Braunschweig. Er sieht aus wie ein überdimensionierter Schornstein: der wuchtige, blau lackierte Extraktionsturm, mit dem in der Zuckerfabrik der Süßstoff aus den Zuckerrüben gewonnen wird. So etwas baut, im 161. Jahr ihres Bestehens, die Braunschweigische Maschinenbauanstalt.

BMA baut zum Beispiel auch die Apparatur für den Prozessschritt danach: einen 500 Tonnen schweren Trockner für Zuckerrübenschnitzel, 20 Meter hoch und 12 Meter im Durchmesser. Oder Zentrifugen. Insgesamt macht der Hersteller von Maschinen für die Zuckerindustrie rund 100 Millionen Euro Jahresumsatz – das ist mehr als doppelt so viel wie noch im Jahr 2003.

„Die Industrie wurde arbeitsteiliger”, sagt Rolf Mayer, seit 13 Jahren Vorstand des Unternehmens. Komplette Zuckerfabriken würden heute kaum noch von einem einzigen Lieferanten bezogen. Das bedeutet für BMA: Neuausrichtung der Unternehmensstrategie. Zwar bauen die Braunschweiger bis Ende 2014 den kompletten Hauptprozess einer Zuckerraffinerie im Irak. Insgesamt lautet der Trend: weg von der Fertigung kompletter Anlagen, hin zum Verkauf einzelner Maschinen, die bei den Kunden auf allen Kontinenten vor Ort integriert werden können.

Mit sieben Tochterfirmen beschäftigt die Gruppe weltweit 600 Mitarbeiter. „Wir haben eines der breitesten Sortimente auf dem Markt“, berichtet Mayer. Das Unternehmen ist derzeit voll ausgelastet, bildet über Bedarf aus und stellt jedes Jahr zwischen 5 und 10 Prozent neue Mitarbeiter ein.

Viele Mitbewerber würden sich nur noch auf Entwicklung, Beschaffung und Verkauf konzentrieren, sagt Mayers Vorstandskollege Uwe Schwanke. Ein Fehler, findet er. „Die Fertigung ist wichtiger Bestandteil von BMA. Nur so bleiben Effizienzgewinne und wichtiges Know-how im Haus.“ Dabei könne man sich auf zuverlässige Mitarbeiter in Braunschweig verlassen.

Wie etwa Sven Sindermann. Der Zerspanungsmechaniker steht an einer Maschine und dreht einen Antriebszapfen für eine Maschinenlieferung nach Polen. „Meine Stelle bei BMA ist sicher, das gibt auch mir Sicherheit“, sagt der 31-Jährige, der vor 17 Jahren schon als Lehrling hier anfing.

Die Zukunft sieht der Vorstand weiter positiv. So erschließe man neue Geschäftsfelder, etwa Anlagen zur Verarbeitung von Biomasse. Und: „Der weltweite Zuckerbedarf“, konstatiert Rolf Mayer, „steigt jedes Jahr um 2 bis 3 Prozent.”