Seit Marvin Weigel mit dem Rad zur Arbeit fährt, kommt er nach eigener Aussage viel entspannter im Büro an. „Ich bin nicht weniger schnell in der Firma als früher und habe meine erste Bewegung des Tages an der frischen Luft auch schon erledigt“, sagt er. Der Einkaufsleiter des Flensburger Spezialmaschinenbauers Märtens Transportbänder nutzt das Angebot des Bike-Leasings, das sein Unternehmen anbietet.

Auch Geschäftsführer Bernhard Funke ist begeistert. „Das Fahrrad-Leasing ist ein tolles Instrument, um mit einfachen Mitteln Sportsgeist, Gesundheit und Klimaschutz zu fördern“, sagt er. In der 90-köpfigen Belegschaft kommt das Angebot gut an. Bis Anfang April hatten bereits 20 Personen ein Rad geleast.

Fahrrad-Leasing zu attraktiven Konditionen

Bei diesem Leasing-Modell ermöglichen Arbeitgeber ihren Beschäftigten, ein Fahrrad oder E-Bike zu attraktiven Konditionen zu nutzen. Das Unternehmen least das Rad bei einem Drittanbieter, und die Leasing-Rate wird im Rahmen der Entgeltumwandlung vom Bruttogehalt eingezogen.

Vorteil für die Beschäftigten: Das steuer- und sozialversicherungspflichtige Entgelt verringert sich, und nur der geldwerte Vorteil in Höhe von 0,25 Prozent des Listenpreises muss versteuert werden.

Mitte 2022 hatten der Arbeitgeberverband Nordmetall und die Gewerkschaft IG Metall Küste zu diesem Thema einen „Tarifvertrag zur Entgeltumwandlung zum Zweck des Fahrrad-Leasings“ geschlossen, der den Rahmen für zahlreiche Betriebsvereinbarungen setzt. Eine solche Vereinbarung hat zum Beispiel Baader, der Lübecker Weltmarktführer von Hochleistungsmaschinen für die Nahrungsmittel-Industrie, abgeschlossen.

Marc Hamer, Vice President Human Resources bei Baader, erklärt, wie es geht: „Auf Grundlage der Betriebsvereinbarung konnten wir als Arbeitgeber einen Fahrrad-Leasing-Dienstleister suchen und den gesamten Antrags- und Entgeltumwandlungsprozess gestalten.“

Dabei achteten die Personaler darauf, den Prozess so schlank wie möglich zu halten. „Die Mitarbeiter können sich mit einem QR-Code auf einer Online-Plattform registrieren und erhalten einen Portalzugang, mit dem sie einen Partnerhändler frei auswählen und aufsuchen können. Bei ihm konfigurieren sie ihr Rad“, sagt Hamer.

Unternehmen stockt pro Monat um 20 Euro auf

Der Händler erfasst die Daten und übermittelt die Leasing-Rate an den Arbeitgeber. „Nur der Vertrag zur Entgeltumwandlung muss noch in Papierform bei uns eingereicht werden“, erklärt der Personalverantwortliche.

Die Verträge laufen drei Jahre lang. Die monatliche Netto-Leasing-Rate darf 250 Euro nicht überschreiten. Baader hat die Vereinbarung freiwillig erweitert und bezuschusst die monatliche Brutto-Leasing-Rate mit 20 Euro pro Beschäftigten. „Wir wollen die Gesundheit unserer Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer fördern und zugleich unsere Attraktivität als Arbeitgeber steigern“, betont Hamer. Das Programm kommt an: Bereits am Tag nach Inkrafttreten hatten sich 61 Mitarbeitende der 600-köpfigen Belegschaft am Standort Lübeck angemeldet.

Bei Desma Schuhmaschinen in Achim vor den Toren Bremens liegt die Quote sogar noch höher. „Wir bieten unserer Belegschaft die Möglichkeit des Fahrrad-Leasings bereits seit einiger Zeit an und sind jetzt bei einer Zahl von 133 geleasten Fahrrädern und E-Bikes“, sagt André Förster, Personalleiter des Sondermaschinenbauers.

Bei rund 220 Leasing-Berechtigten ist das eine sehr hohe Quote, auch wenn einige zwei Räder geleast haben, wie Förster berichtet. Werben müsse man jedenfalls nicht für das Jobrad. „Die Leute kommen von sich aus auf uns zu.“

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Das Radfahren bringt Fitness und gute Laune

Die Vorteile des Bike-Leasings sind offenkundig. Es eröffnet die Möglichkeit, ein hochwertiges Fahrrad zu einem attraktiven Preis zu nutzen – und die Umwelt zu schonen. Das sieht Jörg Klinkenborg, Mitarbeiter des ostfriesischen Heiztechnik- und Industriegussspezialisten Leda genauso. Er hebt die unkomplizierte Abwicklung hervor. „Ich hatte innerhalb kürzester Zeit mein Wunschfahrrad und konnte sofort losfahren.“ Er hat festgestellt, dass sich das Radfahren nicht nur positiv auf seine Fitness, sondern auch auf seine Stimmung und Produktivität am Arbeitsplatz ausgewirkt hat.

„Wir wollen die Gesundheit der Mitarbeiter fördern“

Marc Hamer, bei Baader Vice President Human Resources

Die Gesundheit der Beschäftigten liegt auch der Geschäftsführung der Zeppelin Aviation & Industrial Service (AIS) am Herzen. Die Firma mit Standorten in Hamburg, Friedrichshafen und St. Augustin gehört zum weltweit tätigen Zeppelin Konzern aus Friedrichshafen und ist in der Herstellung, Instandhaltung und Werkstoffprüfung für die Luft- und Raumfahrt-Industrie aktiv.

„Das Fahrrad-Leasing passt ausgezeichnet in unser Gesundheits- und Fitnessangebot“, sagt Geschäftsführerin Kerstin Kleemann. Noch sei das Programm zwar nicht gestartet, aber „wir stehen kurz davor“.

Rundum-Sorglos-Paket inklusive Versicherung

Sie schätzt, dass mehr als 10 Prozent der 100-köpfigen Belegschaft das Angebot wahrnehmen werden. „Ich denke selbst darüber nach, mir ein E-Bike zu leasen“, verrät sie.

Die Papenburger Rheinmetall-Tochter KS Gleitlager bietet ihren rund 500 Mitarbeitenden seit Beginn des Jahres Fahrrad-Leasing an. „Wir haben mit einem bundesweit aktiven Dienstrad-Leasing-Anbieter einen Vertrag abgeschlossen, der mit einem großen Händlernetz in ganz Deutschland zusammenarbeitet“, sagt Personalreferent Jürgen Bösing.

Die Preisspanne für ein Fahrrad oder E-Bike liegt bei KS Gleitlager zwischen 1.000 und 8.000 Euro, der Vertrag wird für eine Dauer von drei Jahren geschlossen. „Die Nettomonatsrate darf zwar 250 Euro nicht übersteigen“, sagt Bösing. Dafür dürfen im Einzelfall auch zwei Räder geleast werden. Die gesparten Sozialversicherungsbeiträge investiert das Unternehmen in eine Komplettversicherung der Räder. „Wir bieten das Rundum-Sorglos-Paket“, sagt der Personaler. Dazu gehören etwa die Vollkasko-Versicherung ohne Selbstbeteiligung und die einmal pro Jahr anfallende Wartung des Rads. Das Angebot kommt gut an. Inzwischen haben gut 10 Prozent der Belegschaft ein Leasing-Rad geordert. „Wir gehen davon aus, dass es im Lauf des Jahres noch wesentlich mehr Interessierte geben wird.“

TKMS in Kiel erwartet eine gute Resonanz

Mit einer ähnlich positiven Resonanz rechnet Oliver Setzer, Head of HR Projects & Stakeholdermanagement bei Thyssenkrupp Marine Systems (TKMS) in Kiel. Der Werftenverbund bietet jetzt auch Fahrad-Leasing an. „Im Mai startet das Programm, einige Wochen später werden die ersten Räder ausgeliefert“, so Setzer. Er erwartet, dass allein in Kiel bis zu 50 Prozent der 3.600 Mitarbeiter starken Belegschaft ein Rad im Rahmen eines Überlassungsvertrags nutzen werden.

Ein wichtiger Faktor bei der Ausgestaltung der Betriebsvereinbarung ist die Störfallproblematik, also Zeiten, in denen kein Entgelt bezogen wird oder der Beschäftigte die Firma frühzeitig verlässt. „TKMS sieht dann zwei Möglichkeiten vor“, so Setzer. „Entweder übernimmt der Mitarbeiter das Rad zum Restwert, oder unser Dienstleister nimmt das Bike ohne zusätzliche Gebühr zurück.“

Lothar Steckel
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Als Geschäftsführer einer Bremer Kommunikationsagentur weiß Lothar Steckel, was Nordlichter bewegt. So berichtet er für aktiv seit mehr als drei Jahrzehnten vor allem über die Metall- und Elektro-Industrie, Logistik- und Hafenwirtschaft, aber auch über Kultur- und Freizeitthemen in den fünf norddeutschen Bundesländern.

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