Berlin. Nur Belgien und Tschechien sind noch konsequenter bei der Wiederverwertung von Verpackungsmüll: Deutschland liegt laut EU-Statistik auf dem dritten Platz, mit einer Recycling-Quote von 71 Prozent. Diesen Wert wollen Wirtschaft und Politik jetzt steigern.
Mit dem Verpackungsgesetz, das die Regierung in den nächsten Wochen auf den Weg bringt, bekommen Handel und Hersteller ein wirksames Instrument in die Hand gegen Trittbrettfahrer.
Es geht um Firmen, die ihre Verpackungsmengen trickreich kleinrechnen, um Lizenzgebühren für das Recycling-System – den Grünen Punkt – zu sparen. Sie bürden der Masse ehrlicher Unternehmen zusätzliche Kosten von rund 200 Millionen Euro im Jahr auf.
Das soll eine zentrale Kontrollstelle mit rund 30 Mitarbeitern künftig verhindern. Sie wird getragen vom Bundesverband der Ernährungsindustrie, dem Handelsverband HDE, der Industrievereinigung Kunststoffverpackungen und dem Markenverband.
Die zusätzlichen Einnahmen könnten auch helfen, ein weiteres Ziel zu erreichen: mehr hochwertiges Kunststoffrecycling. Dafür sollen nicht nur die Sammelmengen gesteigert werden, etwa durch kürzere Entsorgungsrhythmen für den Gelben Sack beziehungsweise die Gelbe Tonne. Die Recyclingwirtschaft muss auch in größere Sortieranlagen investieren.
Fast die Hälfte des Mülls kommt aus Privathaushalten
Sortenreine Trennung der unterschiedlichen Wertstoffe: Auf diesem Gebiet sind deutsche Anlagenbauer Technologieführer. Acht der zehn weltweit innovativsten Unternehmen kommen aus der Bundesrepublik.
Nicht nur sie profitieren von einem steigenden Wertstoffaufkommen. Rund um die Kreislaufwirtschaft ist längst ein für viele Unternehmen lukrativer Rohstoffmarkt entstanden.
Insgesamt fallen bei uns jährlich 17,8 Millionen Tonnen Verpackungsmüll an, darunter 8,3 Millionen Tonnen aus Privathaushalten. Den größten Anteil haben Papier und Karton, gefolgt von Kunststoff und Glas.
Vor allem die Menge an Papier- und Kunststoffverpackungen wird wohl weiter deutlich steigen – wegen der vielen Singlehaushalte und veränderter Konsumgewohnheiten, etwa Onlineshopping und „Coffee to go“.