Bad Neuenahr-Ahrweiler. Mit Freude greift Amjad Rashwani (27) zu Kittel, Handschuhen und Sicherheitsbrille. Stolz zeigt er seinen Arbeitsplatz an der Abfüllanlage beim Lack- und Farbenhersteller Jansen in Ahrweiler. Eine große Palette leerer Dosen steht für ihn schon zur Bearbeitung bereit.

Sieben Wochen lang ist Rashwani als Berufspraktikant bei Jansen und durchläuft die Abteilungen des Betriebs. Sein Betreuer Hatem Bourkhis stammt aus Tunesien und kann ihm technische Details auf Arabisch erklären. „Ich bin sehr dankbar“, sagt Rashwani. „Das Praktikum ist eine große Chance für mich.“

Sie lernen Deutsch und wollen arbeiten

Vor gut acht Monaten sah seine Welt noch anders aus: Aus Damaskus im Süden Syriens flüchtete er alleine nach Deutschland. Der Weg war beschwerlich, führte über den Libanon, die Türkei, den Balkan. Mal zu Fuß, mal per Boot und mit der Bahn. Rashwani weiß: In seine Heimat kann er nicht mehr zurück. „Wäre ich geblieben, hätte die Armee mich eingezogen. Dann hätte ich kämpfen müssen.“

In Rheinland-Pfalz will sich der 27-Jährige ein neues Leben aufbauen. Er lernt fleißig Deutsch und hofft auf ein Bleiberecht samt Arbeitserlaubnis. „Ich will unbedingt arbeiten“, sagt er. Das Zeug dazu hat er allemal: In Syrien studierte er Chemie und war bereits Leiter der Qualitätssicherung eines Lebensmittelbetriebs.

Arbeiten, das ist auch der Wunsch von Jamil Kassab: Der 36-jährige Syrer entschied sich im Herbst 2015, die umkämpfte Stadt Aleppo zu verlassen. Zusammen mit seiner Frau und seinem Kind. „Die Entscheidung zu gehen und so alles zu verlieren, fiel uns sehr schwer“, berichtet Kassab. Er war Verkaufsleiter bei einer internationalen Versicherungsgesellschaft. Es ging ihnen gut – bis der Krieg ausbrach. „Mir wurde klar: Was zählt, ist die Sicherheit meiner Familie“, sagt er.

Jansen Lacke unterstützt auch ihn bei seinem Neustart. Kassab durchläuft ein sechswöchiges Training in der Export-Abteilung. Und kümmert sich um Aufträge und Zollabfertigungen. Sachbearbeiterin Karin Ewald hilft ihm, wo sie kann. „Er ist eine tolle Bereicherung, zielstrebig und motiviert“, schwärmt sie.

Mit der Referenz will Kassab einen festen Job finden. Arbeit ist für ihn der Schlüssel zur Integration – nebst Sprache. „Beim Praktikum habe ich mehr Deutsch gelernt als in jedem Kurs“, versichert er und appelliert: „Es wäre schön, wenn uns mehr Firmen frühzeitiger eine Chance geben würden.“

Für Firmenchef Peter Jansen war es selbstverständlich, aktiv zu werden. Obwohl die Möglichkeiten in seinem 75-Mann-Betrieb begrenzt sind und die bürokratischen Hürden hoch.

„Wir zählen in der Region zu den wenigen Industrie-Arbeitgebern. Von Anfang an war es deshalb unser Wunsch, Flüchtlingen zu helfen.“ Die Praktika sind eine Kooperation mit dem Flüchtlingsnetzwerk Altenahr, dem Jobcenter und örtlichen Behörden.