relevant – so wie auch der Freundeskreis. Berufswahl hat neben Interessen und Karrierechancen auch viel mit Image und Erwartungen zu tun. Uns ist wichtig, was andere von uns denken. Jugendliche müssen sich bewusst sein, dass es schwer ist, aus einem sozialen Korsett auszubrechen. Insbesondere die Bindung an die Eltern ist stark. Für den Sohn eines Ärztepaares etwa ist es zum Schreiner oft ein schwerer Weg.

Wie sollten sich Jugendliche verhalten?

Es geht darum, eine Balance zu finden zwischen den eigenen Interessen und Neigungen sowie dem, was von einem erwartet wird – vor allem von Eltern und Freunden. Denn nicht jedem fällt es leicht, mögliche Widerstände zu überwinden. Das ist ein Dilemma, in dem jeder seinen eigenen Weg finden muss.

Wie können Eltern dabei helfen?

Zunächst wissen Eltern oft gar nicht, wie groß ihr Einfluss ist. Oft geschieht der subtil, durch Haltungen und Äußerungen im Alltag. Wichtig ist, dass Eltern lernen, sich zurückzunehmen. Dabei können sie ihre Kinder trotzdem unterstützen! Sie sollten ermutigen, bestehende Einstellungen und Gewissheiten zu hinterfragen, sowie zu einem strukturierten Vorgehen anleiten.

Daran hapert es?

Viele Schülerinnen und Schüler wissen nicht einmal, was es alles an Berufen gibt und was zu ihnen passen könnte. In erster Linie helfen da gut vorbereitete Praktika oder andere praktische Erfahrungen, etwa im Berufsorientierungsprogramm. Daneben gibt es aber auch gute Online-Tools, mit denen Jugendliche ihre Stärken und Interessen abklären und dann Berufe vorgestellt bekommen. Diese Tools könnte man mehr nutzen.

Was läuft sonst noch falsch?

Einige Jugendliche sind bei der Berufsorientierung definitiv zu spät dran oder verhalten sich zu passiv. Das gehört zu den größten Fehlern. Andere wiederum sind zu fixiert auf einen Beruf, weil sie sich zu schnell festgelegt haben. Einen Plan B zu haben, kann aber auch bei der Berufswahl nicht schaden.

Michael Stark
aktiv-Redakteur

Michael Stark schreibt aus der Münchner aktiv-Redaktion vor allem über Betriebe und Themen der bayerischen Metall- und Elektro-Industrie. Darüber hinaus beschäftigt sich der Volkswirt immer wieder mit wirtschafts- und sozialpolitischen Fragen. Das journalistische Handwerk lernte der gebürtige Hesse als Volontär bei der Mediengruppe Münchner Merkur/tz. An Wochenenden trifft man den Wahl-Landshuter regelmäßig im Eisstadion.

Alle Beiträge des Autors