Es war ein hartes Ringen in der Tarifrunde 2022. Die IG Metall war mit einer der höchsten Forderungen der letzten Jahre ins Rennen gegangen: 8 Prozent auf zwölf Monate. Für viele Firmen, die mit Energiepreisexplosion und Lieferkettenproblemen, Fachkräftenotstand und – immer noch – Corona-Krankenständen zu kämpfen haben, wäre das überhaupt nicht zu stemmen gewesen.

Wir Arbeitgeber haben daher ein angemessenes Angebot gemacht, das eine abgabenfreie Inflationsausgleichsprämie von 3.000 Euro und eine noch zu verhandelnde Tabellenerhöhung beinhaltete. Schon die Einmalzahlung lastet schwer auf den Unternehmen, die sie ja komplett finanzieren müssen.

Überflüssige Produktionsausfälle

Doch diese Bürde von gut 5 Prozent – netto sogar rund 8 Prozent – wurde in der Debatte einfach unterschlagen; gelegentlich wurde sogar suggeriert, es handle sich hierbei um eine staatliche Zahlung. Solche Irreführung schmerzt.

Auf Basis dieses Vorschlags hätte man sich schnell annähern können. Aber leider waren aus Sicht der Gewerkschaftsstrategen wieder viele Warnstreiks mit teuren Produktionsausfällen nötig, bevor es schließlich eine Einigung gab.

Automatische Differenzierung

Vereinbart wurde für eine Laufzeit von 24 Monaten bis zum 30. September 2024 Folgendes: Eine Erhöhung der Entgelttabellen in zwei Stufen, um 5,2 Prozent zum 1. Juni 2023 und um 3,3 Prozent zum 1. Mai 2024. Dazu kommt die Inflationsprämie, die in zwei Tranchen aufgeteilt wurde und deren Auszahlung sehr flexibel ausgestaltet werden kann. Eine automatische Differenzierung anhand objektiver Kriterien ermöglicht es den Firmen, in Notlagen bestimmte Zahlungen zu verschieben oder ganz auszusetzen. Auch einigten sich die Sozialpartner auf ein Verfahren, nach dem schnell und flexibel auf Energienotlagen reagiert werden kann.

Dieser Kompromiss wird für viele Firmen, die vor großen finanziellen Herausforderungen stehen, sehr teuer werden. Aber er ist verantwortbar, weil in der Hoffnung auf die künftige Leistungsfähigkeit unserer Industrie und ihrer Beschäftigten geschlossen: Nach einer zu erwartenden Rezession 2023 sollte es endlich wieder aufwärts gehen. In diese Zukunft investiert die Tarifeinigung 2022.