Heidelberg. Geht nicht – gibt’s nicht! Dieser Spruch charakterisiert den Job von Tobias Heising ganz gut. Er arbeitet beim Unternehmen Autz+Herrmann in Heidelberg, das auf Blechbearbeitung spezialisiert ist. Und der Mann ist es gewohnt, dass die Kunden spezielle Wünsche haben. Wobei selbst er da manchmal ins Staunen kommt. So klopfte eines Tages eine Verhaltensforscherin an: Vanessa Schmitt brauchte ein Computergehäuse für Zootiere. Zum Spielen!

„Uns war von Anfang an klar, dass wir da mitmachen“

Daddeln – nun ja, warum sollte Tieren verwehrt bleiben, was jeder zweite Deutsche hin und wieder macht? Zumal man damit Interessantes über Verhalten und Intelligenz von Tieren herausfinden kann. „Das war schon ein sehr besonderes Projekt“, sagt Heising, „uns war von Anfang an klar, dass wir da mitmachen.“

In der 110 Mitarbeiter zählenden Firma ist Heising der Mann für solche besonderen Fälle. Angefangen hat er dort schon 1989, als Azubi. Heute arbeitet er im technischen Vertrieb. Und kümmert sich speziell um Aufträge, die Neuland sind. Denn das Unternehmen wandelt sich – vom reinen Maschinenbau-Zulieferer zu einem „Lösungsanbieter“ für fast alles, etwa erneuerbare Energien oder Elektromobilität. Der Hintergrund: „Wenn es im Maschinenbau eine Rezession gibt, traf uns das bisher immer mit voller Wucht. Wir erschließen jetzt neue Märkte, um krisensicherer zu sein.“

Der Bildschirm ist unkaputtbar und eine gefragte Innovation

Also entwickeln seine Kollegen inzwischen nicht nur Verkleidungen für Werkzeugmaschinen oder Bogenführungsbahnen für die Druckmaschinen-Industrie, sondern auch mal eine Design-Fassade. Oder eben ein Computergehäuse für Zootiere: „Wie sonst auch, haben wir zunächst die Anforderungen definiert. Das Gehäuse sollte sehr stabil sein, weil Affen unvorstellbare Kräfte haben“, sagt Heising. Trotzdem sollte das Gehäuse auch leicht sein und an Zäunen mit verschiedener Maschengröße befestigt werden können.

Zusammen mit Forscherin Schmitt entwickelte das Unternehmen ein Display, das berührungslos funktioniert und daher unkaputtbar ist: Infrarotsensoren am Rand erkennen Berührungen schon, bevor sie stattfinden. Geschützt wird das Display durch eine Scheibe aus Panzerglas.

„Berührungslose Displays sind ein Riesenthema, auch in anderen Bereichen"

„Solche berührungslosen Displays sind aktuell ein Riesenthema“, sagt Heising zufrieden, „zum Beispiel im Fastfood-Bereich oder in Behörden mit viel Publikumsverkehr.“ Gemeinsam mit einer anderen Firma, die die Sensorik beisteuert, hat Autz+Herrmann eine Komplettlösung entwickelt: So war das inzwischen abgeschlossene Zooprojekt für den Mittelständler der Einstieg in einen ganz neuen Produktbereich.

Auch andere Zoos kamen auf das Unternehmen zu

Übrigens: Forscherin Schmitt fand letztlich heraus, dass Zootiere wegen der Computerspiele auch mehr untereinander spielen! „Nach und nach sind auch andere Zoos auf uns zugekommen“, erzählt Heising. Und so werden die Gehäuse aus Heidelberg inzwischen auch schon in Tiergärten in Leipzig, in Südafrika und in den USA eingesetzt.

Und im Zoo Heidelberg gibt’s ein neues Projekt für Heising: Dort sind jetzt auch stabile Futtergehäuse mit Lerneffekt gefragt. Die Löcher sind gerade groß genug, dass Affen an Futterstücke kommen können – aber klein genug, dass sie sich dafür geschickt anstellen müssen.

Nachgefragt

Wie kamen Sie zu Ihrem Beruf?

Ich habe bei Autz+Herrmann schon 1989 angefangen, mit einer Ausbildung zum Maschinenbaumechaniker. Heute bin ich für neue Projekte und Neukunden zuständig.

Was reizt Sie am meisten?

Jede Herausforderung. Es macht mir eben einfach Spaß, neue Spezial- lösungen zu entwickeln.

Worauf kommt es an?

Erfahrung hilft sehr. Und unsere Stärke ist, dass wir Lösungen über die gesamte Prozesskette Blech anbieten können – Blech unlimited eben.

Barbara Auer
aktiv-Redakteurin

Barbara Auer berichtet aus der aktiv-Redaktion Stuttgart vor allem über die Metall- und Elektro-Industrie Baden-Württembergs – auch gerne mal mit der Videokamera. Nach dem Studium der Sozialwissenschaft mit Schwerpunkt Volkswirtschaftslehre volontierte sie beim „Münchner Merkur“. Wenn Barbara nicht für aktiv im Einsatz ist, streift sie am liebsten durch Wiesen und Wälder – und fotografiert und filmt dabei, von der Blume bis zur Landschaft.

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