Stuttgart. Geld auszugeben – das wird den Menschen technisch immer leichter gemacht. Zum einen natürlich durchs Internet-Shopping. Zum anderen durch die immer einfacher erscheinende Finanzierung der Konsumwünsche: Unter dem verführerischen Slogan „Buy now, pay later“ – kurz schon „BNPL“ genannt – bieten Shops und Zahlungsdienstleister zunehmend Möglichkeiten, die an sich fällige Zahlung auf einen späteren Zeitpunkt zu verschieben.

Das ist im Grundsatz natürlich nicht neu. Streng genommen fällt auch die Bestellung auf Rechnung in die Kategorie „jetzt kaufen, später zahlen“. Dabei haben Käufer in der Regel 14 bis 30 Tage Zeit, eine Rechnung zu begleichen. Gefällt das Produkt nicht, kann es zurückgeschickt werden, ohne dass das Geld eventuell mühsam zurückgeholt werden muss. Laut einer Untersuchung des EHI Retail Instituts ist diese Art der Bezahlung nach Erhalt der Ware bei den Kunden am beliebtesten.

Kaufen und bezahlen zeitlich voneinander entfernen? Diese extreme Flexibilität alarmiert Verbraucherschützer

Was aber in der letzten Zeit dazu kommt: Immer mehr Zahlungsdienstleister wie etwa Klarna, Paypal, Amazon Pay und bald auch Apple Pay (zunächst nur in den USA) bieten extreme Flexibilität an. So können Kunden die Zahlungsfrist ganz unkompliziert mit einem Klick verschieben. Oder den Kauf per Ratenzahlung abstottern – auch schon bei kleineren Beträgen. Je nach Anbieter kann man mit der Ratenzahlung sogar auch mal pausieren.

„Der Handel entkoppelt gezielt die Bezahlung vom Kauf.“

Niels Nauhauser, Verbraucherzentrale Baden-Württemberg

Dieser Trend alarmiert Verbraucherschützer, da die ganze Sache schnell zu einem Durcheinander bei den privaten Finanzen führt. „Das kann der Einstieg in eine Schuldenfalle sein“, warnt zum Beispiel Niels Nauhauser, Finanzexperte bei der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. „Der Handel entkoppelt gezielt die Bezahlung vom Kauf, um auch denjenigen Waren zu verkaufen, die aktuell kein Geld haben“, meint er.

Das Risiko derartiger Geschäfte würde auf die Verbraucher abgewälzt. Werde ein Zahlungstermin nicht eingehalten, könne dies ein Inkassoverfahren auslösen. Oder es werde ein Ratenkredit angeboten – mit Gebühren oder überhöhten Zinsen: „Dadurch wird das vermeintliche Schnäppchen teurer als gedacht“, so Nauhauser. Wenn die Finanzierung eines Kaufs tatsächlich einmal sein müsse, sei sie über einen anderen Kreditgeber oft billiger zu haben.

Wird aus „Pay later“ ein Inkasso-Fall, folgen Mahngebühren und Verzugszinsen

Außerdem würden Nutzer von „Buy now, pay later“-Verfahren stets sensible Daten von sich preisgeben. Und wer schließlich tatsächlich mal ins Inkasso gerate, habe dann nicht nur hohe Kosten in Form von Mahngebühren und Verzugszinsen zu tragen, sondern bekomme auch einen Schufa-Eintrag. Damit könne es schon beim nächsten Handy-Vertrag arge Probleme geben.

Fazit: Grundsätzlich sollte man von „Buy now, pay later“-Angeboten lieber die Finger lassen. Wer sich dennoch daranwagen möchte, sollte alle offenen Beträge und deren Fälligkeiten akribisch notieren – und diesen Verpflichtungen pünktlich nachkommen.

Waltraud Pochert
Autorin

Waltraud Pochert hat bei aktiv vor allem Verbraucherthemen aus dem Bereich der privaten Finanzen sowie Recht und Steuern im Blick. Nach dem Studium der Volkswirtschaftslehre in Köln startete sie ihre berufliche Laufbahn bei einem großen Wirtschaftsmagazin, bevor sie als freie Journalistin tätig wurde. In ihrer Freizeit ist sie gern sportlich unterwegs, vor allem mit dem Fahrrad.

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