Köln. Achtung, Koffein-Junkies, dieser Trend ist echt nichts für trübe Tassen: Cold Brew, mit kaltem (!) Wasser zubereiteter Kaffee, wird immer beliebter. Vorteil der ungewöhnlichen Getränke-Kreation: Voller Geschmack, bessere Bekömmlichkeit. Bislang fand man das „Gebräu“ fast nur auf den Kaffeekarten hipper Szene-Cafés. Doch das änderst sich jetzt: „Cold Brew ist ein starker Trend, mit hohem Wachstumspotenzial in Europa“, bestätigt der Bonner Coffeeologe und Marktexperte Mark Czogalla.

Ach ja, der heiß geliebte Bohnensaft. Über 70 Milliarden Tassen des Muntermachers schlürfen die Deutschen pro Jahr. Mit einem jährlichen Pro-Kopf-Konsum von 162 Litern ist Kaffee hierzulande das beliebteste Getränk, noch vor Wasser und Bier. Rund 380 Millionen Kilo Kaffee gingen nach aktuellen Zahlen der Marktforscherfirma Nielsen 2018 über die Ladentheken. Gemahlen, als ganze Bohne, in Kapseln oder als Pad. Gegenwert: fast 4 Milliarden Euro.

Was da noch obendrauf kommt: Jede vierte Tasse Kaffee wird mittlerweile außer Haus genossen. Als Latte macchiato, als Milchkaffee, mit Sirup. Oder eben neuerdings: als Cold Brew! „Aus den USA ist diese neue Kaffeespezialität zu uns herübergeschwappt“, erklärt Kaffeefachmann Czogalla.

Mit Milch, mit Zitrone, als Limonade – alles ist möglich

Das Prinzip in kurzen Worten: Kaffeemehl wird mit kaltem Wasser aufgegossen, zieht viele Stunden lang durch, dann wird gefiltert. Czogalla: „Das kalte Wasser extrahiert deutlich weniger Bitterstoffe und Säuren, das macht Cold Brew so magenschonend.“ Das Ergebnis ist ein fruchtig-natursüßes Getränk, das anschließend beispielsweise mit Mandelmilch gepimpt oder gar mit Tonic Water und Zitrone versetzt, dann am besten eiskalt in einem Glas serviert wird.

Die Deutschen trinken 70 Milliarden Tassen Kaffee pro Jahr

In Nordamerika wurden zuletzt bereits knapp 40 Millionen US-Dollar mit kalt zubereitetem Kaffee umgesetzt. Auch in Japan ist der coole Drink als „Kyoto Style Coffee“ schon äußerst beliebt. Zahlen für den deutschen Cold-Brew-Markt sind derzeit zwar noch nicht verfügbar. Trotzdem zeigen immer mehr Indizien, dass sich Cold Brew auch hierzulande zunehmend aus der Freak-Nische herauströpfelt. So nahm der Kaffeeketten-Riese Starbucks das Trendgetränk unlängst ins Angebot auf. Auch Lebensmittel-Industrie und der Einzelhandel haben das To-go-Marktpotenzial bereits erkannt. „Cold-Brew-Kreationen finden sich mittlerweile vielerorts im Supermarktregal oder in Drogeriemärkten“, so Czogalla. Auch der Bohnenröster Tchibo hat den Stoff im Sortiment, mit gewagten Geschmacksrichtungen: Caramel und Ingwer-Orange.

Filterkaffee bleibt Favorit

Dass der kalte Kaffee den gerade in Deutschland nach wie vor beliebten Filterkaffee bald vom Thron stößt, erwartet der Bonner Coffeeologe zwar nicht. Klar erkennbar aber sei, dass sich Geschmack und Konsumverhalten der Kaffee-Fans ändern. „Kaffeetrinker haben den Hals voll vom Einheitsbrei“, sagt Czogalla. Gesucht würden dagegen neue Geschmackserlebnisse. Und eines davon sei eben: Cold Brew.

Zum Ausprobieren: So geht Cold Brew

Mahlen 120 Gramm Kaffeebohnen mahlen, bis das Mehl die Konsistenz von grobem Sand hat.

Aufgießen Mit einem Liter kaltem Wasser übergießen. Einmal langsam umrühren.

Warten 12 Stunden bei Zimmertemperatur ziehen lassen.

Filtern Jetzt einmal durch einen Filter geben. Papierfilter vorher mit heißem Wasser durchspülen, das beseitigt den Zellstoffgeschmack.

Lagern Am besten im Kühlschrank.