Die Maschinen surren leise. Ein Roboterarm greift ein Werkstück und setzt es millimetergenau in die Fräsmaschine ein. Tim Schmidt schaut kurz auf den Monitor, nickt zufrieden und tippt eine neue Anweisung ein. Dann lehnt er sich zurück. „Jetzt läuft’s von allein“, sagt er.
Schmidt ist 25 Jahre alt, Zerspanungsmechaniker aus dem Landkreis Hildesheim. Er hat bei Indunorm gelernt, heute ist er ein wichtiger Teil des 30-köpfigen Teams in Bockenem. Und einer von vielen, die hier früh Verantwortung übernehmen. „Ich mache nicht jeden Tag das Gleiche. Keine Bandarbeit, viel Abwechslung. Und ich kann auch mal ins Büro – das ist für mich die perfekte Mischung“, sagt er.
„Keine Bandarbeit, und ich kann auch mal ins Büro – für mich die perfekte Mischung“
Tim Schmidt, Indunorm
Die Indunorm Fertigungstechnik ist ein Zerspanungsbetrieb mit angeschlossener Kunststoffspritzerei, ein Tochterunternehmen der Indunorm Bewegungstechnik mit Sitz im nordrhein-westfälischen Duisburg. Drehen, fräsen, bohren in Stückzahlen von 1 bis 20.000 – die Firma ist die klassische verlängerte Werkbank. Der Mann, der sie steuert, heißt Carsten Rock. Der 36-Jährige machte seine Ausbildung bei der Leichtmetallgießerei KSM Castings in Hildesheim, wechselte anschließend zu Indunorm. Heute leitet er den Familienbetrieb. „Wir machen kein großes Aufheben“, sagt Rock. „Wir liefern Qualität, zuverlässig und schnell.“
90 Prozent der Arbeitsplätze in der Fertigung bei Indunorm haben einen Monitor
In der Fertigungshalle arbeiten vor allem junge Leute. Fast alle haben hier gelernt, viele sind nach der Ausbildung geblieben. „Wir setzen bewusst auf Nachwuchs aus der Region“, sagt Rock. „Wir bilden selbst aus – und trauen unseren Leuten vom ersten Tag an was zu.“ Doch Nachwuchs zu finden, werde immer schwieriger, sagt der Geschäftsführer. Deshalb engagiert sich Indunorm im Verband Unternehmer Hildesheim und führt regelmäßig Schülergruppen durch die Produktion. „Wenn die erst mal gesehen haben, wie Hightech bei uns aussieht, sind viele begeistert“, sagt Rock.
Dabei hilft moderne Technik. 90 Prozent der Arbeitsplätze in der Fertigung sind mit Monitoren ausgestattet. Die Maschinen sind hochautomatisiert, Roboter übernehmen viele Aufgaben. Aber sie ersetzen niemanden – sie ergänzen. „Unsere Leute wissen: Die Roboter nehmen dir nicht die Arbeit weg. Sie geben dir Freiheit“, so Rock.
Max Saradeth, 23, steht an einer der modernsten Anlagen. Eine Fünf-Achs-Fräsmaschine, gekoppelt mit einem Indumatik-Roboter. „Das System läuft nach der Normalschicht allein weiter. Ich bestücke es tagsüber – und nachts arbeitet es autonom“, erklärt Saradeth. „Das spart Energie und Zeit.“
Auch bei der Organisation geht Indunorm neue Wege: Die Arbeitszeiten sind flexibel, der Schichtbetrieb ist so aufgebaut, dass die Roboter nach der Tagschicht weiterarbeiten können. „Das erhöht unsere Effizienz enorm“, erklärt Rock. „Und die Mitarbeiter sehen direkt, was sie bewegt haben.“ Das motiviert – und bindet. Viele der Stammkunden, vor allem aus dem Maschinenbau, schätzen genau das. „Unsere Kunden wissen: Wenn es schnell gehen muss, sind wir da“, sagt der Geschäftsführer.
Zur Weltleitmesse EMO lud Indunorm Kunden nach Bockenem ein
Künstliche Intelligenz war bislang kein großes Thema für Indunorm. Noch. „KI wird kommen. Aber nicht zum Selbstzweck“, sagt Rock. „Für uns zählt: Sie muss die Energieeffizienz verbessern. Dann bringt sie uns weiter.“ Das alles geschieht in einem Neubau, der in Bockenem seinesgleichen sucht: ein moderner Industriebau auf der grünen Wiese – hell, funktional, offen. „Wir wollten zeigen: Hier passiert Zukunft“, sagt Rock.
Genau deshalb lud das Unternehmen bei der letzten EMO nicht nur auf die Messe nach Hannover ein, sondern auch nach Bockenem. Kunden aus dem ganzen Bundesgebiet besuchten die Weltleitmesse der Produktionstechnologie – und fuhren anschließend zum Workshop bei Indunorm. „Es gab Einblicke in unsere Fertigung und einen Gastredner, der Impulse zum Thema Digitalisierung in der Zerspanung setzte“, berichtet Rock.
Und was macht Indunorm besonders? Der Geschäftsführer überlegt kurz. Dann sagt er: „Wir sind Familie. Und Hightech. Und wir wissen: Wer Verantwortung gibt, bekommt Engagement zurück.“ Und wer etwas geschaffen hat, der darf auch stolz auf das Erreichte sein.
In der Fertigung surrt es wieder. Tim Schmidt blickt auf das fertige Werkstück. „Man sieht genau, was man geschafft hat“, sagt er. Und greift zum nächsten Auftrag.
Zum Unternehmen
- Indunorm Fertigungstechnik wurde 2001 als Tochterunternehmen der Indunorm Bewegungstechnik gegründet.
- Das Unternehmen mit Sitz in Bockenem ist auf CNC-Fertigung und Kunststofftechnik spezialisiert.
- Mit seinen 30 Beschäftigten produziert es Kunststoffteile im Spritzgussverfahren unter anderem für Branchen wie Maschinenbau oder die Automobil-Industrie.

Werner Fricke kennt die niedersächsische Metall- und Elektro-Industrie aus dem Effeff. Denn nach seiner Tätigkeit als Journalist in Hannover wechselte er als Leiter der Geschäftsstelle zum Arbeitgeberverband NiedersachsenMetall. So schreibt er für aktiv über norddeutsche Betriebe und deren Mitarbeiter. Als Fan von Hannover 96 erlebt er in seiner Freizeit Höhen und Tiefen.
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