München. Wer einen Ausbildungsplatz sucht, hat die Qual der Wahl: Rein rechnerisch stehen jedem und jeder Suchenden in Bayern über alle Branchen 1,7 Stellen zur Verfügung. Denn die Unternehmen, auch die bayerische Metall- und Elektro-Industrie (M+E), setzen trotz der unsicheren Zeiten auf Ausbildung junger Menschen im Betrieb. Grund dafür sei auch, dass die Betriebe so dem immer gravierenderen Fachkräftemangel entgegenwirken, sagte Bertram Brossardt. Der Hauptgeschäftsführer der bayerischen M+E-Arbeitgeberverbände bayme vbm stellte die Ergebnisse der aktuellen Ausbildungs-Umfrage unter den Mitgliedsunternehmen vor.

Anzahl der Ausbildungsplätze steigt im Vergleich zum Vorjahr

Demnach stieg die Anzahl der abgeschlossenen Ausbildungsverträge für den Start im September 2022 um 6,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Damit werden voraussichtlich 13.966 Azubis im Herbst starten. Allerdings wird für 2023 wieder ein Rückgang um 2,9 Prozent erwartet. Schließlich sei der erhoffte Konjunkturschwung ausgeblieben, die Unternehmen blicken überwiegend pessimistisch in die Zukunft. „Die eingetrübte Stimmung wirkt sich auch auf den Ausbildungsmarkt aus“, so Brossardt.

Trotzdem geben lediglich rund 6 Prozent der Firmen an, dass sie aufgrund der wirtschaftlichen Lage weniger Ausbildungsverträge abschließen. Sieben von zehn Firmen haben zu wenig Bewerber, fast acht von zehn Firmen geben an, dass die Bewerber für die Ausbildung nicht geeignet sind. 22 Prozent der Unternehmen sind dadurch gezwungen, unter Bedarf auszubilden. Dieses Matching-Problem werde zunehmen, prognostiziert Brossardt: „Für die nächsten Jahre rechnen wir damit, dass sich die Lage weiter verschärft.“

Nach wie vor sind die Aussichten für Auszubildende – auch langfristig – speziell in der M+E-Industrie gut. Mehr als 92 Prozent der Unternehmen übernehmen 2022 ihre Azubis befristet oder unbefristet, für 2023 verbessert sich diese Quote sogar noch auf 98 Prozent, so die Prognose. Mit einem Gehalt von 1.111 Euro monatlich im Schnitt über alle Ausbildungsjahre ist die Vergütung zudem eine der höchsten aller Branchen.

Höherer Bedarf auch an dual Studierenden

Vor allem auch für Absolventinnen und Absolventen der bayerischen Mittelschulen bietet die M+E-Industrie gute Perspektiven. Knapp 40 Prozent der Azubis kommen aus dieser Schulform.

Abseits der klassischen Ausbildung wächst bei den Betrieben der Bedarf an Interessenten für eine duale Ausbildung. Über ein Viertel der Betriebe nutzt dieses Instrument auch für die Weiterbildung von Mitarbeitenden.

Alix Sauer
Leiterin aktiv-Redaktion Bayern

Alix Sauer hat als Leiterin der aktiv-Redaktion München ihr Ohr an den Herausforderungen der bayerischen Wirtschaft, insbesondere der Metall- und Elektro-Industrie. Die Politologin und Kommunikationsmanagerin volontierte bei der Zeitungsgruppe Münsterland. Auf Agenturseite unterstützte sie Unternehmenskunden bei Publikationen für Energie-, Technologie- und Mitarbeiterthemen, bevor sie zu aktiv wechselte. Beim Kochen und Gärtnern schöpft sie privat Energie.

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