Lindlar. „Betriebskita, Fitnessstudio, flexible Arbeitszeiten – solche sozialen Errungenschaften mussten erst mal zurückstehen: Es ging nur noch darum, Ansteckungen zu vermeiden.“ So erinnert sich Lars Niemczewski an die Tage, als Corona im März 2020 sein Unternehmen in Lindlar erreichte. Er ist Kommunikationschef bei der Edelstahlgießerei Schmidt + Clemens. Der Weltmarktführer bei Rohrsystemen für die Petrochemie hat rund 1.100 Mitarbeiter, 600 von ihnen am Stammsitz im Bergischen Land.

Ein positiv getesteter Urlaubsrückkehrer sorgte damals dafür, dass die Personalabteilung umgehend geschlossen wurde. Niemczewski ist sich sicher, dass diese frühe Konfrontation mit dem Virus das Beste war, was passieren konnte: „Wir waren sofort wachgerüttelt!“

Kopfhörer, Monitore, Mikros – all das war plötzlich gefragt. Dringend!

Gleich tauchten die praktischen Fragen auf. Etwa: Mit welcher Software macht man Videokonferenzen? Ein Corona-Arbeitskreis übernahm die Koordination, schnelles Handeln war angesagt. „Kopfhörer, Monitore, Mikros: Wir bekamen zum Glück noch die Technik, bevor 14 Tage später die Regale leer waren“, so Niemczewski. „Homeoffice in so großem Umfang kannten wir nicht, jetzt brauchten wir schnell individuelle Lösungen.“

Kontakte möglichst zu vermeiden, war nun Gebot der Stunde. Und das in einem Familienunternehmen, in dem auf das Miteinander großen Wert gelegt wird.

Also keine Schichtübergabe mehr, Einbahnstraßen-Regelungen etwa auf dem Weg zur Umkleide, Einschränkungen bei Meetings. Ein Arbeitsleben mit Schutzmasken, Desinfektionsmitteln und offenen Fenstern. Für manche gab es wenig zu tun, zeitweise war Kurzarbeit in einzelnen Abteilungen nötig.

„Corona ließ uns auf Distanz gehen – das Hochwasser hat uns wieder zusammengeschmiedet“

Kita, Kantine und Fitnessstudio: zu. Oder im Notbetrieb. Oder auch geöffnet – immer entlang der Corona-Schutzmaßnahmen der NRW-Landesregierung, die sich häufig änderten. Kita-Leiterin Heike Dörpinghaus kann ein Lied davon singen. „Letztlich hatten wir zum Glück nur von Mitte März bis Anfang Juli 2020 komplett geschlossen“, sagt sie. Zwölf Kinder werden betreut, ein kleiner Luxus auf dem Betriebsgelände und eine wichtige Entlastung für berufstätige Mütter und Väter. „Die Eltern haben während der Pandemie unsere Arbeit auf jeden Fall noch mehr geschätzt als in normalen Zeiten“, sagt Dörpinghaus.

Trotz aller Vorsicht: „Es hat dann immer wieder bestätigte Corona-Fälle in der Belegschaft gegeben“, so Niemczewski. „Eine Ausbreitung im Werk konnte aber in allen Fällen verhindert werden.“

Im Juli 2021 kam dann das Hochwasser: Das Bächlein Leppe stieg rasant an, überflutete das Werkgelände. „Corona ließ uns auf Distanz gehen“, sagt der Kommunikationschef nachdenklich. „Das Hochwasser hat uns dann wieder zusammengeschmiedet: Alle haben mit angepackt, um die Schäden schnell in den Griff zu bekommen.“