Bremen. Wir tragen sie direkt auf der Haut, schlafen in ihr, sie steckt sogar in Form von Banknoten in unserer Brieftasche: Baumwolle. Vor allem die Heimtextilien- und Bekleidungsbranche setzt auf die Naturfaser. Sie verarbeitete 2018 in Deutschland 53.000 Tonnen Rohbaumwolle – zu Bettwäsche, Vorhängen oder Decken. „Die Faser kann ihre Vorteile voll ausspielen. Sie ist hautfreundlich, nimmt Feuchtigkeit auf, ohne sich nass anzufühlen, und hat einen hohen Tragekomfort“, sagt Axel Drieling vom Faserinstitut Bremen. Schleudern und Kochen schaden ihr nicht. Ein Allrounder also, der global hergestellt wird.

Baumwollproduktion erreicht dieses Jahr Rekordniveau

Baumwolle wächst in 80 Ländern, auf insgesamt 32 Millionen Hektar – und 250 Millionen Menschen leben von ihr, so Zahlen der Bremer Baumwollbörse. Dieses Jahr steigt die Produktion voraussichtlich um 1,4 Prozent gegenüber der Vorsaison - auf ein Rekordniveau von 27,3 Millionen Tonnen!

„Die Anbaubedingungen sind sehr unterschiedlich“, so Elke Hortmeyer von der Bremer Baumwollbörse. In den USA, Australien oder Israel erfolge der Anbau in einer Art Hightech-Landwirtschaft. Dort werde mit Tröpfchenbewässerung gearbeitet. In Entwicklungsländern, wo das Gros der Anbaugebiete liegt, wird oft unkontrolliert bewässert - oder auf Regen gewartet.

Die Pflanze ist für die Farmer dort eine Cash Crop - zu Deutsch Bargeld-Pflanze –, die oft die Hälfte des Einkommens ausmacht. Hortmeyer: „Ihr Ertrag ist schnell zu Geld zu machen.“ Ihn kann man steigern, wenn man bewässert.

„Dabei ist Baumwolle von Natur aus nicht übermäßig durstig“, weiß Ingenieur Drieling. Sie steht auf 2,3 Prozent der weltweit genutzten landwirtschaftlichen Fläche und ist trotz der heißen Anbauregionen nur für 3 Prozent des globalen Wasserbedarfs durch landwirtschaftliche Produkte verantwortlich. Zum Vergleich: Reis verbraucht 11 Prozent der Fläche und bringt es auf 21 Prozent des Wasserverbrauchs. Hinzu kommt, dass Baumwolle ein nachwachsender Rohstoff und zusätzlich biologisch abbaubar ist.

Nachverfolgbarkeit: Bald mit Code marktierte Fasern möglich

Das macht die Faser zu einem nachhaltigen Produkt, dessen Anbau durch Initiativen wie „Cotton made in Afrika“ oder „Better Cotton“ unterstützt wird. 20 Prozent der Baumwollernte sind mit diesen oder ähnlichen Labels ausgezeichnet.

Bleibt die Frage: Wie können Unternehmen sicher sein, dass die Baumwolle nach einem Standard produziert wurde? Drieling: „An Lösungen wird geforscht. So könnten der Baumwolle einige Viskosefasern zugemischt werden, die einen Code enthalten. Mit einem Scanner ließe sich auslesen, wie und wo die Faser angebaut und verarbeitet wurde.“

Baumwoll-Labels

  • Cotton made in Afrika: Diese Baumwolle stammt von 3,4 Millionen Kleinbauern, etwa aus Benin oder Ghana. Die Initiative schult sie im nachhaltigen Anbau und sucht Abnehmer für ihre Ernte.
  • Better Cotton: Die Initiative hilft, Baumwolle umweltfreundlicher, sozialer und wirtschaftlicher anzubauen. Zu den Mitgliedern gehören Marken wie Adidas und Umweltorganisationen wie der WWF.