Alfdorf. Nur einen Wimpernschlag lang dauert es: In wenigen Millisekunden nach dem Crash spannen sich die Sicherheitsgurte und entfaltet sich der Airbag. Diese Szene könnte ein Ernstfall sein, es ist zum Glück aber nur ein Crashtest im Labor des Autozulieferers ZF. Hier am Standort Alfdorf, rund 150 Kilometer vom Stammsitz in Friedrichshafen entfernt, entwickelt und produziert ZF Airbag- und Gurtsysteme.

Drei Crashs am Tag werden mit speziellen Puppen gefahren, die dem Menschen nachgeahmt sind. So ein „Dummie“ ist mit mehr als 100 Sensoren ausgestattet und kostet zwischen 750.000 und 1 Million Euro. So realistisch wie möglich werden damit Unfallszenarien nachgestellt.

Neue Herausforderung für ZF-Ingenieure

In Alfdorf, wo fast 1.900 Mitarbeiter beschäftigt sind, dreht sich alles um die Sicherheit von Fahrer und Beifahrer. Und das Thema „passive Sicherheit“ ist für ZF ein Wachstumstreiber: Der Umsatz damit ist in den vergangenen Jahren von 2,8 auf 4 Milliarden Euro gestiegen und die Zahl der Mitarbeiter von rund 28.000 auf 40.000. Zwar enden heute deutlich weniger Unfälle tödlich als noch vor zehn Jahren. Doch das automatisierte Fahren stellt die Ingenieure vor ganz neue Herausforderungen.

„Momentan werden Sicherheitssysteme in der Standardsitzposition getestet“, sagt Norbert Karger, Leiter der Abteilung „Integrated Safety“. In Zukunft sollen die Fahrer sich im Auto auch zurücklehnen und arbeiten können oder sogar in Liegeposition gehen und relaxen.

„Sicherheit ist eine der wichtigsten Grundlagen für autonomes Fahren“,

betont Michael Büchsner, Leiter der Division Passive Sicherheitstechnik.

Dafür wird in Alfdorf an neuen Ideen getüftelt. So werden etwa Sicherheitsgurte in den Sitz integriert, und der Fahrer-Airbag kommt hinter das Lenkraddisplay. Kameras und Sensoren überwachen den Innenraum, sie erkennen Sitzstellung, Größe, Körperhaltung und Blickrichtung der Passagiere: „So wandert der Schutzraum mit den Passagieren und ihrer jeweiligen Sitzposition mit“, erklärt Karger. 

Airbag passt sich der Sitzposition an 

Eine Simulation zeigt so einen Airbag: Sitzt der Fahrer in der normalen Position, löst der Airbag in der ersten Stufe aus. Bei einem Crash in zurückgelehnter Position bläst sich der Airbag um ein Viertel weiter auf und kann so Verletzungen an Kopf und Nacken besser verhindern.

Schon jetzt gibt es übrigens einen Gurt, der mitdenkt: Wenn der Fahrer etwa von der Fahrspur abkommt, dann zupft und ruckelt der Gurt kräftig.