Berlin. Wir brauchen mehr IT-Spezialisten, Ingenieure, Ärzte aus dem Ausland. Dafür soll das neue Einwanderungsgesetz sorgen, für das die Große Koalition noch in diesem Jahr einen Entwurf vorlegen will. Indes flattert diese völlig überraschende Nachricht durch Germany: Wir sind als Arbeitsort für internationale Fachkräfte interessant wie nie!
Das fand die Boston Consulting Group heraus, eine große Unternehmensberatung. Sie hatte 366.000 Arbeitnehmer in 197 Ländern befragt. Deutschland belegt bei internationalen Fachkräften inzwischen Platz zwei auf der Beliebtheitsskala, gleich hinter den USA. 2014 wies eine vergleichbare Studie noch Rang vier aus.
Dass gut qualifizierte Ausländer interessiert nach Deutschland blicken, ist für viele Betriebe ein Hoffnungsschimmer. Laut einer Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft in Köln fehlen bundesweit derzeit rund 440.000 qualifizierte Arbeitskräfte. Das bremse die Wirtschaftsleistung um bis zu 30 Milliarden Euro, allein in diesem Jahr.
In der Software-Entwicklung, Programmierung oder in der Energietechnik bleiben offene Stellen durchschnittlich fünf Monate lang unbesetzt, bis ein geeigneter Kandidat gefunden ist.
Wir entwickeln uns zu „einem Magneten für internationale Talente“
Und aus Ländern außerhalb der Europäischen Union kamen im Jahr 2017 laut amtlicher Statistik nur 94.616 qualifizierte Fachkräfte zu uns – rein rechnerisch etwa eine Fachkraft pro 874 Einwohner.
Dass das Interesse ausländischer Spezialisten aber offenbar steigt, erklärt man sich bei der Boston Consulting Group so: Zum einen habe sich unsere Wirtschaft zuletzt gut entwickelt – und zum anderen habe sich Deutschland in Sachen Fachkräfte-Einwanderung aufgeschlossener gezeigt als andere Volkswirtschaften. „Deutschland entwickelt sich zu einem echten Magneten für internationale Talente“, so formuliert es Professor Rainer Strack, Experte für Human Resources bei der Boston Consulting Group.
Unser Land stehe nicht nur auf der Beliebtheitsskala insgesamt auf Platz zwei, sondern auch bei den besonders gefragten Gruppen: Arbeitnehmern unter 30, Master-Absolventen, Promovierten und Digitalexperten. „Um diese Talente reißt sich die ganze Welt“, verdeutlicht der Professor.
Die bestehenden Einwanderungsregeln sollen einfacher und transparenter werden
Nun blickt die Wirtschaft gespannt nach Berlin, was wohl das neue Fachkräftezuwanderungsgesetz bringen wird. Ziel ist laut Koalitionsvertrag vor allem, die bestehenden Regeln einfacher und transparenter zu machen. Das ist im Sinne der Wirtschaft, denn, so heißt es bei der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände: Mittlerweile gebe es schon „sehr offene gesetzliche Regelungen“ zur Zuwanderung Qualifizierter. Wie etwa die „Blaue Karte EU“.
Was fehle, seien die „Voraussetzungen dafür, diese Regelungen schnell administrativ umzusetzen“. Sprich: Der große Bürokratie-Aufwand schreckt viele ab.
"Make it in Germany"
- Seit sechs Jahren gibt es vom Bundeswirtschaftsministerium im Internet ein spezielles Portal für ausländische Fachkräfte: unter make-it-in-germany.com. Hier gibt’s in vier Sprachen Informationen zum Beispiel zu Visumfragen, Stellenangeboten, Beratungsstellen und ganz allgemein zur deutschen Wirtschaft und Kultur.
- Ziel ist, internationale Fachkräfte für Deutschland als Lebens- und Arbeitsort zu begeistern. Die Interessenten können auf der Site auch gleich ausgesuchte Stellenanzeigen finden.
- Auch Unternehmen können sich hier informieren und auch gleich Stellenanzeigen schalten.
- Das Portal ist mit 200 inländischen und 140 ausländischen Institutionen verlinkt, etwa Beratungs- und Bildungseinrichtungen.