Mehr als 1.600 deutsche Unternehmen sind international tonangebend in ihren Segmenten. Nach Schätzungen von Bernd Venohr, Unternehmensberater und Herausgeber des „Lexikons der deutschen Weltmarktführer“, bringen es diese Champions zusammen auf einen globalen Jahresumsatz von rund 2 Billionen Euro und beschäftigen mehr als acht Millionen Mitarbeiter.

Manche Weltmarktführer sind börsennotierte Konzerne und entsprechend bekannt. Doch die Mehrheit bilden mittelständische Familienbetriebe, die sich fernab der Metropolen in kleinen, mitunter skurrilen Nischen behaupten.

Im Folgenden stellen wir Ihnen zehn der verblüffendsten Weltmeister vor, die in der Weltmarktführer-Datenbank der Weissman-Gruppe und von dem Wirtschaftsexperten Hermann Simon, Autor des Buchs „Hidden Champions des 21. Jahrhunderts“, gelistet werden.

Weltmarktführer für Bierdeckel: Katz-Gruppe, Weisenbach (bei Karlsruhe)

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Die Firma Katz (AKTIV berichtete) aus Weisenbach stellt mehr als drei Milliarden Bierdeckel im Jahr her – und gilt damit als Weltmarktführer in ihrem Segment. Etwa 60 Prozent aller Untersetzer auf der Erde kommen aus Weisenbach. 1903 begann dort die Produktion von „Faserguss-Untersetzern“. Gegründet wurde das Unternehmen bereits 1716 als Sägewerk. Später wurden vor allem Telegrafenmasten und Eisenbahnschwellen hergestellt. Heute sind in Weisenbach rund 150 Mitarbeiter beschäftigt. 

Weltmarktführer für Kuckucksuhrwerke: SBS-Feintechnik, Schonach (Schwarzwald)

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Die Kuckucksuhr ist wohl der deutsche Souvenir-Schlager schlechthin. Etliche Schwarzwald-Touristen wollen einfach nicht mehr ohne ein Exemplar zurück nach Hause. Natürlich sitzt im Schwarzwald auch der Weltmarktführer für mechanische Kuckucksuhrwerke: die vor mehr als 150 Jahren gegründete Firma SBS-Feintechnik aus Schonach mit rund 300 Mitarbeitern. Ihre Uhrwerke lassen den Ruf des Kuckucks zu jeder halben und vollen Stunde ertönen. Ihre Antriebe helfen aber nicht nur dem kleinen Vögelchen auf die Sprünge, sondern auch winzigen Bläsern oder tanzenden Schwarzwald-Mädels.

Weltmarktführer für Wasserski-Seilbahnen: Rixen Cableway, Bergkirchen (Oberbayern)

Foto: Rixen Cableways

Bis in die 60er-Jahre war Wasserski-Fahren ein teures Vergnügen. Ohne Motorboot ging nichts. Dann kam der junge Ingenieur Bruno Rixen auf die Idee, die Sportler mit einer Seilbahn ähnlich den Schneeskiliften in Fahrt zu bringen. Rixen tüftelte lange, bis seine Vision Wirklichkeit wurde. 1966 verkaufte er endlich die erste Wasserski-Seilbahn nach Spanien. Mittlerweile gibt es weltweit mehr als 250 Anlagen von der Firma Rixen Cableways aus dem oberbayerischen Bergkirchen. Das Unternehmen ist Weltmarktführer auf seinem Gebiet – und Bruno Rixen hat das Wasserski-Fahren zum Massensport gemacht. 

Weltmarktführer im Orgelbau: Johannes Klais Orgelbau, Bonn

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Ob im Kölner Dom (Bild oben) oder im Nationaltheater von Peking: Vielerorts auf der Welt erklingen Orgeln von Johannes Klais Orgelbau. Gegründet wurde das Unternehmen 1882 von Johannes Klais, mittlerweile wird es von seinem Urenkel Philipp Klais geleitet. Die Exportquote der Manufaktur mit 65 Mitarbeitern beträgt 40 Prozent. Manchmal werden die Orgeln aber auch zum Firmensitz nach Bonn transportiert – wie etwa 1975, als eine Bambus-Orgel aus den Philippinen dringend restauriert werden musste. 

Weltmarktführer für Fliegenfänger: Aeroxon Insect Control, Waiblingen (Schwaben)

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Der beleimte Papierstreifen gehört zu den Klassikern im Sortiment von Aeroxon Insect Control aus dem schwäbischen Waiblingen. Insekten rund um den Globus dürften das Familienunternehmen verfluchen, denn: Es ist Weltmarktführer bei Fliegenfängern. Aber auch Motten, Ameisen oder Silberfischchen haben die Mitarbeiter den Kampf angesagt. 2014 lag der Umsatz der Schädlingsbekämpfer bei rund 28 Millionen Euro. Exportiert wird in 35 Länder der Erde. 

Weltmarktführer für Bühnenvorhänge: Gerriets, Umkirch (Schwarzwald)

Foto: Gerriets

Große Theater brauchen große Vorhänge. Und die kommen in der Regel aus Umkirch bei Freiburg, wo Gerriets sitzt. Rund 180 Mitarbeiter sind bei dem Weltmarktführer im Handel mit bühnentechnischen Vorhängen beschäftigt. Sie haben schon für die Metropolitan Opera in New York, das Royal Opera House in London oder das Theater auf dem Kreuzfahrtdampfer „Queen Mary II“ gearbeitet. 1946 gründete Hans Gerriets das Geschäft mit schwer entflammbaren Bühnentextilien und weitete sein Sortiment nach und nach aus. 

Weltmarktführer für Saunaanlagen: Klafs, Schwäbisch Hall

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Nicht etwa aus Schweden oder Norwegen, sondern aus Schwäbisch Hall kommt der Weltmarktführer für Saunaanlagen. 1952 begann Firmengründer Erich Klafs damit, seine vorgefertigten Saunen mit dem eigenen Auto und einem kleinen Transportanhänger auszuliefern. Heute bringt die Firma mit fast 800 Mitarbeitern und rund 100 Millionen Euro Umsatz (Stand: 2014) Menschen in vielen Ländern der Erde ins Schwitzen. 

Weltmarktführer für Wettkampf-Trampoline: Eurotramp, Weilheim an der Teck (bei Stuttgart)

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Es war der amerikanische Turner George Nissen, der in den 20er-Jahren das Trampolin erfand und es später mit seiner eigenen Firma vermarktete. Der Weltmarktführer für Wettkampftrampoline kommt jedoch aus Weilheim an der Teck unweit von Stuttgart: Die Firma Eurotramp wurde 1960 von Kurt und Rose Hack als kleiner Handwerksbetrieb gegründet. Und heute exportieren die rund 60 Mitarbeiter ihre Trampoline in mehr als 80 Länder der Erde. Sogar zu den Olympischen Spielen haben es die schwäbischen Sprunggeräte geschafft.

Weltmarktführer für Megajachten: Lürssen Werft, Bremen

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Mit einem fünf Meter langen Ruderboot fing im 19. Jahrhundert alles an. 2013 dann baute die Lürssen Werft die längste private Jacht der Welt. Die 180 Meter lange „Azzam“ soll von einem saudischen Prinzen für rund 500 Millionen Euro gekauft worden sein – inklusive Hubschrauberlandeplatz. Die Bremer Werft mit mehr als 1.400 Mitarbeitern gilt als Weltmarktführer für Megajachten. Jedes Exemplar ist ein Unikat und sündhaft teuer. 

Weltmarktführer für Blumenerde: ASB Grünland, Stuttgart

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Die Produkte von ASB Grünwald sind in jedem Fall günstiger als die der Lürssen Werft: Das Unternehmen mit Sitz in Stuttgart und Produktionsstätten in acht Ländern ist Weltmarktführer in Sachen Pflanzenerde und Dünger. Rund 70 Millionen Euro Umsatz pro Jahr erwirtschaftet die Firma, die Helmut Aurenz 1958 mit einer wegweisenden Idee gründete: Als Erster verkaufte er Blumenerde in Tüten und bot sie Lebensmittelläden an. Aus dem Ein-Mann-Betrieb ist ein Mittelständler mit mehr als 300 Mitarbeitern geworden.