Berlin. Das schlechte Gewissen fliegt inzwischen doch bei so manchen mit: Eine Urlaubsreise, zumal eine in exotische Fernen, ist nicht gerade gut fürs Klima – das ist den meisten Menschen in der Zwischenzeit klar.

Aber ganz auf Flugreisen verzichten?! Das können und wollen wohl die wenigsten. Damit bietet sich eine CO2-Kompensation, oft auch Klima-Kompensation genannt, als Lösung an. Aber was ist das überhaupt – und worauf sollte man da als Verbraucher achten?

Der Ausstoß von Kohlendioxid (kurz CO2) und anderen Treibhausgasen trägt zum Klimawandel bei. Die Grundidee jedweder CO2-Kompensation ist daher: Für selbst verursachte Emissionen kann man auch als Privatperson einen Ausgleich schaffen.

Man ermittelt dafür mithilfe eines entsprechenden Rechners den CO2-Ausstoß zum Beispiel eines Flugs in den Urlaub – und tut dann sozusagen Buße, mit einer Ausgleichszahlung an Organisationen wie Atmosfair, Myclimate Deutschland oder Primaklima.

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CO2-Ausgleich für den Flug nach Mallorca ist gar nicht mal so teuer

Konkretes Beispiel: Mallorca, der Deutschen liebste Ferieninsel im Mittelmeer. Als Kompensation für einen Hin- und Rückflug in der Economy-Klasse ab Düsseldorf wären zum Ausgleich von knapp 1.000 Kilo CO2 rund 11 Euro nötig. Das ist ja eigentlich gar nicht mal so viel Geld für ein besseres Gewissen. Aber für was zahlt man da eigentlich?

„Eine CO2-Kompensation ist eine freiwillige Zahlung in Form einer Spende für den Klimaschutz“, sagt Stefanie Böther, wissenschaftliche Mitarbeiterin beim Umweltbundesamt und in der dort angesiedelten Deutschen Emissionshandelsstelle. Wichtig dabei: „Die Kompensation muss in ein Klimaschutzprojekt fließen, das Emissionen auch nachweislich verringert. Und es muss ein Projekt sein, das es ohne die Kompensation nicht geben würde.“

„Die freiwillige Kompensation erfolgt über Emissionszertifikate“

Technisch ist das durchaus anspruchsvoll: „Für die freiwillige Kompensation wird zuerst die Höhe der klimawirksamen Emissionen einer bestimmten Aktivität berechnet“, erklärt die Expertin. „Die Kompensation erfolgt dann über Emissionszertifikate, mit denen dieselbe Emissionsmenge in Klimaschutzprojekten ausgeglichen wird.“

Das können zum Beispiel Projekte zur Förderung erneuerbarer Energien sein, viele sind in Schwellen- oder Entwicklungsländern angesiedelt. So werden dann in Ruanda Haushalte mit effizienten Öfen ausgestattet, Bauern in Nepal bekommen Biogasanlagen oder Menschen in Indien Solarlampen – und so weiter.

Aber woran erkennt man, dass mit so einem Projekt auch wirklich Emissionen verringert werden – und dass das Projekt zudem tatsächlich „zusätzlich“ ist? Da wird es leider unübersichtlich.

Neutrale Empfehlungen helfen bei der Auswahl

„Einige Anbieter entwickeln eigene Klimaschutzprojekte und verkaufen die daraus erzeugten Zertifikate“, erklärt Böther. „Andere bedienen sich am vorhandenen Markt, kaufen dort Zertifikate und bieten sie an. Es gibt bislang kein staatliches Siegel für die CO2-Kompensation – aber es gibt durchaus Empfehlungen vonseiten unserer Behörde.“

Und tatsächlich ist es derzeit wohl am einfachsten, sich in dieser Frage auf neutrale Empfehlungen des Umweltbundesamts oder der unabhängigen Stiftung Warentest zu verlassen. Denn die diversen angebotenen Kompensationskonzepte oder gar die einzelnen Projekte kann man als Laie weder wirklich durchschauen noch überprüfen.

Noch schwieriger ist das übrigens bei Kreuzfahrten. Einige Anbieter haben Möglichkeiten der Kompensation sogar wieder aus ihrem Programm genommen, weil aus ihrer Sicht die Kreuzfahrtbranche selbst nicht genug für den Klimaschutz tut.

Bei anderen gibt es zwar die Möglichkeit einer CO2-Kompensation von Kreuzfahrten, ob diese aber tatsächlich alle verursachten Emissionen abdeckt, ist nicht gesichert.

Aus Sicht des Umweltbundesamtes gilt jedenfalls: „Die CO2-Kompensation ist nur der letzte Schritt. Es geht in erster Linie um Vermeidung, im zweiten Schritt um Reduzierung und erst im dritten um Kompensation der eigenen CO2-Emission“, so Fachfrau Böther.

Die ganze Sache mit der Kompensation sei insgesamt nur eine kurzfristige Strategie – für einen nachhaltigen Klimaschutz seien langfristige Verhaltensänderungen nötig.