Grenzach-Wyhlen. Im Praktikum neben Erwachsenen hocken und sich langweilen? Das soll Schülerinnen und Schülern bei Bayer am Standort Grenzach nicht passieren: In dem Pharma-Unternehmen, das auf Salben, Cremes, Lotionen und Gele spezialisiert ist, übernehmen deshalb Azubis die Rolle der Ausbilder.

„Ich lasse die Praktikanten mitarbeiten, wo es geht“, erklärt dazu Jason Küster (23), angehender Maschinen- und Anlagenführer. „An meiner Produktionslinie dürfen sie Verpackungsmaterialien auflegen, und ich erkläre alles. In der Ausbildungswerkstatt wird gesägt, gebohrt und gefräst.“ Rund 40 Auszubildende gibt es am Standort, gut 60 Schülerpraktika begleiten die jungen Leute pro Jahr – und das bereits seit 2005.

Hier können Schülerinnen und Schüler mit anpacken

Im Labor erklärt beispielsweise die angehende Chemielaborantin Carmen Schneider (20) die Geräte und Abläufe, und das so einfach wie möglich: „Manchmal vergleiche ich das mit Kochen und Backen“, sagt sie. „Da muss man ja ebenfalls messen und wiegen.“ Die Schüler seien oft erstaunt, wie viele Geräte und handwerkliche Tätigkeiten es hier gibt. „In der Schule müssen sie zuhören – hier können sie mit anpacken.“

Chemie-Unternehmen bieten viele Ausbildungsberufe an – zum Beispiel auch den Fachinformatiker

Während der Pandemie waren Praktika nicht möglich, jetzt aber strömen die Jugendlichen wieder herbei. „Schülerinnen und Schüler sollen sich einen Überblick über verschiedene Berufe verschaffen können“, erklärt Ausbildungsleiterin Claudia Radfelder: „Gleichzeitig zeigen wir, dass es hier nicht nur typische Chemie- und Pharmaberufe gibt. Sondern auch Alternativen wie den Fachinformatiker.“

Wie wichtig solche Praktika sind, weiß Azubi Carmen aus eigener Erfahrung: „Ich habe mich erst beim Kinderarzt umgesehen und dann im Rathaus als Verwaltungsfachangestellte. Beim Praktikum im Bayer-Labor habe ich sofort gemerkt, was mich wirklich interessiert und worauf ich Lust habe. Ich wurde damals auch von Azubis angeleitet. Das fand ich sehr gut, mit ihnen redet es sich einfacher als mit Erwachsenen.“

Für Viliane Österle (17), die Pharmakantin lernt, stand bereits früh fest, wohin ihre berufliche Reise gehen soll: „Schon in der Realschule habe ich gemerkt, dass mich Naturwissenschaften wie Physik, Chemie oder Biologie interessieren. Auch Produktionstechnik gefällt mir. In der Ausbildung wechseln sich Betrieb und Schule ab, das finde ich toll. Und sage das den Praktikanten.“

Schüler betreuen – das hilft den Azubis bei den eigenen Prüfungen

Wie wichtig es ist, miteinander zu reden, weiß der angehende Mechatroniker Aaron Schepperle (20): „Ich unterhalte mich über Dinge wie Fußball oder Motorräder, da kommt man leichter ins Gespräch. Oft werde ich gefragt, was mir an meiner Ausbildung gefällt und was weniger. Dann sage ich zum Beispiel, dass die Elektrotechnik anfangs wegen der vielen Zahlen und Formeln anspruchsvoll ist. Aber nach drei Monaten wird’s einfacher.“

Am Ende des Praktikums geben die Azubis ihren Schützlingen eine Rückmeldung, fragen, wie es ihnen gefallen hat und berichten ihren Ausbildern, wie die Praktikanten „unterwegs“ waren. „Dabei vertraut man uns sehr, das motiviert“, findet Jason. Er mag die Rolle des Ausbilders: „Das ist eine gute Übung mit Blick auf unsere Prüfungen. Da merkt man, was man selbst gut verstanden hat und was weniger.“

Praktikum bei Bayer am Standort Grenzach

Wer darf sich bewerben?

Für ein Praktikum dürfen sich Schülerinnen und Schüler der Haupt-, Werkreal- und Realschulen sowie des Gymnasiums bewerben.

Was wird angeboten?

Chemielaborant, Pharmakant, Mechatroniker, Maschinen- und Anlagenführer, Fachinformatiker sowie die dualen Studiengänge Bachelor of Arts, BWL-Industrie, Bachelor of Science, Wirtschaftsinformatik, Bachelor of Engineering, Elektrotechnik

Wie bewerbe ich mich?

Mit einem Anschreiben per E-Mail an karriere-grenzach@bayer.com – mit genauen Angaben des Zeitraums oder alternativen Zeitraums und des gewünschten Berufs, mit einem Lebenslauf und mindestens einem Zeugnis.

Sabine Latorre
Leiterin aktiv-Redaktion Rhein-Main

Dr. Sabine Latorre ist spezialisiert auf Themen aus der Chemie- und Pharma-Industrie. Sie liebt es, komplizierte Zusammenhänge einfach darzustellen – so schon vor ihrer Zeit bei aktiv als Lehrerin sowie als Redakteurin für die Uniklinik Heidelberg und bei „BILD“. Nebenbei schreibt sie naturwissenschaftliche Sachbücher für Kitas und Schulen. Privat reizen sie Reisen sowie handwerkliche und sportliche Herausforderungen.

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