München. „Aufbrezeln“, sich herausputzen oder schön herrichten, dieser Ausdruck mag den meisten noch geläufig sein. Auch wenn Bairisch nicht gerade ihre Muttersprache ist. Doch wer weiß schon, was ein „Zwutschgerla“ ist? Die Antwort: Auf Fränkisch nennt man so ein kleines Kind.

Solche und andere Wörter wie Redewendungen können Sprachinteressierte im Freistaat jetzt in einer neuen Datenbank nachschlagen. Die Bayerische Akademie der Wissenschaften hat dazu die bereits bestehenden Sprachsammlungen für Fränkisch, Schwäbisch und Bairisch zusammengefasst. Auf der Plattform „Bayerns Dialekte Online“ haben die Sprachforscher die Vielfalt der drei großen Dialektgruppen Bayerns digital aufbereitet.

Ruppiges Vokabular rund ums Raufen

Die frei zugängliche Sammlung umfasst Beispiele aus allen Regionen, von Aschaffenburg bis Berchtesgaden, von Nördlingen bis Hof. Sie lädt nicht nur Fachleute, sondern gezielt auch Laien ein, den Sprachschatz Bayerns zu erforschen.

Wer zum Beispiel ein bestimmtes Wort sucht, das er im Alltag irgendwo gehört hat, aber (noch) nicht kennt, gibt es einfach in die Suchmaske auf der Startseite ein. Die Bedeutung sowie passende Quellen werden dann angezeigt. Die Suche lässt sich noch verfeinern, mit jedem Klick taucht man tiefer ein. Wer in der Datenbank dagegen einfach ein bisschen stöbern will, nutzt am besten die „Wort-Cloud“ auf der Webseite. Die bunt zusammengewürfelte Sammlung verändert sich laufend.

„Batzi“ steht mancherorts für „Babyschnuller“

Mitunter sind da lustige „Schmankerl“ und ganz neue Bedeutungen zu entdecken. Etwa der bairische „Batzi“. Dabei handelt es sich nicht nur um eine neckische Anrede unter Verliebten, der Begriff steht in manchen Regionen auch noch für etwas ganz anderes: den Babyschnuller!

Die dokumentierten Beispiele stammen überwiegend aus den vergangenen 100 Jahren, teils sind sie literarischen Quellen entnommen, teils hat man sie durch Befragungen der Dialekt sprechenden Bevölkerung ermittelt.

Über die Jahre ging es zeitweise recht derb und ruppig zu. Allein 181 Einträge sind im Online-Wörterbuch rund ums Raufen zu finden. Sie verteilen sich wohlgemerkt auf alle Dialektgruppen, vom fränkischen „Abbamsen“ bis zum schwäbischen „Dengeln“, ein Begriff, der eigentlich aus der Landwirtschaft kommt. „Obrackn“ ist im Landkreis Cham das gebräuchliche Verb für den Schlagabtausch.

Unter den Einträgen finden sich zudem Wörter, die heute fast vergessen sind. Etwa das fränkische „Lelch“, ein Betttuch. Wer wissen will, wo genau der Ausdruck gebräuchlich ist, kann sich dies auf einer Karte anzeigen lassen. Für die Zukunft ist geplant, die Artikel mit Bild- und Tondokumenten zu ergänzen. Hilfreich für Nicht-Bayern: So hört man live, wie die Mundart klingt.

Und dann brachte König Ludwig I. das Ypsilon nach Bayern

Übrigens: Ist vom Dialekt die Rede, schreibt man bairisch mit i. Seitdem Ludwig I. aus Begeisterung für alles Griechische das Y einführte, gibt es die Möglichkeit zu unterscheiden. Darauf weisen die Sprachforscher der Bayerische Akademie der Wissenschaften hin. Die Schreibung bayerisch beziehe sich auf das geografische und politische Gebilde des heutigen Freistaats, bairisch hingegen auf den Dialekttyp, der außer in Altbayern auch in Österreich und darüber hinaus gesprochen wird. Ois kloar?

Datenbanken zu den Dialekten

Friederike Storz
aktiv-Redakteurin

Friederike Storz berichtet für aktiv aus München über Unternehmen der bayerischen Metall- und Elektro-Industrie. Die ausgebildete Redakteurin hat nach dem Volontariat Wirtschaftsgeografie studiert und kam vom „Berliner Tagesspiegel“ und „Handelsblatt“ zu aktiv. Sie begeistert sich für Natur und Technik, Nachhaltigkeit sowie gesellschaftspolitische Themen. Privat liebt sie Veggie-Küche und Outdoor-Abenteuer in Bergstiefeln, Kletterschuhen oder auf Tourenski.

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