Velbert. Es ist ein Großeinsatz für die Gesundheit der Mitarbeiter: In Tausenden Unternehmen können sich die Beschäftigten gegen Corona impfen lassen. Beim Start der Kampagne vor vier Wochen gaben bereits mehr als 6.000 Betriebsärzte den schützenden Piks. Ein starkes Engagement in der Pandemie zeigen da auch die Firmen der nordrhein-westfälischen Metall- und Elektro-Industrie. Wie etwa der Autozulieferer Witte.

Der Hersteller von Schließ- und Verriegelungssystemen für Türen, Sitze und Heckklappen hat an seinen Standorten Velbert und Wülfrath je ein Impfzentrum im Miniformat eingerichtet: mit einer Impfstraße und viel Platz für die Ruhephase nach dem Piks. Um dann Mitarbeiter und ihre Familienangehörigen mit Hochdruck gegen Corona zu impfen – bei laufendem Betrieb.

Thomas Koiky betreut die Belegschaft von Witte als Betriebsarzt und hat in den letzten Tagen und Wochen so viele Impfwillige gepikst wie noch nie. Dafür hatte das Corona-Strategie-Team einen Probelauf organisiert und Informationen und Formulare an die Mitarbeiter verteilt. Laut einer firmeninternen Umfrage sagten 85 Prozent der Beschäftigten Ja zur Corona-Impfung.

Impfungen gegen Grippe und Hepatitis gehören zum Alltag eines Betriebsarztes

Ein bisschen Überzeugungsarbeit musste der Doktor schon leisten: „Hie und da gibt es die Leute, die das Vakzin ablehnen, denen die Entwicklung zu schnell ging oder die die Diskussion um Astrazeneca verunsicherte“, so Koiky gegenüber aktiv.

Für ihn ist das Impfen eigentlich Routine. „Wir wissen, worauf man achten und welche Maßnahmen man im Notfall ergreifen muss“, sagt Koiky, der seit 32 Jahren Arbeitsmediziner ist. Wie alle seine Kollegen bietet er Grippe- und Hepatitisimpfungen an. Bei Dienstreisen von Mitarbeitern in die Tropen sorgt er für den Schutz vor den dort grassierenden Krankheiten. Er kennt auch den Gesundheitszustand der einzelnen Patienten, „natürlich nur so gut, wie sie sich mir gegenüber öffnen. Aber ich fühle mich akzeptiert und denke nicht, dass sie mir Erkrankungen verschweigen.“

Koiky arbeitet bei ABD-Depner, einem überbetrieblichen arbeitssicherheitstechnischen und arbeitsmedizinischen Dienst in Velbert. Dieser berät und betreut knapp 2.200 überwiegend kleinere Unternehmen verschiedener Branchen, die sich keine eigenen Betriebsärzte oder Sicherheitsingenieure leisten können. Der Mediziner ist insgesamt für rund 3.500 Beschäftigte zuständig, wobei Witte (900 Mitarbeiter in Velbert und Wülfrath) einer der größten Kunden von ABD ist.

Alle zwei Wochen eine feste Sprechstunde bei Witte

Koiky hat alle zwei Wochen seine feste Sprechstunde bei Witte. Zudem bietet er die gesetzlich vorgeschriebenen Vorsorgeuntersuchungen an und begeht zusammen mit Vertretern der Geschäftsführung und des Betriebsrats das Werk, um ergonomische Verbesserungen am Arbeitsplatz einzuleiten. Seine üblichen Aufgaben musste er wegen des Impfens eine Zeit lang hintanstellen.

„Ansonsten habe ich trotz Corona meinen Job mehr oder weniger normal machen können, natürlich mit Abstand, Maske und Test“, erzählt er. Koiky half mit, dass man im Betrieb stets den Überblick bei den ständig wechselnden Verordnungen behalten hat.

Mit Sport gegen Volkskrankheiten wie beispielsweise „Rücken“

Für Arbeitsmediziner steht die Vermeidung von Krankheiten im Mittelpunkt, wie etwa die Volkskrankheit „Rücken“. „Ich empfehle den Leuten mindestens zweimal pro Woche eine halbe Stunde Sport“, sagt Koiky. „Bewegung und eine gesunde Ernährung mit viel Vitaminen und wenig Fett stärken das Immunsystem.“ Wer eine Beratung braucht, darf sich jederzeit bei ihm per Telefon oder E-Mail melden.

Um sich selbst fit und gesund zu halten, tut Koiky das, was er auch den Patienten predigt: Die AHA-Regeln beachten und sich genug bewegen. Er ist ein begeisterter Sportler, der die Berge liebt, Tennis spielt und schwimmt. Natürlich war vieles während der Pandemie nicht möglich – „Joggen, Radfahren und Wandern waren aber nie verboten“. Also nichts wie raus an die frische Luft und durchatmen, so sein Credo. „Und die Familie stärkt mich auch“, sagt der Vater von drei erwachsenen Töchtern.

Nachgefragt

Wie kamen Sie zu Ihrem Beruf?

Als Allgemeinmediziner wollte ich mir ein zweites Standbein in der Betriebsmedizin schaffen und bin da hängen geblieben.

Was reizt Sie am meisten?

Die Menschen in ihren Nöten zu begleiten. Außerdem weisen Betriebsärzte den Weg durch den Dschungel der Sozialversicherung.

Worauf kommt es an?

Kommunikations- und teamfähig sowie flexibel sein. Als Betriebsarzt ist man zudem Mittler zwischen der Arbeitgeber- und der Arbeitnehmerseite.

Matilda Jordanova-Duda
Autorin

Matilda Jordanova-Duda schreibt für aktiv Betriebsreportagen und Mitarbeiterporträts. Ihre Lieblingsthemen sind Innovationen und die Energiewende. Sie hat Journalismus studiert und arbeitet als freie Autorin für mehrere Print- und Online-Medien, war auch schon beim Radio. Privat findet man sie beim Lesen, Stricken oder Heilkräuter-Sammeln.

Alle Beiträge der Autorin