Hannover. Auf dem Gelände der SEH Engineering ist ein Raumschiff gelandet. Genau zwischen den alten Werkhallen und den Verwaltungsbüros. Offiziell heißt der futuristische Bau „Creative Lab“, die Mitarbeiter nennen ihnen auch „Spacelab“. „Hier sollen Ideen entstehen“, sagt Geschäftsführer Uwe Heiland. „Wir wollen uns vom klassischen Stahlbauer noch mehr zum kreativen Engineering-Unternehmen entwickeln.“ Neue Zeiten sollen beginnen. „Wir ticken anders als der Wettbewerb.“

Dafür drückt das Traditionsunternehmen, das vielen noch als Krupp Stahlbau Hannover bekannt ist und seit 2007 zum französischen Eiffage-Konzern gehört, mächtig auf die Tube.

17 Arbeitsgruppen wollen Teamgeist, Strategie und Technologie vorantreiben

Nichts weniger als eine „Revolucion“ soll stattfinden. So heißt das Projekt, das vor einem Jahr gestartet wurde. Es geht um „Spirit, Strategy and Technology“. SEH soll sich verändern, soll noch besser, zielorientierter, kreativer werden. Und alle können daran mitwirken, sagt Projektleiterin Anne-Marie Beißner. Sie will alle sieben Bereiche des Unternehmens und die 250 Mitarbeiter mitreißen. Diskutiert werden Fragen wie: Wie lassen sich Kunden-Zielgruppen besser durch das Marketing ansprechen? Wie lassen sich Montageteams in aller Welt besser steuern? Wie kann man die digitalen Prozesse beschleunigen? Wie verbessert man das Gesundheitsmanagement der Firma? 17 Arbeitsgruppen, denen 8 bis 14 Mitarbeiter angehören, suchen nach Ideen und Lösungen.

Vielfach treffen sie sich dazu in ihrer Freizeit im „Spacelab“, berichtet Projektleiterin Beißner: „Oft diskutieren die Teilnehmer auch in den Pausen oder auf den Fluren über ihre Ideen.“ Für die 33-jährige Betriebswirtin ist es ein Beleg dafür, dass der Prozess gelebt wird.

Kritische Stimmen sind erlaubt und erwünscht. Vor allem auch von jungen Mitarbeitern. Mit dem Projekt Revolucion will die SEH zeigen, dass sie Meinungen, Forderungen, Ideen und Kritik aller Beschäftigten ernst nimmt. Ihre Ergebnisse stellen die Teams einem Lenkungsausschuss aus Abteilungsleitern, Vertretern von Geschäftsführung und Betriebsrat sowie der Projektleiterin vor. Geleitet werden die Arbeitsgruppen übrigens von eigenen Mitarbeitern, die von den Gruppen selbst bestimmt wurden.

Gewünscht war ein Neubau, der junge Leute anzieht

Auch das hochmoderne Creative Lab, in dem die Ideen entstehen, ist vom eigenen Team entworfen, konstruiert und – soweit möglich – gefertigt. Federführend war Ingenieur Heinz Geske, einer der vier Architekten der SEH. „Wir wollten etwas bauen, das junge Leute anzieht“, sagt der 57-Jährige. „Es sollte etwas Neues sein, nichts aus der Schublade.“ Entstanden ist ein Bau auf acht Rohrstützen, lichtdurchflutet, mit multifunktionaler Technik – und viel Stahl. „Wir kennen diesen Werkstoff aus dem Effeff“, sagt Geschäftsführer Heiland. „Und wir mögen ihn.“

Werner Fricke
Autor

Werner Fricke kennt die niedersächsische Metall- und Elektro-Industrie aus dem Effeff. Denn nach seiner Tätigkeit als Journalist in Hannover wechselte er als Leiter der Geschäftsstelle zum Arbeitgeberverband NiedersachsenMetall. So schreibt er für aktiv über norddeutsche Betriebe und deren Mitarbeiter. Als Fan von Hannover 96 erlebt er in seiner Freizeit Höhen und Tiefen.

Alle Beiträge des Autors