Teilnehmer aus fernen Ländern sind im AFZ Aus- und Fortbildungszentrum Rostock keine Seltenheit. Erst kürzlich schickte eine Firma aus Florida Mitarbeiter zu einem maritimen Sicherheitstraining an die Ostsee.

Für AFZ-Geschäftsführerin Irmhild Düwel „ein weiterer Beleg für die internationale Anerkennung unserer Arbeit“. Nach ihren Angaben rangiert die seit 30 Jahren bestehende Bildungsstätte, die rund 100 Mitarbeiter beschäftigt und jährlich bis zu 12.000 Teilnehmer begrüßt, im weltweiten Ranking weit vorn. Auch und vor allem wegen der vielen maritim ausgerichteten Lern- und Trainingsangebote.

Diese waren dem AFZ Rostock bei seiner Gründung 1991 de facto in die Wiege gelegt worden. Nach dem Ende der DDR galt es, die berufliche Ausbildung junger Menschen neu zu organisieren. Da viele einst volkseigene Betriebe vor einem strukturellen Ab- und Umbau standen, „kam die Idee auf, eine unternehmensübergreifende Ausbildungsstätte zu etablieren“, so Düwel.

Als Erste konnten Azubis aus dem Fischkombinat, von der Neptun Werft und SER Schiffselektronik Rostock ihre begonnenen Ausbildungen im AFZ beenden. Es schlossen sich neue Lehrjahrgänge an, etliche Azubis wurden zudem von der Agentur für Arbeit vermittelt. „Wir hatten rund 30.000 Schulabgänger pro Jahr in Mecklenburg-Vorpommern“, betont die AFZ-Chefin. „Anders als heutzutage gab es in der privaten Wirtschaft nicht genügend Ausbildungsplätze.“

Modernes Gebäude und hauseigenes Hotel

Das AFZ, getragen von Nordmetall und vom Gründungsförderverein, baute im alten Fischereihafen ein modernes Schulungsgebäude mit Lehrräumen, Werkstätten für Metall- und Elektrotechnik sowie hauseigenem Hotel.

Ende der 90er Jahre jedoch verließen jährlich nur noch 10.000 Schüler die Schulen in MV. Schlagartig sank die Nachfrage für Bildungsträger. „Wir mussten uns neu orientieren, aktiv auf Firmen zugehen, internationaler werden und unser Angebot erweitern“, so Irmhild Düwel.

Neue Chancen durch neue Vorschriften

Just in dieser Zeit eröffnete eine Sicherheitsdebatte in der Schifffahrt und im Offshore-Bereich neue Chancen für das AFZ. In der Regel laufen laut Irmhild Düwel im AFZ wöchentlich fünf Sicherheitslehrgänge mit insgesamt 80 bis 120 Teilnehmern.

Ein Plus der Sicherheitskurse im alten Fischereihafen ist das praxisnahe Training. So erfahren Lehrgangsteilnehmer im Brandschutzzentrum körperlich die beengten Platzverhältnisse auf einem Schiff und lernen, wie dort ein Brand bekämpft werden kann. Und im Hafenbecken bekommen sie ein Gefühl dafür, wie es sich anfühlt, mit einem Rettungsanzug im kalten Wasser zu treiben und trotzdem die Ruhe zu bewahren, bis Rettung in Sicht ist.

Erweiterungsbau mit großem Wasserbecken

Daneben werden verstärkt auch digitale Schulungsinstrumente genutzt. Im Vorfeld von Sicherheitstrainings zum Beispiel können sich Teilnehmer online vorbereiten.

Ein neues Kapitel will das AFZ mit einem geplanten Erweiterungsbau aufschlagen. Dieser soll unter anderem über ein 6 Meter tiefes und 20 Meter langes Wasserbecken verfügen. „Das macht uns unabhängiger von der Witterung und erleichtert die praxisnahe Ausbildung“, sagt Irmhild Düwel. Läuft alles nach Plan, soll der Neubau 2025 in Betrieb gehen.