Frankfurt. Nach dem Zweiten Weltkrieg gelang vielen westdeutschen Betrieben bald ein Neustart, auch in der hessischen Metall- und Elektro-Industrie. Dort riefen die Unternehmen schon 1947 auch wieder ihre Interessenvertretung ins Leben: den Arbeitgeberverband, der – wie die Gewerkschaften – durch die Gründung der „Deutschen Arbeitsfront“ im Mai 1933 von den Nationalsozialisten ausgeschaltet worden war.

Nach dem Start von Bezirksgruppen in Kassel und Hanau erfolgte am 29. Oktober 1947 in Frankfurt die Wiedergründung des Arbeitgeberverbands der hessischen Metallindustrie – heute kurz: Hessenmetall – durch 61 Firmen. Darunter waren renommierte Unternehmen wie Siemens in Frankfurt oder Leitz und Buderus in Wetzlar, aber auch weniger bekannte wie etwa der Stahlbauspezialist Lamparter in Kassel, Seybert & Rahier (heute sera) in Immenhausen oder Christian Berghöfer (heute Senior Flexonics) in Kassel. In rascher Folge gründeten sich fünf weitere Bezirksgruppen für die Arbeit in der Fläche.

Stetiger Wandel ist Teil des Wirtschaftslebens

Im Lauf der Jahrzehnte sind viele Namen von Gründungsunternehmen verschwunden: Das gehört zum normalen Gang des marktwirtschaftlichen Geschehens. Wobei die Betriebe selbst oft in anderer Form weiter bestehen. So wurde etwa mit dem Aufbau der Gießerei Georg Ch. C. Henschel schon 1810 der industrielle Grundstein gelegt für das Mercedes-Benz-Werk in Kassel. Es ist heute globales Kompetenzzentrum für Nutzfahrzeug-Achsen sowie elektrische Antriebssysteme von Daimler Truck.

Der Frankfurter Bremstechnik-Spezialist Alfred Teves (heute Continental-Konzern) sorgt unter anderem für neue Entwicklungen im Bereich der aktiven und passiven Fahrsicherheitstechnik.

Aus dem Optikspezialisten Ernst Leitz wiederum entwickelten sich Leica Microsystems, Leica Camera und Leica Geosystems – und Hexagon Metrology, ein Spezialist für 3-D-Koordinatenmessgeräte (einen aktiv-Bericht über die genaueste Messmaschine der Welt finden Sie unter aktiv-online.de/hexagon).

Buderus, ehemals eine der größten Gießereien Europas, wurde 2003 von Robert Bosch übernommen. Heute ist Buderus Guss führend im Bereich Bremsscheiben. Die Heiztechnik-Sparte wurde unter dem Markennamen Buderus erhalten, gehört nun zu Bosch Thermotechnik und überzeugt mit digitalen Lösungen. Oliver Barta, Leiter Personal von Bosch Thermotechnik, ist im Ehrenamt erster stellvertretender Vorsitzender des Arbeitgeberverbands und Verhandlungsführer in den Tarifrunden. Er betont: „Hessenmetall ist seit 75 Jahren am Puls der Zeit und trägt wesentlich dazu bei, dass die M+E-Industrie alle Herausforderungen meistert und sich immer wieder zukunftsfähig aufstellt.“

In Frankfurt wird jetzt ein neues Kapitel aufgeschlagen

Wie innovativ die Unternehmer oft waren, zeigt auch das Beispiel von Schmidtsche Schack in Kassel. Gründer Wilhelm Schmidt hatte vor über 100 Jahren die Vision, Energie so effizient wie möglich zu nutzen. Also erfand er einen sogenannten Dampfüberhitzer, der die Leistung von Dampflokomotiven erhöhte – bei geringerem Kohleverbrauch.

Einen wohl unvergleichlichen Wandel schließlich hat in den vergangenen 75 Jahren Siemens erlebt. Heute ist der Konzern führend in Technologien für Industrie, Infrastruktur und Mobilität. Mit seinem Neubau am Frankfurter Flughafen gestaltet Siemens den Übergang ins digitale Zeitalter. „Wir schlagen ein neues Kapitel auf, das für die Zukunft in Frankfurt steht“, erklärt Rainer Welzel dazu, Personalleiter Siemens Frankfurt und Stuttgart. „Und mit Hessenmetall haben wir einen starken Partner an unserer Seite, der uns auf unserem Weg in die Zukunft so wie in der Vergangenheit begleitet.“

Zum 75-jährigen Jubiläum schildert der Verband seine Geschichte auf der neuen interaktiven Webseite „Rückblicke in die Zukunft“: hessenmetall.de/75jahre

Innovative Unternehmen in Hessen

 

Maja Becker-Mohr
Autorin

Maja Becker-Mohr ist für aktiv in den Unternehmen der hessischen Metall-, Elektro- und IT-Industrie sowie der papier- und kunststoffverarbeitenden Industrie unterwegs. Die Diplom-Meteorologin entdeckte ihr Herz für Wirtschaftsthemen als Redakteurin bei den VDI-Nachrichten in Düsseldorf, was sich bei ihr als Kommunikationschefin beim Arbeitgeberverband Hessenchemie noch vertiefte. In der Freizeit streift sie am liebsten durch Wald, Feld und Flur.

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